Kapitel 64: Lügen glauben.

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"Was tust du hier?", erkunde ich mich bei Blaire, nachdem sie sich zu mir stellt.

"Ich bin für ein Bewerbungsgespräch hier und dann habe ich dich in die Toilette laufen sehen." Sie wirkt verunsichert.

"Du willst Polizistin werden? Warum?" Ich öffne meinen Mund und schaue ihr in die Augen, wende mich dann aber ab, um wieder in den Spiegel zu blicken.

"Ja will ich und der Grund..." Sie atmet tief ein. "Ist nicht so wichtig."

Ich ziehe verwirrt eine Augenbraue hoch und denke darüber nach, was es sein könnte. Plötzlich fällt es mir ein und wie Schuppen von den Augen. "Du willst Infos sammeln, wegen Justins Vater, was?"

Sie schweigt und ich weiß, dass das Ja heißen soll.

Wütend kneife ich meine Augen zusammen, doch ehe ich etwas sagen kann, beginnt Blaire zu reden. "Du verstehst das nicht Shay. Das ist wichtig für uns. Irgendwie muss Gerechtigkeit geschaffen werden und wir müssen verhindern, dass er noch mehr Menschen umbringt."

"Indem ihr ihn umbringt...?", sage ich herausfordernd.

"Er ist gefährlich.", murmelt sie leise. "Wir wissen nicht, wo er sich aufhält, aber sobald er entdeckt, dass ihm die Polizei auf den Fährten ist, wird die Sache viel schlimmer. Deswegen planen wir es auf eigene Faust zu beenden." Sie sieht sich schüchtern um.

"Ich kann das trotzdem nicht tolerieren. Ich möchte mit keinem Menschen Zeit verbringen oder gar zusammen sein, der sowas an seinem eigenen Vater plant." Ich fasse Mut und schaue ihr direkt in die Augen. Trotzdem tut es weh, nochmal über  Justin zu sprechen, den ich so sehr vermisse.

"Ich kann das verstehen, aber in einer Beziehung braucht man auch Verständnis." Sie fährt sich durch die Haare. "Er vermisst dich Shay. Er redet fast nicht mehr und hat in der letzten Zeit kein einziges Mal gelacht. Ich weiß nicht, was ihr alles durchgemacht habt, aber er liebt dich wirklich. Hör dir an, was er zu sagen hat. Er ist kein schlechter Mensch, er hat einfach dieses Ziel..."

Ich schließe meine Augen. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie er deprimiert in seinem Zimmer liegt, wie leer er sich fühlt und wie unglaublich sehr er leidet. Denn mir geht es exakt genauso.

"Ich hole morgen einige Sachen ab, da soll er mir sagen, was er zu sagen hat. Aber ich weiß, dass ich damit nicht leben kann." Das ist die Wahrheit. Genauso sieht es aus, ich werde damit nicht leben können. Ich werde nicht damit leben können, dass mein Freund, die Person der ich am Meisten vertraue und die ich am Meisten liebe, einen Mord plant und dafür vielleicht ins Gefängnis wandert. Nie werde ich das akzeptieren können.

"Denk drüber nach Shay. Ich kann dir nur sagen, dass du ihn wirklich glücklich gemacht hast und er es jetzt nicht mehr ist." Sie schaut mich traurig an. Sie scheint sich wirklich um ihn zu sorgen und ich freue mich, dass er so gute Freunde hat.

"Ok, wir sehen uns Blaire.", verabschiede ich mich und verlasse schnell den Raum. Bei dem Gespräch hatte ich Vanessa und ihre Aussagen fast vergessen, aber jetzt fallen sie mir wieder ein. Ich bewege mich Richtung Ausgang und verlasse das Gebäude irgendwie verwirrt, aber auch echt erleichtert, dass es jetzt vorbei ist.

Ich lasse mich auf eine Bank fallen und schließe die Augen, um den Duft des beginnenden Herbstes in meine Nase steigen zu lassen. Wie gerne ich jetzt mit Justin über diesen Besuch hier reden würde. Wie gerne ich in seinen Armen wäre und wie gern ich ihm sagen würde, dass ich ihn liebe. Das tue ich wirklich, aber trotzdem bin ich mehr als verletzt über die Lügen und über all das, was er vor hat. Am Ende ist alles nur eine Lüge. Mein Vater, Justin und Vanessa. Vielleicht bin ich die Einzige hier, die keine Lüge ist. Vielleicht bin ich auch die Einzige hier, die jede Lüge glaubt.

Justin's POV

Ich lasse das Wasser langsam über meinen Körper prasseln und steige dann mit einem frischen Gefühl aus der Dusche. Ich blicke in den Spiegel. Was ist aus mir geworden?

Die letzten Tage waren hart. Nicht nur das, sie waren unerträglich. Es ist so, als bräuchte ich Shay jetzt gerade am Meisten, aber sie ist nicht da. Ich habe mir öfter überlegt, wie ich mich bei ihr entschuldigen könnte, aber das Problem ist, dass es keine Entschuldigung gibt. Ich kann sie verstehen und ich würde genauso reagieren, wenn ich sie wäre.

Zu wissen, dass ich es endgültig vermasselt habe und es keine Ausreden gibt, macht die ganze Situation schlimmer, als sie jetzt schon ist. Ich weiß, dass es irgendwie falsch ist, was Blaire, Jackson und ich da planen, aber ich werde das nicht aufgeben. Ich werde meinen Vater nicht unschuldig davon kommen lassen.

"Justin?", ruft eine Stimme vor der Badezimmertür. Es muss Jackson sein, der schon seit einiger Zeit wieder zu Hause ist.

"Ich komme gleich.", verspreche ich und ziehe mich schnell an. Dann schaue ich auf mein Handy. Immer noch habe ich Shay als Hintergrund. Sie schläft friedlich und eine Strähne hängt ihr im Gesicht. Ihre Haut scheint makellos und ihre Lippen haben die perfekte Form, um geküsst zu werden. Sie scheint perfekt.

Ich wende meinen Blick von dem Handy ab, als Jackson an die Tür klopft.

"Jaxon.", ermahne ich ihn und öffne schließlich die Tür.  "So, was möchtest du?" Ich stehe jetzt vor ihm und er lächelt schüchtern.

"Wann kommt Shay wieder?", fragt er aufregt.

Ich merke, wie es beginnt weh zu tun, als ich an sie denke.  "Warum?"

"Naja sie hat doch bald Geburtstag, hast du gesagt und ich habe ihr ein Bild gemalt und wenn sie nicht kommt, dann kann ich es ihr nicht geben." Er macht ein trauriges Gesicht.

"Sie hat im Moment viel zu erledigen Jaxon. Aber ich sag ihr bald Bescheid ok?" Ich gebe ihm eine Umarmung und er nickt fröhlich.

Unsere Unterhaltung wird von der sich öffnenden Tür unterbrochen. Ich schaue hoch und entdecke Blaire, die wieder nach Hause kommt

"Justin?", sagt sie aufregt. "Ich muss dir was sagen."

"Ja?", murmle ich.

"Ich habe Shay im Gefängnis getroffen."

Author's Note:
Sooo nach diesem Kapitel wollte ich euch allen einfach nochmal schönen Weihnachten wünschen, auch wenn das Fest schon fast vorbei ist. :)
Ich hoffe ihr hattet einige schöne Tage, habt viele Geschenke bekommen und zu viel gegessen, wie das an Weihnachten auch sein soll. :D
Danke nochmal für all meine Leser, Votes und so weiter. Ich hab das Gefühl, ich sollte das unter jedes Kapitel schreiben, aber ich will den Lesefluss nicht unterbrechen haha, trotzdem bin ich euch natürlich echt dankbar. ^^
Es gibt eine kleine Ankündigung, weswegen ich diese Notiz auch mache. Und zwar habe ein neues Buch gestartet, das den Namen Following Hearts trägt und welches ihr auf meinem Profil finden könnt. Nähere Infos zur Veröffentlichung und weiteres, erfahrt ihr dann im Buch selbst. Wenn ihr Zeit habt, dann schaut gern mal rein. :)
Ich wünsche euch einen schönen Tag♡

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