Sich die spielerisch kindliche Neugier zu erhalten, bewegt den Geist für Neues!
- Maik Vierling***
Manchmal fragte ich mich wirklich, wie Haiba es geschafft hatte mich von sich zu überzeugen. Obwohl ich ihn liebte und ihn und seine Eigenarten durchaus auch zu schätzen wusste, zerrte eben jene kindische Art zeitweise ordentlich an meinen Nerven. Heute war wieder einer der Tage, an denen ich ihn am liebsten hochkant aus meinem Zimmer geworfen hätte. Seit einer Stunde lag er auf meinem Bett und seufzte lautstark vor sich hin. Hatte ich zunächst noch versucht ihn einfach zu ignorieren, machte sich nun langsam die Vene an meiner Schläfe bemerkbar. Mein Auge zuckte unheilverkündet und ich umklammerte meinen Stift immer fester. Beim nächsten Seufzen seinerseits fuhr ich auf meinem Stuhl herum und funkelte meinen Freund böse an. Unsere Blicke kreuzten sich. Erfreut, dass er endlich meine Aufmerksamkeit auf sich hatte lenken können, setzte er sich auf und grinste mich breit an. Ich knirschte mit den Zähnen. War doch eigentlich wieder klar gewesen, dass der kleine Mistkerl mich mit seinem Seufzen nur hatte provozieren wollen. Ich atmete einmal tief ein und fragte so ruhig wie möglich: „Ist irgendwas, Haiba?“. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er begann zu schmollen: „Haiba nennst du mich nur, wenn ich etwas angestellt habe.“. Ah… Blitzmerker. Ich bedachte ihn mit einer vielsagend hochgezogenen Augenbraue und wandte mich schließlich wieder kommentarlos meinen Büchern zu. Der Stoff für die Abschlussprüfungen lernte sich nun einmal nicht von alleine... leider.
„Momoooooooo…“. Und es ging los. Innerlich bis zehn zählend, legte ich meinen Stift auf den Tisch und wandte mich wieder zu ihm um. „Mir ist sooooo langweilig.“, begann er und schob seine Unterlippe vor – „Kannst du nicht die Bücher, Bücher sein lassen und mit mir spielen?“. Ich rollte mit den Augen. Wieder diese Leier. „Haiba…“, setzte ich betont ruhig an – „Du weißt, dass ich lernen muss. Die Abschlussprüfungen sind in ein paar Wochen und…“. „Bitte, bitte, bitte!“, quengelte er und warf mir diesen Hundeblick zu. Normalerweise wurde ich dabei regelmäßig schwach. Diese grünen Augen machten es einem aber auch nicht einfach. Aber nicht heute! Heute würde ich standhaft bleiben! Denn wenn ich auf eine der Eliteuniversitäten gehen wollte, dann mussten meine Noten entsprechend gut sein. „Haiba…“, meine Stimme erklang bedrohlich leise – „Ich muss lernen! Wenn dir langweilig ist, dann geh nach Hause oder treff dich mit deinen Volleyballkumpeln. Ich hab dir heute Morgen schon gesagt, dass ich heute nicht so viel Zeit dür dich haben werde.“. Mein Freund warf mir einen enttäuschten Blick zu, bevor er sich sein Handy aus der Hosentasche fischte und sich mit einem erneuten Seufzen zurück auf mein Bett sinken ließ. „Dann halt nicht.“, hörte ich ihn leise murmeln – „olle Spielverderberin…“.
Ich konnte mein Schmunzeln nicht unterdrücken, als ich meine Aufmerksamkeit wieder auf meine Bücher richtete. Man sollte meinen, dass Haiba sich mit seinen fast 18 Jahren ein wenig erwachsener benehmen würde. Normalerweise fand ich seine verspielte Art durchaus anziehend, aber heute nervte es mich einfach nur. Ich hatte vollstes Verständnis dafür, dass er nach seinem Abschluss Karriere als Profivolleyballspieler machen wollte und es war definitiv nicht so, dass ich das für totalen Schwachsinn hielt. Er hatte bereits einige Anfragen von größeren Vereinen erhalten und das vollkommen zurecht. Er war einer der Top 5 Aces des Landes und hatte sich diesen Platz hart erarbeitet. Wenn ich daran zurückdachte wie ungeschickt er sich in seinem ersten Highschooljahr angestellt hatte, grenzte dieser Aufstieg nahezu an ein Wunder. Anders als mir, lag ihm das Lernen überhaupt nicht. Es war regelmäßig eine Qual für mich, wenn ich ihm dabei half für Prüfungen zu lernen. Er ließ sich schlicht und ergreifend viel zu schnell von Dingen ablenken, die ihn nicht interessierten. Selbst wenn ich, als seine Freundin, darin involviert war und mich bemühte ihm den Stoff näher zu bringen.
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Was die Liebe und das Leben so mit sich bringt
Short StoryEine kleine Oneshot- und Kurzgeschichten-Sammlung von und mit unseren Lieblingsvolleyballern. ☺️