Prolog

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Die Sonne brennt erbarmungslos vom strahlend blauen Himmel.

Die Menschen gehen ausgelassen an mir vorbei zu den zugewiesenen Bussen, andere wiederum nehmen sich ein Taxi. Einige von ihnen steigen in gemietete Fahrzeuge ein.

Ich, Lara Bendel sitze auf meinem Trolley am Ausgang des Flughafens und warte auf das, was da kommen mag, dabei erinnere ich mich zurück an den letzten Sommer.

Es gibt diesen einen Tag, von dem ich glaubte, dieser wird perfekt. Alles gelingt einem, was man sich vornimmt.

Ich fühlte mich ausgezeichnet in meiner Haut, war voller Optimismus und dann ... Chaos.

Die Enttäuschung zerreißt dich, man hat das Gefühl, niemand versteht einen.

Was hatten meine Eltern sich damals nur dabei gedacht? Sie waren schuld daran, dass ich in den Sommerferien versauern würde.

Doch dann hörte ich diese Stimme, die in meinem Kopf herumspukte: »Wenn die Langeweile dich auffrisst, die Verzweiflung nah ist, schau dich in deinem Umfeld um. Es gibt immer etwas zu tun, Lara, mein Kind!«

Ich sah meine Großmutter in ihrem blauen Blümchen-Kittel, wie sie die langen Haare im Nacken zu einem Knoten trug. Ihr Lächeln, wie ich herzlich von ihr in den Arm genommen wurde.

Ein Geruch findet den Weg in meine Nase. Ich atme tief durch, dieser Erdbeerduft.

Oma hatte immer einen Ratschlag parat, egal in welcher Situation ich war.

Ich denke oft an meine Großmutter, dann schleicht sich die Traurigkeit ein.

Nie mehr werde ich mit ihr Hand in Hand über Felder und Wiesen spazieren gehen.

Nie mehr ihren gebackenen Schokoladenkuchen essen. Keiner bereitete ihn so schmackhaft zu wie sie, selbst meine Mutter nicht.

Ich erinnerte mich zurück an Großmutters Worte. Meistens waren sie sinnvoll.

Ein Seufzer kommt über meine Lippen.

Einige Ideen schwirrten damals hoffnungslos in meinem Kopf herum, wie ich die Langeweile am besten vertreiben könnte.

Zuerst hatte ich vor im Krankenhaus nach einer Nebenbeschäftigung zu fragen, welches bei mir zuhause in Mittelwalldingen am Ortsausgang liegt. Soweit ich wusste, suchten sie eine Aushilfe für die Sommerferien.

Doch urplötzlich schwebte dieses Bild vor meinem inneren Auge, wie ich die Toiletten und Waschräume der Klinik auf Knien säuberte. Ein Schauer lief mir den Rücken herunter. Ich bekam eine Gänsehaut und schüttelte mich. Daraufhin verwarf ich die Eingebung schnell wieder.

Die nächste Überlegung: Babysitten. Was war damit? Auf keinen Fall! Dies ging erst recht nicht, das Gequengel der Kleinen den ganzen Tag in den Ohren - obwohl ich Kinder liebe. In Gedanken sah ich die Häuser in meinem Ort und überlegte, welche Familie ein Baby großzog. Mir fielen nur die Sprösslinge ein, die privat von Frau Schulz betreut wurden.

Hundesitten war die nächste Intuition, die ich hatte. Ich sah die Vierbeiner, wie sie mich umkreisten und abschlabberten. Unwillkürlich hoben sich die Härchen an meinen Armen. Die Fantasie spielte mir weiter einen Streich. Eine Schar von Hunden im Park, denen ich stolpernd an der Leine folgte. Überlegungen hin oder her, ich kam zu keinem Ergebnis.

So gab ich die Idee mit der Nebenbeschäftigung auf.


Das Frühstück

Unbeschwert saß ich mit meinen Eltern an dem ersten Samstag der Ferien am Küchentisch.

Zeitig war ich aufgestanden, um beide mit einem ausgiebigen Frühstück zu überraschen. Ich fand, dass das eine günstige Gelegenheit wäre, über den bevorstehenden Urlaub zu reden.

Ein SommertraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt