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Ich biss dem Hintermann ordentlich in sein Handfleisch und schmeckte das Blut. Zischend zog er sie weg und ich ergriff nach kurzem Überlegen doch die Initiative.

„Stopp, Julian! Hör auf damit. Ehe du es bereust, das sage ich dir!", ich wurde nach vorne geschubst, sodass unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren, „Du verdammter Bastard", fluchte ich.

Meine Augen wüteten, mein Adrenalin erreichte mich und ich könnte Häuser abreißen, so explosiv war ich.

Wissen die, wer ich bin?

Haben die eine verdammte Ahnung?

Er seufzte nur ergeben.

„Glaub mir, ich will das auch nicht."

Und dann führten sie mich ab. Sie umzingelten mich und ich entschloss, abzuwarten, wohin es mich führen würde. Ich musste erfahren, wer dahinter steckte. Auch wenn ich eine leise Ahnung hatte.

Wir gelangten zu einem Wagen, sie drückten unsanft meinen Kopf hinein und ich rutschte zur Seite.

Julian ließ sich neben mich nieder und klopfte auf den ledrigen Sitz des Fahrers, der daraufhin losfuhr.

Neben ihm war ein anderer Kerl.

Ich würde es mit euch allen aufnehmen.

Mit euch allen drei.

Aber erst muss ich herausfinden, was ihr von mir wollt.

Ich betrachtete Julian ausgiebig, auch wenn ich ihm den Kopf gegen die Scheibe schmettern wollte.

„Sei siciliano, vero? [ital.: Du bist Italiener, habe ich Recht?]"

Er spähte zu mir, antwortete mir jedoch nicht.

„Ich beiße schon nicht. Ich will nur wissen für wen du arbeitest, Arschloch."

„Ich wusste nicht, dass du...Italienerin bist."

„Bin ich nicht."

Naja nicht ganz zumindest.

Halb Sizilianerin trifft es wohl eher.

„Wohin fahren wir?"

„Das wirst du schon sehen."

Und schon fuhren wir über die Landesstraße zum Rande der Stadt.

Widerwillig lehnte ich mich in den Sitz zurück und zwang mich dazu, die Augen zu schließen. Um die Ruhe zu bewahren. Um nicht auszurasten, weil ich zu Dingen gezwungen wurde, die mir nicht passten.

Und ich kannte zu gut, wie es war, zu etwas gezwungen zu werden.

Nicht zu wissen, was passieren würde.

El pasado de Valencia - Valencias Vergangenheit

Ich starrte auf die Worte unter ihrem Namen.

In Gedanken bei uns.

Aber wo war sie, wenn ich sie gebraucht hatte?

Wo war sie, wenn ich Rat brauchte?

Ich zerdrückte die Rosen in meiner Hand und spürte, wie die messerscharfen Dornen meine Handinnenfläche aufschnitten.

Dann wischte ich mir eine Träne, die zu kullern drohte, mit meinem Ärmel ab und legte behutsam den Strauß auf ihren Grab.

Auf dem Grab meiner Mutter.

Valencia ist die Stadt meiner Geburt, sie wird die Stadt sein, in der ich sterben werde. Hier habe ich Halt, hier habe ich Familie, hier ist mein Leben. Das bist du für mich Valencia. Mein Halt, meine Familie. Mein Leben."

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt