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Am Tag darauf erwartete mich eine bittere Überraschung. Ich öffnete die Tür zum Büro meiner Professorin, als der Gast sich, auf der anderen Seite ihres Tisches, umdrehte und den Arm um die Lehne legte.


„Ciao, Valencia [ital.: Hallo Valencia]."

Ich schritt zum Tisch und schluckte hörbar laut.

„Ricc-, Señor [span.] Mancini", ich nickte ihm kühl zu und dann wartete ich darauf, dass meine Professorin mir eine Standpauke hielt. Warum ich nicht tat, was sie von mir verlangte.

Doch nichts.

„Ich höre, Sie sind sehr engagiert, Valencia. Es gibt einige Pläne, die", sie lächelte Riccardo zu, „Señor Mancini ruhig mit ihnen besprechen kann. Ändern Sie die ab und kümmern Sie sich zeitnah um die Umsetzung seines Projektes."

„Sicher", antwortete ich mit einem spöttischem Unterton.

„Warum nicht jetzt gleich?", sie stemmte ihre Hand in die Hüfte und führte ihren Finger zu ihrem Kinn.

Ich lächelte falsch: „Wie schade, dass ich heute -"

„Schon gut. Nehmen Sie sich frei und kümmern sich um unseren Kunden."

Und da stand ich. Mit aufgefallener Kinnlade. Profesor hatte die Tür bereits zugeschlossen, sodass dieses Monster und ich im Raum alleine waren.

Ich war nicht sauer, ich war schlicht baff.

Riccardo stand von seinem Stuhl auf, raufte sich amüsiert die Haare, die wohlgemerkt ungemacht waren, und näherte sich mir dabei. Er hatte lockige Haaren, die an allen Seiten runter fielen und ihn unmenschlich gutaussehend zeigten. Als er vor mir stand, streckte er die Hand aus und wartete anscheinend, dass ich meine darauf legte.

Stur regte ich mich nicht und blickte ihn unverwandt an.

Seine mörderischen Augen trotzten so vor Gewinn.

„Wieso tauchst du hier auf? Angst, ich würde dem Projekt entsagen?", ich verschränkte die Arme und hob meine Braue. Statt auszurasten, näherte er sich mit dem Mund an meinem Ohr und hauchte mir die Worte, "Nein, ich will dich stattdessen ausführen", ins Gesicht.

Sauer warf ich die Arme in die Luft: "Ganz bestimmt nicht!"

"Wieso nicht?"

"Weil das unsere Arbeitsbeziehung beeinträchtigt. Du scheinst die Grenzen nicht zu kennen, oder?", gab ich bissig von mir.

"Das einzige was ich weiß, ist, wie man sich amüsiert. Und jetzt gerade ist mir danach, dich auszuführen, mit dir schick essen zu gehen und dich dann so richtig zu -"

"Gut. Hör schonn auf. Ich will es gar nicht wissen. Wir gehen. Aber: Dieses Projekt läuft hier nach meiner Nase. Ist das klar?"

Er knurrte unbequem: „Andiamo! [ital.: Los jetzt!]". Dann stürmte er aus dem Raum.

Eins zu eins, Riccardo.

Ich folgte ihm hinaus, holte ihn mit meinen Schritten ein, bis er nach meinem Arm griff und mich fest zurückhielt, dass ich drohte, rückwärts zu fallen.

Er lief um mich herum, sodass er vor mir stand. Zugegeben, es war unangenehm, dass sich solch ein Szenario ergab, vor all den Studenten, die uns komische Blicke zuwarfen.

Aber so langsam ragte meine Wut an die Oberfläche. Denn erstens hatte er mich angefasst und zweitens war er mir nah. Zu nah. Und das schon bereits zum zweiten Mal.

Moralischerweise war ich gezwungen, einen Schritt zurück zu machen. Doch ich blieb absichtlich stehen, wie er mich zum stehen gebracht hatte und ließ ihn den geringen Abstand, den er zwischen uns verursacht hatte, spüren.

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt