1. Berauschendes Verhängnis

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1. Berauschendes Verhängnis

„[...]And who do you think you are
Running 'round leaving scars
Collecting your jar of hearts
And tearing love apart [...]“

„hmm“, hauchte sie und zog noch einmal meinen Duft ein. Ich drückte sie fest an meine Brust und vergrub mein Gesicht in ihrem Haar. Fasziniert strich sie mir über die Brust. Sie hielt mich für einen Engel und ahnte nicht, dass ich ihr persönlicher Teufel war.

Erregt rieb sie ihren Körper an meinem. Berauscht von meinem Duft und Charme. Das wird nie langweilig, dachte ich grinsend. Ich meine, welchem Mann würde es nicht gefallen, dass lediglich seine Anwesenheit die Frauen um den Verstand brachte. Und letztendlich war ich auch nur ein Mann. Ob meine Verführungsstrategien fair waren, war eine andere Frage.

Ihr Herz raste und das Adrenalin strömte durch ihre Adern. Ich konnte es riechen. Ihr Körper ahnte das hier etwas nicht stimmte, doch gegen meinen betörenden Duft kam sie nicht an. Man könnte sagen, sie hatte das Bewusstsein verloren und handelte nur noch nach ihren Trieben. Und diese wollten eindeutig nicht mehr nur noch kuscheln.

Sie streckte sich, schlang ihre Arme um meinen Hals und wollte mich küssen.

Einen Moment hielt ich inne. Ach, scheiß drauf! Soll sie ihre letzten Sekunden noch mal schön verbringen. Und wer weiß wann ich erst wieder ein so heißes Opfer kriege, dachte ich und presste meine Lippen auf ihre. Sie stöhnte und wurde immer drängender, krallte ihre Finger in meine Haare und versuchte mich noch weiter an sich zu drücken.

Ich hörte mir noch einige ihrer rasenden Herzschläge an und schob sie dann leicht von mir. Langsam wanderte ich mit meinen Lippen von ihrem Kinn, über ihren Hals bis hin zu ihrem Dekolleté. Begeistert lehnte sie sich nach hinten, über meinen linken Arm den ich ihr um die Taille gelegt hatte, damit ich sie besser mit meinen kleinen Küssen überhäufen konnte. Mit geschlossenen Augen und leicht geöffneten Lippen lag sie nun in meinen Armen und fühlte sich wahrscheinlich wie im Himmel.

Doch je stärker ihre Erregung wurde, desto größer wurde auch mein Verlangen. Meine Fingerspitzen begannen taub zu werden und ein kribbeln ging durch meine Arme und Beine bis hin zu der Stelle an der sich mein Herz befinden sollte.

Los, sagte mir eine sehr bekannte aber trotzdem doch so fremde Stimme aus dem Nichts. Los! Tu es endlich!, die Stimme wurdeungeduldig und immer lauter. Ich wollte weder mich noch das Mädchen weiter quälen, denn sie begann schon alles was sie in die Finger bekam sich selber und mir vom Leib zu reißen. Beziehungsweise versuchte es so weit es ihr Zustand zuließ.

Trotz des kleinen Teiles in meinen Gedanken der dies verabscheute, wusste ich dass ich keine andere Wahl hatte. Es weiter hinaus zu zögern führte nur noch dazu dass die Stimme drängender wurde und das Unwohlsein und Verlangen in mir anwuchs. Ich durstete förmlich nach ihr.

Mit einer fliesenden Bewegung rammte ich ihr meine Finger in die Brust. Ohne Probleme zerschnitten sie ihr Fleisch und auch die Rippen an ihrem Brustkorb stellten kein Hindernis dar. Vorsichtig umschloss meine Hand ihr Herz welches immer noch wie verrückt pochte.

„Ah“, stöhnte sie leise und erschöpft. Sie spürte keinen Schmerz – dessen war ich mir sicher. Mein betörender Duft war tausendmal stärker als es ein Betäubungsmittel je hätte sein können. Langsam saugte meine Haut ihr Blut, welche aus ihrer Wunde quoll, auf. Jede einzelne Pore füllte sich mit ihrem Lebenselixier.

Mhmm, es hatte eine erfrischende Wirkung. Als würde man nach einer fünf tägigen Wanderung in der Wüste endlich auf Wasser stoßen. Gleichzeitig wärmte mich die noch warme Körperflüssigkeit von innen heraus, breitete sich in meinem Körper voll aus und verursachte ein wohliges Gefühl. Ich spürte wie meine Kräfte sich voll entfalteten.

Meine Muskeln spannten sich an, meine Sinne wurde schärfer und ich nahm wieder jede Kleinigkeit in meiner Umgebung wahr. Einige Ameisen die zwei Meter rechts von mir, auf dem Boden Sandkörner transportiert und dabei dumpfe Laute mit ihren Schritten hinterließen. Ich roch das frische Blut der Köchin aus dem Restaurant um die Ecke. Sie hatte sich mit einem Messer in den Finger geschnitten und fluchte jetzt leise vor sich hin. All der Lärm des Abendverkehrs schlug auf mich ein und half mir aus dem tranceartigen Zustand ins Hier und Jetzt zurück zu finden.

Das Mädchen in meinen Armen sackte nun zusammen und ich wusste, dass es bald so weit war. Mit der freien Hand nahm ich das Amulett aus meiner Jackentasche. Vorsichtig näherte ich es ihrer Brust - es fing schon leicht an zu pulsieren.Eine leichte, weiß schimmernde Aura aus ihrem Herz wanderte langsam zum blutroten Stein am Amulett. Es glühte und saugte alles auf, bis das Leben aus dem Mädchen in meinen Armen vollends wich und nicht mehr als Haut, Haare und Knochen übrig blieben.

Auch das hielt nicht lange, denn schon nach wenigen Sekunden zerfiel das schöne Geschöpf zu weißem Staub.

Ein Windhauch genügte um das Pulver aufzuwirbeln und fortzutragen.

Ich strich meine Kleider glatt und entfernte mich zügig von der einsamen Gasse, in die ich mein Opfer geführt hatte, ohne auch nur einen winzigen Beweis für das Geschehnis gerade eben zu hinterlassen.

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