Schatten des Vertrauens

Enkommen?

Kapitel 19 – Entkommen?

Das Einzige, was Padmé spürte war Erschöpfung. Der Tag war lang gewesen, doch die Nacht würde unerträglich werden. Die Temperaturen sanken rasch ab und es schien, als würde die Müdigkeit sie bald überwältigen. Die Gassen waren nur spärlich beleuchtet und es regnete wie aus Eimern. Und trotzdem waren sie nicht leer. Überall liefen Lebewesen jeglicher Spezies herum und gingen ihren Angelegenheiten nach.

Padmé ging gemächlich durch die Gassen und passte sich unauffällig dem Tempo ihrer Passanten an. Bald würde sie sich einen Unterschlupf suchen müssen. Gar nicht so einfach, bei all den Klonen der Corsucant-Wache, die hier auf den kriminellsten Ebenen Coruscants patrouillierten. An jeder Straßenecke standen mindestens zwei Wachen und achteten genauestens darauf, dass kein Tumult in den Menschenmassen ausbrach.

Padmé versuchte, den großgewachsenen Männern in ihren weißen Rüstungen möglichst aus dem Weg zu gehen. Und von einem Moment auf den nächsten war alles anders. Nun konnte sie keinen Bogen mehr um die Soldaten machen. Als die junge Senatorin an der nächsten Straßenecke ankam, war sie zu sehr damit beschäftigt über einen geeigneten Ort zum Schlafen nachzudenken, als dass sie den Datapads in den Händen der Stormtrooper Beachtung geschenkt hätte.

Doch nun hatte sie zufällig aufgeschaut, als sie den Namen ihres Mannes vernommen hatte. Padmés Augen weiteten sich vor Schreck, als ihr klar wurde was sich gerade vor ihren Augen abspielte. Auf dem Datapad des Troopers, der eine Twi'lek einige Meter rechts angesprochen hatte, war groß der Kopf von Anakin abgebildet! Keuchend blieb sie stehen und wurde sogleich von hinten angerempelt. Mehrere Flüche waren zu hören. Padmé zwang sich trotz ihrer Panik weiterzugehen wie bisher. Sie hatte ja keine andere Wahl.

Einige Straßen weiter entdeckte sie ein weiteres Gesicht auf einem der Datapads: Obi-Wan. Logisch, sie waren die Helden der Klonkriege gewesen, solche Leute vergaß man nicht einfach so. Natürlich wurde auf sie als erstes ein Kopfgeld ausgesetzt. Obwohl es sehr schwierig werden würde einen von ihnen zu fangen ...

Padmé konnte kaum noch atmen. Sie war vielen Jedi begegnet: Meister Yoda, Mace Windu, Plo Koon, Shaak Ti und sogar Ahsoka unter ihnen!

Nie hatte sich die junge Senatorin Gedanken über Anakins Macht gemacht. Natürlich wusste sie wie stark er war. Man hielt ihn für den Auserwählten. Doch ihr war nie klar gewesen wie stark Anakin unter Palpatines Einfluss gestanden hatte. Sein Interesse für ihn, hatte er nie geleugnet. Sie selbst hatte Palpatine als einen guten Mann gesehen. Sie konnte nicht daran glauben, dass Palpatine sich wirklich zum Imperator ausgerufen hatte. Hätte er das getan wäre er ein Diktator. Und doch war der Senat noch beständig. Also würde Palpatine doch zusammen mit dem Senat entscheiden, wie es in der Galaxis zuging. Oder etwa nicht? Sie wusste es nicht.

Plötzlich packte sie eine harte Hand an der Schulter und zog sie zur Seite. Padmé erschrak, blickte auf und sah in das Gesicht eines Klones. Panisch taumelte sie zurück. Jetzt war es aus. Jetzt hatte man sie geschnappt und würde sie zurück zu Palpatine bringen. Doch anstatt sie festzunehmen hielt der Trooper ihr etwas vor die Nase.

"Entschuldigen Sie Ma'am. Ich hätte nur eine kurze Frage an Sie. Haben sie diesen Mann gesehen?"

Was ist hier los? Weiß er etwa nicht, wer ich bin? In diesem Augenblick erinnerte Padmé sich, dass der Mann vor ihr ihr Gesicht wegen der Kapuze nicht sehen konnte. Erleichtert atmete sie auf.

"Haben Sie ihn nun gesehen, oder nicht?", erklang die barsche Frage des Troopers, der sie nun verärgert musterte.

Schnell beeilte sich Padmé um zu realisieren, was der vor ihr Gesicht hielt.

Der Schreck ging ihr durch Mark und Bein. Sie war nicht fähig zu sprechen. Sie konnte sich nicht bewegen. Es war nicht das Gesicht eines jungen Mannes, weshalb sie so reagierte. Sondern das Kopfgeld, was auf ihn angesetzt war. Höher als jede Summe, die sie als Senatorin gesehen hatte. Höher als ihr Jahreseinkommen in 20 Jahren.