Er stutzt. Es sind Schritte zu hören. Nicht zu laut, aber doch bestimmt und geradlinig. Ihr Echo wird lauter. Sie kommen näher. Es besteht kein Zweifel.
„In Position!" zischt der Mann seinem Gegenüber zu. Ihr Abstand besträgt zirka fünf Meter. Dieser antwortet, indem er mit einem inbrünstigen „Verstanden" den Rücken noch ein wenig gerader macht, als er schon ist, und das Kinn etwas hebt.
Es ist Nakahara Chuya, der aus dem Halbdunkel hervortritt und durch das riesige, moderne, in schwarzem und weißem Marmor gehaltene Foyer der Hafenmafia schreitet.
Die beiden Männer, die, groß und stattlich gebaut, in ihren typisch schwarzen Anzügen und den dazu passenden schwarzen Sonnenbrillen, den Ausgang kontrollieren, schlucken kurz.
„Einen schönen Tag!", wünschen sie ihm, als er tonlos an ihnen vorbeigeht und sich die gläserne Schiebetür für ihn öffnet.
Chuya bleibt vor dem Eingang, der von zwei weiteren kräftigen Mafiamitgliedern beaufsichtigt wird, stehen und schaut hoch zum Himmel. Große, graue Wolken sind aufgezogen, die sich mehr und mehr vor die Sonne schieben und auch ihre letzten Strahlen zu erdrücken versuchen.
„Tsk, und dass, obwohl es heute Morgen doch noch so schön war", murmelt der Rothaarige. „Oder nicht?" Er dreht sich zu einem der beiden Männer.
„Es soll am Nachmittag Regen geben", erwidert dieser ohne eine Miene zu verziehen.
„Aha ..." Chuya schmollt.
Mann, und dass an meinem freien Tag ...
Er schiebt sich den Hut zurecht. „Ich hoffe, ihr habt nen Schirm dabei!", sagt er zum Abschied grinsend und schickt sich an zu gehen.
„Einen schönen Tag noch, Chuya-san", antworten die beiden. Ihre Mundwinkel formen ein kaum bemerkbares Lächeln.
Die wärmende Sonne von vorhin ist nun vollständig hinter den dunklen Wolken verschwunden. Die Luft ist mild und eine kühle Brise weht. Die Kokusai-Ōdori, eine Hauptstraße in Minatomirai, ist dicht befahrenen. Auf den Bürgersteigen kommen ihm junge Pärchen und Eltern mit ihren Kindern entgegen. Vereinzelt auch Jungen oder Mädchen in Schuluniformen. Zu seiner rechten befindet sich der kleine Vergnügunspark Yokohama Cosmo World. Heute scheinen nicht viele Besucher da zu sein. Als er über die angeschlossene Kokusai-Brücke schlendert, kommt er der Hauptattraktion des Parks näher: dem Cosmos Clock 21-Riesenrad. Es leuchtet in allen Regenbogenfarben abwechselnd auf, während es gemähchlich Runde um Runde dreht. In Neongrün zeigt es jetzt außerdem die Uhrzeit an - es ist 14:57 Uhr.
Schon so spät ...
Etwas weiter in der Ferne, auf der linken Seite, erkennt er das Cup-Noodle-Museum. Eine Schulklasse, angeführt von ihrem Lehrer, überquert gerade die Straße dorthin.
Chuya seufzt und schlägt den Weg nach rechts ein, der in Richtung Akarenga Souko, dem roten Backsteinhaus führt. Seine von kurzen, schwarzen Handschuhen umhüllten Hände stecken in den Vordertaschen seiner schwarzen Hose. Er hatte gerade ein Meeting mit dem Boss.
Eigentlich hätte er nach den beiden erfolgreich abgeschlossenen Missionen von letzter Nacht keinen Grund gehabt ins Hauptquartier zu gehen, denn die Berichterstattung fällt in den Aufgabenbereich der Vorgesetzten. In seinem Fall ist dies erstens Ozaki Kouyou, die die erste Mission zu leiten hatte. Sie ist eine wunderschöne junge Dame, die ihre langen fuchsfarbenen Haare immer zu einer vom Nihongami, einer traditionellen japanischen Frisur, inspirierten Haartracht mit auffälligem Haarschmuck trägt. Ihr kostbarer Kimono mit Überwurf ist eine Mischung aus Schwarz, Weiß und Pink, der von einer weiß umrahmten bordeauxroten Schleife zusammengehalten wird. Durch ihr hervorstechendes Make-up, bestehend aus pinkfarbenem Lidschatten und Lippenstift und den kirschroten Nägeln, das ihre vornehme Blässe im Gesicht und an den Händen betont, zieht sie die Blicke auf sich. Ihre elegante, wenn auch etwas zu auffällige Erscheinung und besondere Art ihre Worte zu wählen, lassen sie wie eine hochrangige Kurtisane aus der Edo-Zeit wirken. Jedoch zählen neben ihrer einzigartigen Schönheit auch ihre Manieren und Gesellschaftsfähigkeit zu ihren Stärken. Zudem verfügt sie mit ihrem Golden Demon, einer kämpferischen Dämonin in Kimono und langen Haaren, über eine äußerst mächtige übernatürliche Fähigkeit. Seit Chuya vor drei Jahren zur Mafia gestoßen ist, ist sie ihm als eine Art Mentorin zugeteilt. Auf Grund des geringen Altersunterschieds von nur vier Jahren, wird sie von ihm und Dazai nur liebevoll Ane-san genannt.
DU LIEST GERADE
Streunende Herzen
FanfictionDiese Geschichte spielt einige Tage bevor sich Dazai, Oda und Ango ein letztes Mal als Freunde im Lupin treffen, um zusammen zu trinken und die Ereignisse um Mimic ihren Lauf nehmen. Es geht um die Beziehungen zwischen Dazai, Oda, Ango, Chuya und Ak...