Chapter 45

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Taehyung p.o.v.:

Ich wache auf und bemerke, wie ich auf Jungkook lag. Das ist mir ziemlich peinlich. Ich hoffe, er ist nicht aufgewacht und hat das gesehen. Wie lange lag ich wohl so? Ist auch egal.

Ich glaube, er hat im Schlaf seinen Arm um mich gelegt. Das ist echt süß. Ich hatte Recht damit, dass er auch süß sein kann!

Leise richte ich mich auf und schaue mich um. Es regnet immer noch volle Kanne. Schon seit gestern Abend schüttet es unermüdlich. Die anderen schlafen noch und das Feuer ist abgebrannt. Nur noch die Glut spendet ein bisschen Wärme und Licht. Bald sollte die Sonne aufgehen, denn so dunkel ist es draußen auch wieder nicht.

Alle anderen schlafen noch. Jin und Namjoon kuscheln im Schlaf, während Yoongi sich zusammengekauert hat, als hätte er Angst, dass was schlimmes passiert. Das zu sehen, macht mich etwas traurig. Hoseok, der neben ihm schläft, sitzt an dem Stein gelehnt, hat seine Beine ausgestreckt und die Arme in seinen Schoß gelegt. Sein Kopf ist an der Wand und sein Mund steht offen. Jimin mir gegenüber hat sich auch auf eine gewisse Weise zusammengekauert. Er hat seine Beine an die Brust gezogen und seinen Kopf auf seine Arme, die um die Beine geschlungen sind, gelegt.

Ich befreie mich ganz aus Jungkooks Arm und spüre sofort, wie mir seine Wärme fehlt. Aber ich lasse mich davon nicht abhalten, sondern stehe auf und gehe zum Eingang. Dort angekommen, lehne ich mich an die Wand und schaue nach draußen. Nach kurzem ist mir aber schon kalt und ich beginne zu zittern. Ich klemme meine Hände unter die Arme und atme einfach die frische Luft ein.

Irgendjemand ist nun auch wach. Ich höre, wie sich jemand zu mir stellt. „Schon wach?", fragt Namjoon.

„Ja."

Wir schweigen uns einige Zeit an.

„Du, Namjoon... Könnte ich dich um Rat fragen?", beginne ich zögerlich.

„Ja klar. Was ist?"

„Mich macht der Gedanke, dass bald einer von uns, also Jimin oder ich, sterben muss, verrückt. Es ist grausam zu wissen, dass man stirbt. Ich will nicht, dass er stirbt. Er hat einen kleinen Bruder, den er nie wieder sehen könnte. Deswegen will ich mich opfern, aber auch nicht, weil ich Angst habe. Doch für ihn will ich stark sein. Mich machen diese Gedanken kirre. Kannst du mir bitte sagen, was ich machen soll?"

„Ich verstehe, dass es sehr schwer für dich und auch für ihn ist. Es ist nicht einfach, sowas zu wissen. Aber lass dich nicht von den Gedanken dominieren und versuche, an etwas anderes zu denken. Versuch, die verbleibende Zeit, die ihr gemeinsam habt, zu genießen."

Ich habe zwar keine Ahnung, wie ich meine Gedanken ändern soll, aber ich kann es versuchen.

„Ich habe eine Frage und möchte gerne deine Meinung dazu wissen. Stell dir vor, du hast eine Person, die du mehr als alles andere liebst und sie dich. Es kann ein Freund sein oder Jimin oder wer auch immer. Stell dir vor, einer oder eine von euch muss sterben und du musst es entscheiden. Würdest du dich umbringen, sodass die andere Person lebt, aber mit dem großen Schmerz des Verlusts oder würdest du sie für den Tod auswählen, damit du leidest und nicht sie, sie aber tot ist."

Was ist das denn für eine fiese Situation. Ich habe echt keine Ahnung. Beides hört sich schrecklich an. Nach ein paar Sekunden an Überlegung antworte ich: „Keine Ahnung."

„Das war vielleicht in dieser Situation keine gute Idee. Tut mir leid..." Die Schuldgefühle des Älteren sind förmlich zu greifen.

„Nein, es ist alles gut."

Er lächelt ein bisschen, aber es erreicht nicht seine Augen. Wir schauen weiter in den Regen.

Nach einigen Minuten beginnt Namjoon wieder zu reden. „Wir sollten die anderen wecken und dann mal los. Es ist keine Zeit zu verschwenden."

„Okay." So machen wir uns daran und wecken alle.

Nachdem wir etwas gegessen haben, gehen wir durch den nassen Wald zurück zum Van, da wir irgnedwo hinmüssen, wo wir Empfang haben, sodass sich Jimin die Straßen von den anderen einprägen und wir so die Reisepässe holen können.

Namjoon, der unsere Truppe anführt, und Jin besprechen, wo sie am besten hinfahren. Wir anderen bleiben stumm. Wahrscheinlich sind die anderen noch sehr müde, weil es echt früh ist. Ich bin zwar von alleine aufgewacht, aber trotzdem recht müde. Doch meine Müdigkeit verfliegt langsam, der Wald ist wie ein Kaffee für mich; er macht mich wach. Ich weiß nicht, woran das liegt, vielleicht an der Luft oder das Leben, was der Wald enthält, das Leben, was hier nie eine Pause hat, und es ist mir eigentlich auch ziemlich egal. Ich genieße einfach die frische Luft und die Regentropfen auf mir.

Ich atme einmal tief ein und hebe meinen Kopf etwas nach oben, dabei schließe ich die Augen. Mit einem Lächeln kann ich jetzt weitergehen. Mir macht das alles gar nichts aus und nach kurzer Zeit für mich, wahrscheinlich doch länger als ich es empfinde, kommen wir auch schon an.

Als Jin das Auto von Weitem schon aufschließt, rennen die anderen förmlich dahin, um ins Trockene zu gelangen oder sich die besten Sitzplätze zu sichern, ich weiß es nicht.

Halb im Auto drücken sie noch etwas das Wasser aus ihren Haaren, danach setzten sie sich richtig hin.

Ich komme als letzter an und nachdem ich die Tür geschlossen habe, fragt Jimin, wo wir jetzt hinfahren.

„Wir fahren schonmal in die Richtung des Flughafens. Wir werden vorher irgendwo halten, sodass Jimin und Taehyung eure Pässe holen können. Wisst ihr überhaupt, wo eure Pässe sind?", sagt Jin.

Hoseok und Yoongi bejahen seine Frage, während Kookie verneint. „Kwon nimmt ihn mir immer weg, wenn wir irgendwo hin verreisen oder zurückkommen", murmelt er beschämt.

„Okay, das macht die Sache nicht gerade einfacher, aber ich bin mir sicher, dass das schon klappen wird", meint Namjoon daraufhin.

Jungkook neben mir gibt ein gequältes Lächeln von sich.

Ich stupse ihn ganz leicht mit der Schulter an und lächle ihn an, als er mich verwirrt anschaut. Er senkt sofort den Kopf. Habe ich was falsch gemacht? Ist er echt so traurig, dass er nicht weiß, wo sein Reisepass ist?

Der Rest der Fahrt verläuft eher still, Hobi, Jimin und Kookie schlafen nochmal ein und ich hänge meinen Gedanken hinterher. Auf einem leeren Parkplatz irgendwo im Nirgendwo machen wir halt und steigen aus. Immer noch schüttet es. Hier sollen wir also die Sachen hinbringen.

Enigma: the tale of bangtanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt