1. Der große Tag - Teil 1

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Die ganze Sache begann im Frühjahr 2015, als ich noch dachte, dass alles in Ordnung wäre und dies ein ganz normales Schuljahr werden würde. Doch da hatte ich noch keine Ahnung, dass dieser Junge mein ganzes Leben auf den Kopf stellen würde.

"Zu spät Brüderchen! Wärst du mal früher aufgestanden" lachte meine große Schwester mich aus und schlug mir die Badezimmertür vor der Nase zu. Wütend klopfte ich gegen die Tür und bat sie natürlich freundlich sie aufzumachen.

"Annie, verdammt! Ich habe heute ein wichtiges Spiel! Mach sofort die Tür auf, sonst trete ich sie ein", drohte ich ihr. Ich hatte keine Scheu davor ernst zu machen.

"Was hast du gesagt? Ich kann dich nicht hören", antwortete sie gelassen darauf und betätigte den Duschkopf. Annie ist meine zwei Jahre ältere Schwester. Sie geht eigentlich auf ein College in Ohio, weshalb sie nur in den Semesterferien bei uns war, jedoch liebte sie es diese zu verlängern.

"Danny, kannst du bitte aufhören dich mit deiner Schwester zu streiten? Sie ist doch so selten hier. Außerdem kannst du ja auch nach deinem Spiel duschen gehen", bat meine Mutter mich. Ich gab mich schließlich geschlagen, da ich meiner Mutter selten irgendeine Bitte abschlagen konnte, wenn sie mich mit ihren Welpen-Augen ansah.

Ich folgte meiner Mutter in die Küche, wo bereits ein appetitlich aussehendes Frühstück, bestehend aus saftigen Pfannkuchen, frisch-gepresstem Orangensaft und geröstetem Speck, angerichtet war.

'Wenn ich mich schon nicht duschen konnte, dann gehe ich wenigstens mit vollem Magen in die Schule', dachte ich mir und nahm am liebevoll gedeckten Tisch Platz.

Mein Vater saß bereits am Esstisch und las gerade die Zeitung durch.

"Alyssa, sieh dir das mal an", rief er meine Mutter und deutete auf einen Artikel in der Zeitung, welche in ihm eine große Empörung auszulösen schien.

"Das oberste Gericht will die Homo-Ehe künftig in allen Bundesstaaten legalisieren" , las er laut vor und seufzte stark dabei.

"Warum muss das denn sein?", fragte meine Mutter, als sie den Artikel las.

"Warum wollen die das schöne Bild einer traditionellen, amerikanischen Familie zerstören?" beklagte Vater sich und nahm genervt einen Schluck von seinem schwarzen Kaffee.

"Ich würde nicht sagen, dass das mit Tradition zusammenhängt. Es ist einfach nicht normal", argumentierte meine Mutter.

"Anstatt, dass sie diesen Sündern nachgeben, sollte der Staat solchen Leuten lieber helfen, wieder auf die richtige Spur zu kommen", sagte mein Vater überzeugt und blätterte zur nächsten Seite.

Meine Eltern waren, wie die meisten unserer Gemeinde, sehr negativ gegenüber solchen Themen eingestellt. Man kann darüber denken was man will, aber ich finde, dass meine Eltern und die anderen, ihre Religion nur als Vorwand benutzen, um über solche Menschen zu urteilen. Aber in unserem kleinen Vorstädtchen, war das leider Gang und Gäbe.

Ich lebte nämlich in einem kleinen Vorort von Vicksburg, in Mississippi, im Süden der USA. Ein Ort, der sehr ländlich geprägt war, egal wohin man sah, gab es weite Felder, idyllische Farmen und ästhetische Naturflächen zu betrachten.

Eigentlich eine schöne Sache, jedoch ist dieser Bundesstaat auch sehr konservativ. Nicht selten kam es vor, dass Menschen anderer Religion, Hautfarbe oder Sexualität, diskriminiert wurden. Es war ganz und gar nicht schön, in so einem Umfeld aufzuwachsen.

Ich hoffte sehr, dass ich eines Tages wie meine Schwester, dem hier entfliehen könnte.

"Jedenfalls bin ich froh, das wenigstens unsere Kinder normal sind", meinte meine Mutter und war gerade dabei sich etwas von dem Speck zu nehmen.

Smells like Summer RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt