47. Kapitel

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Direkt nachdem ich aus dem Bus ausgestiegen war, rief ich Chanyeol an. Zu allem Überfluss stiegen mehrere Personen aus dem Bus an der Haltestelle, an der ich ausstieg und für gewöhnlich stieg ich meistens alleine aus. Also wusste ich nicht, ob dieser Stalker ebenfalls ausgestiegen war.
Vielleicht reagierte ich über, schließlich hatte ich keine Beweise und wusste auch nicht, warum jemand das tun sollte, doch ich hatte Angst und fühlte mich nicht sicher.
Schon nach dem zweiten Klingeln ging Chanyeol ran. "Ja? Hast du ihn gefunden?"
"Ja, er war etwas weggerollt. Eine Frau hat mir geholfen. Ich bin jetzt aber Zuhause. Magst du mich jetzt abholen?"
"Ja. Gib mir 5 Minuten, dann fahre ich los. Also bin ich in etwa... 15 bis 20 Minuten bei dir."
"Okay, bis gleich."
20 Minuten kamen mir so lang vor. Zügig ging ich zu meiner Wohnung, bis dahin wird er mir ja nicht folgen. Und hinein erst recht nicht.
Sobald ich die Tür des Treppenhauses schloss, spürte ich Erleichterung. Ich erlaubte es mir, langgezogen auszuatmen.
Mit einer fließenden Bewegung klappte ich meinen Stock ein und ging langsam die Treppen hoch.

Chanyeol klingelte kurz, bevor er die Tür aufschloss. Während er die Treppen hochkam öffnete ich meine Wohnungstür und lächelte, als ich seine lauten Schritte hörte. Unverkennbar mein Freund.
Zur Begrüßung umarmte er mich, dann spürte ich seine Lippen auf meiner Stirn, dann abwechselnd auf meinen Wangen. Zu guter letzt auf meinen Lippen, wo sie auch hingehörten.
"Bist du bereit?", fragte er leise, als wir uns voneinander lösten und ich nickte leicht.

Hand in Hand gingen wir langsam die Treppe herunter und dann führte er mich zu seinem Auto.
Während der Fahrt blieben meine Gedanken bei der Person, die mich verfolgte. Es beschäftigte mich sehr und ich fühlte mich sehr unsicher draußen.
"Alles in Ordnung? Du bist so still." Ich spürte seinen Blick regelrecht auf mir.
Schnell schüttelte ich den Kopf. "Alles in Ordnung. Ist nur momentan so viel... mit dem Hund, meinem vielleicht Job..."
"Ahh", kam vom Fahrersitz, er schien es mir abzukaufen. Er sollte sich nicht wegen mir Sorgen machen. Gerade jetzt, wo seine Prüfungen bald losgingen. Ich verstand sowieso nicht, warum er sich so viel mit mir traf, wo er doch eigentlich lernen könnte. Aber manchmal konnte man ihn einfach nicht verstehen. Musste man auch nicht immer.

Lange blieben wir nicht bei ihm, wir gingen in ein Restaurant in seiner Nähe. Chanyeol hatte mir zuliebe sogar einen Tisch etwas abseits reserviert. Die Tische waren etwas teurer, doch er wusste, dass ich nicht gerne vor anderen Menschen aß. Es war mir unangenehm, da ich nicht wusste, ob Essen an meinem Mund war. Oder manchmal brauchte ich auch mehrere Anläufe, bis ich mein Essen hatte. Oft fiel es wieder herunter. Im günstigstem Fall wieder auf den Teller, aber oft genug auch nicht. Deswegen beugte ich mich mittlerweile tief über den Teller, um zumindest meine Kleidung zu schützen.
Ich war Chanyeol unendlich dankbar, dass er auch sowas achtete. Zwar passte es mir nicht, dass er dafür so viel zahlte, doch insgeheim war es mir lieber, wie zwischen den anderen Restaurantbesuchern zu sitzen.
Es war auch angenehmer, da ich nicht so viele störende Geräusche hörte, diese nahm ich nach meinem Unfall bewusster und auch lauter wahr. So konnten wir auch ungestört reden, auch wenn wir nichts zu privates zu besprechen hatten. Trotzdem war das Wissen angenehm, keine neugierigen Zuhörer zu haben.
Chanyeol war auch nach wie vor super geduldig mit mir. Er war schon lange fertig mit seinem Essen, während ich gerade mal bei der Hälfte war. Er hetzte mich nicht, sondern redete nur weiter mit mir.
Dank ihm konnte ich mich von der Person ablenken, die mich offensichtlich verfolgte. Doch noch immer wollte ich ihm nicht davon erzählen. Und sobald der Vorfall etwas in meinen Hinterkopf gerückt war, redete ich wieder so viel wie immer, sodass Chanyeol auch nicht nochmal Fragen stellte.

Am späten Abend gingen wir zu seiner Wohnung, schauten noch einen Film, wobei er zusah und ich zuhörte, doch schon bald schlief ich ein. An sich war der Tag gar nicht so anstrengend gewesen, doch in Chanyeol's Gegenwart fühlte ich mich so wohl und behütet. Bevor ich wirklich in den Tiefschlaf fiel, spürte ich noch, wie Chanyeol seine Arme um mich legte und mich sanft an ihn zog.
Am nächsten Morgen wachte ich unverkennbar in Chanyeol's Bett auf. Sein warmer Atem streifte mich gleichmäßig, also schlief er offensichtlich noch. Das erklärte auch die starke Umarmung. Als ob ich ein lebensgroßer Teddy wäre. Der Gedanke brachte mich zum Schmunzeln.
Auch wenn ich nicht wusste, wie spät es war, schmiegte ich mich an ihn und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Sein Wecker würde uns schon wecken.

𝒃𝒍𝒊𝒏𝒅 || 𝒄𝒉𝒂𝒏𝒃𝒂𝒆𝒌/𝒃𝒂𝒆𝒌𝒚𝒆𝒐𝒍 [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt