Freedom

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Mühsam schlage ich die Augen auf. Diese grausame Röhre über meinem Bett, die eigentlich Licht spenden soll, blendet mich heftig und ich kneife die Augen zusammen. Ich weiß, wo ich bin und ich entwickle schon wieder diesen riesigen Hass gegen Krankenhäuser. Ärzte, Spritzen, Medikamente, ich hasse es!

Ich spüre eine Hand in meiner. Schon im Traum habe ich sie bemerkt, aber nicht gedacht, dass es Realität ist. Wer würde mich denn schon im Krankenhaus besuchen? Langsam drehe ich meinen Kopf zur Seite, um zu sehen, wer denn neben mir sitzt. Böser Fehler. Ein schrecklicher Schmerz durchfährt meinen Kopf und ich stöhne auf vor Schmerz. Dennoch erblicke ich Rain neben meinem Bett.

" Hey...", flüstert sie ganz sanft und nimmt meine Hand in ihre beiden Hände.

"Ganz ruhig, bewege dich nicht.", ihre Stimme war ein Hauchen. Ich sehe, wie sie den roten Knopf drückt, wahrscheinlich um den Schwester Bescheid zu geben. Vorsichtig streicht sie über meinen Handrücken.

Meine Augen verengen sich zu Schlitzen. Sie hat gerade nicht wirklich diesen scheiß roten Knopf gedrückt. "Ich könnte dich gerade hauen, weißt du das?", murmle ich mit kratziger Stimme.

"Ich weiß. Aber ich muss wenigstens Bescheid geben, dass du nach der ganzen Zeit wieder da bist. Rede nicht, Süße.", ihre Stimme ist ganz weich und sanft, als würde sie denken sie kann mir mit ihren Worten weh tun.

"Wie fühlst du dich?", fragt sie mich auf einmal.

"Als wäre ich von einem Laster überfahren worden und dann von den Toten wieder auferstanden. Also eigentlich wie immer.", witzle ich und muss mir ein Lachen verkneifen, weil ich jeglichen Schmerz verhindern will. Ich schaue sie an. Ich weiß, dass meine Augen leer wirken. So ist es schon immer gewesen. Doch ich will Rain nicht so anschauen, will sie nicht mit meinem Schmerz belasten. Einfach mal glücklich sein und den Moment genießen. Es muss dumm in so einer Situation klingen, aber so ist es nun mal. Ich weiß genau, dass sie mich aus der Hölle, die meine Mutter errichtet hat, heraus geholt hat. Aber ich wollte nicht, dass sie das erfährt. Nur leider ist mir kein anderer Ausweg eingefallen.

"Es tut mir leid.", flüstere ich und schaue sie an, wechsle dann aber das Thema, "Wie lange bist du schon hier?"

"Oh, du hast mir einen richtigen Schrecken eingejagt, Miss Parker.", leise lacht sie auf. Dann streicht sie mir ganz vorsichtig über die Wange, zieht meine Hand damit ein wenig an sich.

"Ich bin erst gegangen, weil ich dir nicht helfen konnte. Ich wusste nicht, wie ich dich von diesem Schmerz befreien kann.", traurig schaut sie auf den Boden, " Aber dann ist mir bewusst geworden, dass ich bei dir sein muss. Dass ich hier sein will, wenn du aufwachst. Ich meine, deine Nachricht hat mir gezeigt, dass du mir ja irgendwo vertrauen musst. Ich dachte es wäre ganz okay, wenn ich dann bei dir bin.", dann legt sich auf einmal ein Lächeln auf ihre Lippen.

" Wenn du hier raus bist, weißt du, was wir dann machen?", sie grinst mich an, ihre Augen scheinen sogar ein wenig zu leuchten.

"Es ist komisch. Ich fühle mich in deiner Gegenwart einfach...sicher und...verstanden. Und es ist ok, wenn du gehen möchtest, um einen freien Kopf zu bekommen, solange du wieder kommst. Aber komm, erzähl mir was wir machen!", ich muss ebenfalls grinsen und mustere sie erwartungsvoll.

"Ich freue mich, das du dieses Gefühl in meiner Gegenwart hast. Das klingt... schön. Und, nein, ich gehe nicht. Ich bleibe hier.", Rain zeigt auf ihre Augen

"Hab schon einen Weg.", sie grinst mich an, ehrlich.

"Ich werde dir meine Welt zeigen. Ich werde dir zeigen, was es heißt, einfach Frei zu sein... Wenn du diese Welt sehen willst.", sie sieht mich an, ernst aber doch irgendwo liebevoll.

"Ich muss ehrlich sagen, ich hab Angst davor, deine Welt zu sehen. Keine Ahnung, wie es ist zu fliegen, einfach frei zu sein. Das Gefühl wurde mir vor langer Zeit genommen. Stück für Stück ist die meine Freiheit gestorben. Ich habe Angst, dass mir der Boden unter den Füßen wieder weg bricht, dass mir dieses 'Frei sein' wieder genommen wird. Denn wenn das passiert, und das ist mein voller Ernst, dann will ich nicht mehr sein.", sage ich. Meine Stimme wackelt, aber ich meine es bitter ernst. Ich würde nicht mehr leben wollen. Ein Leben ohne Freiheit ist kein Leben. Es ist ein ewiges vor sich hin vegetieren, bis man schließlich erlöst wird. Und darauf will ich nicht warten, ich will nicht mehr so leiden.

"Du brauchst keine Angst davor zu haben. Denn die Freiheit die du dadurch gewinnen wirst, wird dir niemand mehr wegnehmen können.", flüstert sie, hält meine Hand ein wenig fester, "Deine Freiheit wird nicht mehr sterben, Val. Diese Freiheit ist da und du kannst sie haben. Es nimmt dir keiner weg."

"Das hab ich damals auch gedacht. Doch alles was du auf dieser Welt bekommen kannst, kann dir auch wieder genommen werden, Rain. Und ich denke, dass weißt du.", antworte ich ihr, sehe sie an, vielleicht ein wenig traurig. Mag sein, dass ich alles ein wenig pessimistisch sehe, aber es ist die Wahrheit. Meine Wahrheit.

"Val, das stimmt. Das mag sein, aber diese Menschen und diese Orte, die ich dir zeigen werde - die bleiben. Und so schnell wirst du mich auch nicht wieder los.", sie lächelt mich an.

"Gib mir einfach die Chance, dich in mein Leben mit einzubeziehen."

Eine ganze Weile schweige ich und denke nach. Es ist schwierig für mich an ihre Worte zu glauben, doch ich will es versuchen. "In Ordnung.", murmle ich, schließe die Augen und versuche mich zu entspannen.

"Das klingt gut. Ich danke dir dafür.", an ihrer Stimme höre ich, dass sie lächelt.

"Du siehst aus als könntest du grade einen Joint gebrauchen.", sie lacht leise.

"Vielleicht darf ich ja aufstehen und einen klitzekleinen Spaziergang im Hinterhof machen?", frage ich mit großen Augen und Dackelblick. Innerlich muss ich lachen, weil ich mir vorstellen kann, wie dämlich das Aussehen muss.

"Ich hoffe es. Soll ich mal wen suchen gehen?", fragt sie mich, auch wenn ich mir sicher bin, dass sie weiß, dass ich eigentlich gar nicht aufstehen sollte.

Authors note:

Freiheit. Für sie lohnt es sich zu kämpfen. Für sie lohnt es sich zu fallen. Doch wer definiert Freiheit. Für jeden ist sie unterschiedlich. Wie das Leben endet, kann dir niemand sagen. Eine wichtige Person in meinem Leben hat mal gesagt: Der Weg den du gehst ist von Anfang an vorgeschrieben. Es liegt an dir, was du daraus machst.

Freiheit heißt fliegen. Wer fliegt, der fällt. Wichtig ist, dass man wieder aufsteht.

Ich wünsche euch noch einen schönen Abend.

JenWoxx 

She's like hell (GirlXGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt