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??? Pov.
Mühsam versuchte ich meine Augen zu öffnen. Ich schaffte es erst nach einigen Minuten mich aus der drückenden Schwärze zu befreien. Ich lag in warmen Sand. Meinen dröhnenden Kopf zur Seite gedreht sah ich einfach nur gelben Sand, aber ich roch, dass hier irgendwo Wasser sein müsste und als ich diesen Gedanken hatte, spürte ich sogleich eine Welle an meinen Beinen vorbei gleiten. Es fühlte sich erfrischend, aber auch eisig kalt an. Ich zitterte. Das grelle Licht, welches vom Sand reflektiert wurde stach mir noch mehr in die Augen, als ich mich versuchte aufzurichten. Ich scheiterte kläglich und sank erschöpft wieder zu Boden, nicht ohne ein Stöhnen von mir zugeben. Ich wollte vor Erschöpfung schon meine Augen schließen, als ich sah, wie Schuhe immer näher kamen.

Die Person hockte sich, als sie bei mir war, zu mir herunter. Sie strich mir vorsichtig eine Strähne, von meinen braunen Haaren, welche mir nass im Gesicht kleben, beiseite. Ich erkannte, dass die Person ein Junge war, aber das auch nur verschmommen. Mein Sichtfeld wurde immer kleiner, klarte wider auf, um dann noch kleiner zu werden. Der Junge sprach mich an. Ich verstand nicht was er wollte. Ich schaute ihn die ganze Zeit an oder versuchte es zumindest. Bevor ich mich ganz in das schwarze Nichts verabschiedete, meinte ich flüsternd: ,,Nico di Ang...".

Mal wieder schlug ich vorsichtig meine bleischweren Augen auf. Dieses Mal war es nicht so hell, wie am Strand, wo ich dem Jungen begegnet war. Auch fühlte ich mich deutlich fitter, als zuvor, weshalb ich mich hochdrücken wollte, um mir eine Übersicht zu verschaffen. Dies wurde aber direkt von jemandem unterbunden. Es lag eine warme, weiche, aber auch kräftige Hand auf meiner Schulter. Als ich zu dieser sah und über den Arm zum dazu passenden Gesicht wanderte, erkannte ich, dass es sich wieder um einen Jungen handelte. Es war ein Junge, welcher blaue Augen und blonde Haare hatte. Zudem sah er irgendwie nach einem Griechen aus. Er war bestimmt ein Frauenheld.
Er lächelte mich an.
,,Hey. Ich bin Will Solace. Wie geht es dir? Wie heißt du?",,Ich heiße Bella. Ganz gut denke ich. Mein Kopf brummt etwas, aber sonst ganz gut.", antwortete ich ihm schief grinsend und wollte mich wieder aufsetzen. Dieses Mal ließ der Junge, welcher Will hieß, es zu. ,,Wo bin ich hier eigentlich und wie bin ich hier her gekommen?", wollte ich wissen, als ich schließlich saß. Meine erste Frage konnte ich mir jedoch schnell beantworten. Ich war in einer Art Krankenzelt oder so. Zumindest waren hier einige Feldbetten aufgestellt, sowie eben meines und hier und da sah ich andere Verletzte. Eine Mädchen, welches spanischer Herkunft schien und etwa 12 Jahre alt aussah, hatte einen dicken Verband um ihren Arm gewickelt und schlief auf die Seite gedreht. Ein anderes Kind, es sah aus wie ein Junge im Teenageralter, hatte schwarze zottelige Haare und humpelte zu seinem Bett. Hier und da war auch ein leises Stöhnen oder Krätzen wahrzunehmen und es liefen viele Teenager umher, welche die anderen versorgten. Gab es hier keine Erwachsenen, die das Taten? Warum sind soviele verletzt?
Aus meinen Gedanken wurde ich schließlich gerissen, als Will mit seiner Hand vor meinem Gesicht herumwedelte und mich laut ansprach. Ich zuckte zusammen und starrte ihn an. Wann war ich so schreckhaft geworden? So kannte ich mich garnicht.
,,Du bist hier in der Krankenhütte. Hauptsächlich von mir und meinen Geschwistern geführt und du bist in Camp Halt Blood. Einem Camp für Teenager wie dir." Er machte eine kurze Pause, sah mich dabei eindringlich an und seufzte, als Sprache er mir sein Mitleid aus. ,,Aber was das hier genau ist, sollte dir Chiron, der Campleiter, später mitteilen. Erstmal musst du dich aber ausruhen. Zu deiner anderen Frage: Wie du ins Camp gekommen bist weiß ich nicht, vllt aber du und in unsere Krankenhütte würdest du von Jason gebracht. Dem blonden Typen, falls du dich noch daran erinnern kannst." Er lächelte wieder. Er war einfach wie die aufgehenden Sonne. Immer fröhlich, aber dennoch sah man in seinen Augen, dass ihn etwas sehr traurig stimmte.,,Danke, Will. Vielen Dank. Ja ich kann mich an den Jungen noch erinnern, auch wenn ich seinen Namen bis eben nicht kannte, aber wie ich hierher ins Camp gekommen bin weiß ich nicht. Das letzte woran ich mich erinnern kann, bevor ich hier war ist, dass ich mit meinen einkaufen war. In California.",,Oh. So große Gedächtnislücken hatten wir noch nie bei Neuzugängen. Aber du hattest laut Jason einen Namen gesagt, bevor du bewusstlos wurdest. Kannst du dich daran noch erinnern?", sagte er erstaunt und kratzte sich am Kopf. ,,Das kriegen wir schon hin", fügte er eher zu sich, als zu mir hinzu.
,,Äh... Ja ich glaube Nico di Angelo. Aber ich weiß nicht warum ich seinen Namen kenne. Ich weiß nicht wer das ist.", sagte ich und versuchte mich krampfhaft daran zu erinnern, warum ich diesen Namen gesagt hatte. Will nickte nur seufzend.
Weiter erklärte er mir, dass wenn ich mich heute Abend immer noch gut fühlte, dürfe ich gehen. Aber wohin? Auf meinen fragenden Blick erklärte er mir auch, dass Chiron gleich kommen würde und mir alles erklären würde.

So geschah es dann auch, nachdem ich mich noch etwas ausgeruht hatte. Chiron kam. Ich hatte ihn mir anders vorgestellt. Nicht wie ein Zentauer, wie wer mir erklärte, als ich ihn als Pferdedings bezeichnet hatte. Er war groß und bei jeder seiner Bewegungen befürchtete ich, er werfe etwas um. Die Krankenhütte war schließlich nicht besonders groß.
Als er sich dann vorgestellt hatte und ich mich von meinem Schock erholt hatte, fing er an mir zu erklären, wo ich hier sei.
Ich war anscheinend in einem Camp für Demigottheiten, weshalb es auch Half Blood hieß. Er erklärte mir alles aus der griechischen und römischen Mythologie, da es anscheinend ein anderes Camp gab, welches die römischen Demigottheiten empfang.
Auch erklärte er mir die Hüttenherarchie, die Essensregeln, also dass man nur am Tisch seiner Hütte essen dürfe, den Aufbau des Camps, das ich bis ich anerkannt werde in der Hermeshütte leben würde und noch vieles mehr. Am Ende seiner Erzählung war ich überwältigt. Zu viele Fragen stellten sich mir. Ich schaute ihn nur geschockt an, worauf er meinte, dass alles gut werden und ich mich schon einfinden würde. Daran glaubte ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Er aber lächelte mir noch liebevoll zu, bevor er sich von mir verabschiedete.

Mit meinen Fragen allein gelassen legte ich mich wieder vernünftig in mein Bett und starrte die Decke an. Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen. Niemals war das alles hier real. Ich träume nur. Immer wieder redete ich mir das ein und wünschte mir nur, ich könnte zurück zu meinen Eltern. Sie vermissen mich bestimmt schon. Schließlich war ich einfach plötzlich weg und bin nicht zurück gekommen. Ich verlor einzelne Tränen, an den Gedanken, wie es meinen Eltern wohl gehen würde. Sie rollten meine Wangen über mein Kinn hinunter, bis sie schließlich von der Bettdecke aufgesaugt wurden.
Es kamen immer mehr. Ich war total überfordert mit der Situation nicht zu wissen, wie mir geschieht. Warum war ich eig hier? Warum konnte ich mich als erste von allen Camper, die je hier waren, nicht an den Weg hierhin erinnern? Wie würde es weiter gehen? Und wer waren meine leiblichen Eltern? Die letzte Frage brachte mich umso mehr zum schluchzen, da ich realisierte, dass ein Elternteil von meinen eigentlichen Eltern nicht meine Eltern waren. Irgendein Gott oder eine Göttin war es und ich wollte das doch eigentlich nicht. Ich wollte doch eigentlich nur einkaufen und nicht hierhin gelangen.
Obwohl ich schluchzte, weinte und einfach nur an die Decke starrte, merkte ich, wie ich immer wieder verwirrte, besorgte und auch mitleidig Blicke von den Helfern, Patienten und vorallem Will bekam.
Dennoch ließen sie mich in Ruhe, worum ich ihnen sehr dankbar war. Ich wollte gerade einfach nur allein sein und in meinem Selbstmitleid versinken.

Ich musste eingeschlafen sein, denn als ich wieder etwas mitbekam war die Sonne bereits dabei unter zu gehen. Meine Augen brannten von den Tränen immer noch und als ich dies realisierte entkam mir ein letzter Schluchzer.
Ich setzte mich auf. Bin auf meine verwirrenden Gedanken ging es mir ganz ok. Zwar etwas schwummrig aufgrund meines Weinens zuvor, aber sonst ganz gut. Ich entschied mich dazu aufzustehen und mich etwas umzusehen. Will meinte schließlich, ich könne gehen, wenn es mir nicht sonderlich schlechter als heute morgen ging.

Fluch der HeraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt