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(Y Se Llama Perù - Arturo)

Valencia [spanisch]: Der Name steht für Stärke, Tapferkeit und Gesundheit.

Ein leises Klopfen entriss mich aus meiner Tagträumerei. Ich blickte auf und meine Augen landeten auf der Uhr an der Wand.

Einundzwanzig Uhr, ich wollte schon längst zuhause sein.

Meine Professorin Ana steckte ihren Kopf hinein.

„Schon gut, ich mache sofort Feierabend. Bin in fünf Minuten raus", murmelte ich ohne aufzuschauen.

Ich widmete mich meinem Rucksack zu, den ich auf den Tisch schmiss. Ich stand auf und begann zu packen.

„Deshalb bin ich nicht gekommen, Valencia."

„Nicht?", ich gab ihr mit einem Winken zu verstehen, dass sie ruhig eintreten konnte.

„Nein. Es geht um etwas anderes."

Sie näherte sich meinem Schreibtisch und lehnte das Gesäß daran an. Nahm sich die Brille von der Nase und strich mit dem Finger nachdenklich über das Gestell.

Die Professoren und Dozenten der Universität der Technik und Naturwissenschaften waren mir ergeben. Ich war nicht nur ihre Musterstudentin, ich war ein Genie. Und daher tritt ich in Rekordzeit mein fünftes und somit letztes Semester an der Uni an. Und als wäre das nicht alles, arbeitete ich noch als Assistentin am Institut für Massivbau, um Ana unter die Arme zu greifen, oder mich als Tutorin zu beweisen.

„Dann legen Sie los", antwortete ich locker und schränkte die Arme ein.

„Ich habe einen neuen Auftrag für Sie."

„Was ist mit Martin? Nicht, dass ich den nicht annehmen würde, aber er ist sei gestern aus dem Urlaub zurück. Das wäre nur fair."

Ihre Mundwinkel zuckten und sie nickte mir zu: „Keine schlechte Idee. Aber es ist etwas Anspruchsvolles und ich will nicht, dass es in die falschen Hände gerät. Wenn Sie verstehen was ich meine."

Ich warf meine langen, blonden Haare auf die andere Seite und nahm den Rucksack in die Hand.

„Wie viel ist im Spiel?"

„Vierundzwanzig Millionen."

„Das ist eine Menge", pfiff ich lautstark.

„Allerdings."

Ich seufzte: „Gut. Meinetwegen. Aber andere Aufträge sind für mich hiermit abgeblasen. Es ist ja mein letztes Semester Profesor."

Ich verabschiedete sie, knipste die Leuchte in meinem eigenen Bürozimmer aus und begab mich hinaus.

Dutzende Studenten liefen mir entgegen in diesen riesigen Hallen der Universität, dass ich bis heute bewunderte. Mein ganzer Lob gebührte dem Architekten, doch wer hierbei gerne in Vergessenheit gerät, war der Ingenieur dahinter. Der dieses Konstrukt überhaupt erst ermöglichte.

Man konnte eben nie genug Ingenieure haben.

Und deshalb gab es uns. Die angehenden Ingenieure.

Ich entriegelte das Schloss meines Fahrrads, sprang auf und fuhr los. Es war ein heißer Sommer, umso mehr genoss ich den Windzug, der mein Sommerkleid flattern ließ und meine Sinne erfrischte.

Ich hörte meinen Klingelton und stoppte an einem Pfosten.

Lehnte mich mitsamt Fahrrad dagegen an und holte es aus der Tasche hervor.

Es war heute bereits der dritte verpasste Anruf von Padre [ital.: Vater].

Er gibt nie auf.

Kaltgelassen schmiss ich das Teil wieder in die Tasche und fuhr nach Hause.

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt