zwölf

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Paddy ist nicht mehr sauer; aufgrund von gestern. Hat er mir gegenüber zumindestens behauptet. Auf dem ganzen Weg zum Schloss habe ich mir Sorgen gemacht, doch als ich angekommen bin war alles wie immer. Aber irgendwie auch nicht. Paddy begrüßte mich mit einem sanften Kuss, doch es fühlte sich so oberflächlich an. Dennoch, ich bin froh, dass meine Aktion keinen größeren Streit verursacht hat. Allerdings möchte ich nicht behaupten, dass die Situation zwischen uns super ist. Weshalb mein Verlangen nach Zweisamkeit umso größer ist. Nicht nur um ihm besonders nahe zu sein, sondern auch um ein ruhiges Gespräch führen zu können. Doch dieses Gespräch muss noch eine Weile auf sich warten, denn zurzeit ist Paddy damit beschäftigt seine Fans glücklich zu machen.

Ich sitze hier mit einer Wasserflasche auf der kalten Bank und beobachte, wie mein Freund den aufgeregten Mädchen ihre Wünsche erfüllt. Es ist lustig zu beobachten, wie sie sich gegenseitig hin und her schubsen, nur um an diesen einen Jungen heran zukommen. Und oh Gott, ich kann sie verstehen! Besser als sie vielleicht denken würden.

Da die Bilder aus der Zeitung meine Wenigkeit so unscharf fotografiert haben, dass man mein Gesicht kaum erkannt hat, kann ich dieses Szenario unbeschwert mitverfolgen. Doch die Fans scheinen sich eh nicht mehr darum zuscheren, dass er eigentlich und inoffiziell vergeben ist, so wie sie ihn mit den Augen anklimpern. Aber sollen sie ruhig. Ich will ihnen dies nicht nehmen.

Mein Körper wäre damals vor Eifersucht zerplatzt, wenn ich erfahren hätte, dass Paddy vergeben sei. Allerdings hätte ich damals nicht solch einen Mut gehabt, wie die Mädchen da vorne am Tor. Das sie ihm schöne Augen machen ist schön und gut, aber wie sie ihn berühren oder auch besser gesagt wo, geht mir dann doch schon etwas gegen den Strich. Jedes mal bildet sich ein kleiner Kloß in meinem Hals, doch mit der Zeit lerne ich diesen herunter zu schlucken.

Paddy streckt den Arm aus, damit sich das Mädchen mit den blonden Haaren neben ihn stellen kann. Fast panisch begibt sie sich, für das Foto, neben ihn in Position. Zusammen strahlen sie in die Kamera während die Hand des Mädchens auf seinem Bauch Platz findet. Paddys Mundwinkel wandern aufgrund ihrer Berührungen nur noch mehr in die Höhe. Er lächelt, weil er es lustig findet. Hoffe ich. Das Bild wird geschossen und Paddys Arm wandert wieder zurück zu seinem eigenen Körper. Noch bevor er sich der nächsten Dame widmen kann, überrumpelt sie ihn mit einer Umarmung. Die Security zuckt im ersten Moment zusammen, doch da hat sie sich auch schon wieder von ihm gelöst. Ich will gar nicht wissen wo ihre Hände waren. Lieber nehme ich einen Schluck meines Wassers. Erneut streckt Paddy seinen Arm aus; für das nächste Mädchen. Braune, schulterlange Haare. Er platziere seine Hand auf ihrer Schulter, was sie als Anlass sieht, sich noch enger an ihn heran zu stellen. Der Auslöser wird getätigt. Paddy geht einen Schritt beiseite und will ihr zum Abschied zu lächeln doch vor lauter Nervosität läuft sie direkt davon. Weshalb gleich das nächste Mädchen auf ihn zu geht und als erstes nach einem Autogramm fragt. Auf ihrem T-shirt. Grinsend nimmt Paddy ihr den Stift ab und unterschreibt auf dem Stück Stoff, das sich unter ihrer Winterjacke befindet. Wer trägt im Winter eigentlich ein T-shirt?

Um auf ihrem Oberteil vernünftig unterschreiben zu können muss Paddy den Stoff mit seinen Fingern stramm ziehen. Ich kann das Kribbeln in ihrem Unterleib förmlich spüren. Aber es sei ihr gegönnt, denn mehr wird sie nicht zu spüren bekommen. Paddy richtet sich wieder auf und sucht die Kamera, während sich das Mädchen neben ihn hinstellt. Zwei Sekunden und auch ihr Bild ist im "Kasten". Doch gehen mag sie nicht. Anscheinend hat sie ihm noch was zu sagen. Paddy wendet seinen Kopf grinsend zu ihr. Wie ein: Gern geschehen. Er hält ihr den Stift entgegen, doch in dem Moment, wo sie ihn ihm abnimmt, will sie sich wohl auch noch was anderes nehmen. Ihr Kopf bewegt sich blitzschnell auf seinen zu und schwupps, da liegen ihre Lippen auf seinen Wangen. Ich habe das Gefühl, es hätte sich augenblicklich ein Magengeschwür in mir entwickelt. Ich muss rein. Das kann ich mir nicht länger mit ansehen. Ich zögere keine weitere Sekunde und mache mich auf dem Weg zum Schloss. In der Hoffnung, dass Paddy vielleicht nach mir sieht und sich entschließt mit hineinzukommen, drehe ich mich ab und an zu ihm um, doch er ist immernoch hoch beschäftigt.

i just wanna feel youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt