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(Morropon de San Miguel - Eva Ayllón)

["Du bist Italienerin?"]

Seine Augen analysierten mich und ich ließ reuevoll den Kopf hängen.

Scheiße, scheiße, scheiße.

Ein heißer Typ kommt angetanzt und schon vergesse ich die Regeln.

Verdammte scheiße aber auch.

Ich konnte mich selbst ohrfeigen.

So sauer war ich auf mich.

Aber im Gegensatz dazu, mich weiter darüber aufzuregen, strich ich mir die Haare glatt und schmunzelte: „Was kann ich für Sie tun Señor [span.] ?"

„Mancini. Mein Name ist Riccardo Mancini."

„Gut. Nennen Sie mich Valencia."

„Valencia und?"

Nicht.

Kein weiterer Fehler.

„Nur Valencia."

Er kniff untersuchend die Augen zusammen, doch dann leckte er sich über die Unterlippe und nickte nur knapp.

Mit allen Mitteln bemühte ich mich um Gleichgültigkeit. Ich wollte das Feuer, das ich in mir trug, keineswegs raus lassen. Nie wieder wollte ich das.

Das hatte ich mir versprochen, als ich nach Madrid gezogen bin.

„Was soll ich mit dem Buch Señor Mancini?", ich nickte mit dem Kopf in die Richtung.

„Lesen. Aufsaugen und umsetzen. Ich will mein Zuhause nach dem Stil des Spätbarocks, Rokoko hieß es meine ich. Lassen Sie sich was einfallen, die Architektenpläne lasse ich Ihnen dann zukommen. Ich vereinbare einen nächsten Termin mit Ihnen, wann es mir passt."

Wie ungehobelt?

Ich stand von meinem Platz auf, sodass er keine andere Möglichkeit hatte, als aufzuschauen. Ich genoss diese Art der Perspektive, denn sie symbolisierte, dass er mir unterlegen war.

Ob er nun stinkreich war oder nicht.

„Tun Sie das. Wenn sie mich nun entschuldigen, mein Kurs wartet. Das nächste Mal halten Sie sich an den Termin und verschieben ihn nicht intuitiv."

Dieser Riccardo Mancini warf mir einen wütenden Blick zu und ich war kurz davor, innerlich zu zittern. Warum er diese Wirkung auf mich hatte, wusste ich nicht. Doch ich war erleichtert, ihn mit Worten zurecht gewiesen zu haben. Denn was dieser Mann offensichtlich nicht hatte, waren Manieren.

Ich drehte mich um und suchte meinen Weg hinaus aus dem Büro, als er aufsprang und zu mir stürmte. Er baute sich wenige Zentimeter vor mir auf, sodass er mir und der Tür im Wege stand.

Angepisst war keine Beschreibung für seinen Ausdruck. Ich fürchtete schon fast seine Zähne knirschen zu hören. Seine Arme hatte er eingeschränkt, er senkte den Kopf nicht, aber seine Augen wanderten meinen Körper hinunter. Er kaute dabei auf seine Unterlippe und ließ es ziemlich offensichtlich aussehen.

„Vera bellezza [ital.: Wahre Schönheit]", glaubte ich ihn leise vor sich hin murmeln zu hören.

Stille.

Eine Spannung machte sich in der Luft breit.

Dann entglitt seinem Munde ein Seufzer: „Ich schätze du weißt nicht, mit wem du es hier zu tun hast. Es ist ein gottverdammtes Privileg für dich, für mich arbeiten zu dürfen. Lass dir nur eins gesagt sein. Wenn ich auch nur einen kleinen Makel sehe, lebst du schneller unter der Brücke, als du bis drei zählen kannst. Und dieses Urteil wäre solch eine Verschwendung für so eine hübsche Signorina [ital.] ."

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt