Kurz vorab: Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet! Ich bin einfach schlecht darin, angefangene Arbeit zu beenden.
Hier ist also das zweite Kapitel. Es kommt noch mindestens eins, vermutlich aber zwei.
Viel Spaß und lasst gerne eine Review da! :)—
Erleichtert stellte Tonks fest, dass Remus in einer wesentlichen besseren Verfassung war, seit sie in Coldharbour angekommen waren.
Vielleicht versteckte er alles, was in ihm vorging, aber Tonks hatte nicht den Eindruck. Er sah ein wenig aufgeweckter aus als in den letzten zwei Wochen; er sah wieder lebendig aus. Vielleicht lag es daran, dass sie zum ersten Mal seit dem Kampf in der Mysteriumsabteilung wieder gemeinsam auf einer Mission waren. Remus hatte ihr, als sie vor weniger als fünf Minuten auf dem Treppenabsatz des Grimmauldplatzes disappariert waren, sogar seinen Arm angeboten. Tonks war sich nicht sicher, ob sie ihm nicht ihren Arm anbieten hätte sollen - immerhin war Remus noch immer sehr blass -, aber hatte sofort auf seine freundliche Geste reagiert. Vermutlich wollte Remus Tonks' Freundschaft nicht verlieren. Ihr ging es auch so, dennoch wollte sie von ganzem Herzen mehr als Freundschaft. Doch jetzt war nicht die Zeit, um Remus das klar zu machen. Das wichtigste war, dass er wieder der alte wurde, und, wenn sie dabei helfen konnte, war es ihr nur recht.„Hast du die Koordinaten?”, fragte Tonks und sah möglichst freundlich zu Remus.
Er nickte und zog einen kleinen Zettel aus seiner Jackentasche. „Wir müssten eigentlich... ah, da vorne ist es, glaube ich.”
Tonks reckte neugierig ihren Kopf, um etwas sehen zu können. Tatsächlich - nur etwa hundert Meter weiter war in der Dunkelheit, hinter einigen Fichten die Silhouette eines Hauses zu erkennen.
Remus und Tonks gingen eilig näher an das Haus heran. Der Ruf eines Käuzchens ließ Tonks zusammenzucken. Remus sah kurz zu ihr und schenkte ihr ein rückversicherndes Lächeln.
„Oha”, murmelte Tonks, sobald sie vor dem Haus standen.
Es war wohl mehr eine Ruine. Das Dache war an der Ostseite eingestürzt, einige Fensterscheiben waren zerschlagen und generell sah alles etwas windschief aus.
„Meinst du, es ist jemand da?”, fragte sie an Remus gewandt.
„Wir werden es gleich sehen, vermute ich”, antwortete er leise und ging einen Schritt.
Tonks starrte noch immer auf das Haus. Erst als Remus sich leise räusperte, folgte sie ihm. Er wartete, bis sie neben ihm war, dann gingen beide gemeinsam auf das Haus zu.
„Alohomora!”, wisperte Tonks, ihren Zauberstab auf das kleine Eisenschloss gerichtet.
„Tonks, warte -”, sagte Remus, war aber zu spät.
Mit einem leisen Klickgeräusch öffnete sich das Schloss, die Tur schwang auf und ein schrilles Geräusch gemischt mit Flügelgeflatter ertönte.
„Nymphadora!”, rief Remus panisch. Er schlang blitzschnell einen Arm um ihre Hüfte und zog sie mit sich zu Boden. Tonks, wie auch sonst, war von seiner plötzlichen Reaktion überrascht und geriet ein wenig aus dem Gleichgewicht. Sie landete direkt auf Remus, der erschrocken keuchte.
Tonks drehte ihren Kopf nach oben, um den Ursprung des Geflatters herauszufinden. Ein Schwarm Doxys war aus dem Haus gestoben. Die kleinen Kreaturen flogen nun in die Nacht hinaus.
„Doxys”, stellte Tonks trocken fest und grinste Remus schief an. „Kein Grund in Panik zu verfallen, Professor”, scherzte sie.
Remus stöhnte nur schmerzlich. Schnell sprang Tonks wieder auf ihre Füße und reichte ihm seine Hand, die er dankbar nahm.
Erst jetzt kam es ihr wieder in denn Sinn: gestern war Vollmond gewesen.
„Alles in Ordnung?”, fragte sie hektisch. „Gestern war Vollmond, nicht? Oh, tut mir leid! Ich hab nicht dran gedacht. Du solltest nicht auf einer Mission sein! Nicht in dem Zustand -”
Remus lachte bitter. „Mein Zustand heute unterscheidet sich wohl kaum von dem in den letzten zwei Wochen.”
„Remus...”, wisperte sie sanft und trat einen Schritt auf ihn zu. Alles in ihr wollte ihn einfach nur umarmen und fest bei sich halten. Aber dafür war nun keine Zeit, denn sie hatten eine Mission zu erledigen.
Auch Remus schien sich wieder daran zu erinnern. Er duckte sich an Tonks vorbei und spähte ins Haus.
„Siehst du was?”, erkundigte sich Tonks und riskierte ebenfalls einen Blick.
„Nein”, antwortete er. „Zauberstäbe raus...”
Tonks tat, was er sagte.
„Lumos!”
Der dunkle Flur wurde in ein bläuliches Licht getaucht. Es waren auf den ersten Blick keine weiteren Gefahren zu erkennen. Das einzige Objekt im Flur war ein Spiegel, der an der Wand hing.
„Bringen wir's hinter uns”, sagte Tonks so enthusiastisch wie möglich und betrat das Haus. Remus folgte ihr.
Der Flur tat sich in eine große, nicht weniger dunkle Eingangshalle auf. An der Decke hing ein von Spinnweben besetzter, alter Kronleuchter. Die Wände waren mit leeren Rahmen bestückt. Der Fliesenboden der Halle hallte gedämpft. Tonks sah sich neugierig um. Der Ort war furchteinflößend und faszinierend zugleich. Welche Emotion überwog, wusste sie nicht.
Sie glaubte aber zu spüren, dass Remus die Halle ganz eindeutig mehr furchteinflößend als sonst etwas fand. Er drehte sie langsam auf der Stelle, als ob er erwarten würde, dass gleich eine Horde Todesser auf sie losgingen. So unruhig kannte sie ihn gar nicht.
„Wir sollten uns aufteilen, findest du nicht?”
Remus zuckte zusammen und sah sie an. Für den Bruchteil einer Sekunde war seine Miene entsetzt, aber er fasste sich sofort wieder. „Ich glaube, es wäre sicherer, wenn -”
„Remus, das Haus ist riesig! Alleine sind wir hier schneller durch. Wenn wirklich irgendwas passiert, dann hören wir einander schon. Notfalls gibt es immernoch einen Patronus”, sagte Tonks und drehte sich um. „Ich übernehme den linken Trakt, du gehst rechts.”
Tonks wartete nicht mehr auf seine Antwort und ging los. Wachsam, wie Mad-Eye es sie gelehrt hatte, hielt sie ihren Zauberstab erhoben und spähte in jede Ecke. Das einzige, was sie sah, waren jedoch nur ein paar Ratten, einen weiteren Doxy, noch mehr leere Bilderrahmen und schwarze Federkiele. Sie bog in einen kurzen Korridor ab und betrat das Zimmer an dessen Ende. Es war nicht besonders groß und auch nicht sehr hell.
Tonks leuchtete mit ihrem Zauberstab die Umgebung ab. Ihr Blick schweife über einen alten Sessel, ein fast gänzlich leeres Bücherregal und blieb schließlich an einem Schreibtisch hängen. Eine Kiste stand darauf. Vielleicht waren dort wichtige Artefakte versteckt? Die Neugierde packte sie und sie zog den Deckel der Kiste nach oben.Remus gefiel es nicht, von Tonks getrennt zu sein. Ja, er und Tonks hatten sich auf irgendeine Weise distanziert, aber seine Gefühle hatten sich nicht geändert. Er liebte die junge Aurorin und würde alles tun, um sie zu beschützen. Doch das konnte er eben nicht, wenn sie ohne ihn durch den Westflügel streifte. Irgendetwas in diesen Haus behagte ihm ganz und gar nicht.
Er hatte schon ganze drei Zimmer durchkämmt und nichts gefunden. Er hatte nicht erwartet, Hinweise oder wichtige Dokumente zu finden. Aber er hatte auch nicht erwartet, nichts zu finden. Das hier war mit Sicherheit das eigentliche Hauptquartier der Todesser. Warum hatten sie keine Fallen aufgestellt oder Wächter positioniert? Kein einziger Zauber schien auf eine Tür gelegt zubsein. Das kam Remus doch alles sehr ungewöhnlich vor.
Plötzlich hörte er einen erstickten Schrei. Er hielt inne, um ihn erneut zu hören. Doch nichts. Halluzinierte er? Ein ungutes Gefühl beschlich Remus. Er beschloss, darauf zu hören.
Eilig lief er zurück in die Halle und folgte von dort aus Tonks' Weg. Als er ein Zimmer am Ende eines kurzen Korridors betrat, schnürte sich alles in ihm zusammen.
Tonks fiel vor seinen Augen zu Boden. Sie rang nach Luft. Ihre Finger hatten sich fest um etwas gekrallt, das aussah, wie ein dickes Seil. Auf den zweiten Blick erkannte Remus, dass es eine Pflanze war - genauer gesagt: eine Teufelsschlinge. Keine gewöhnliche jedoch, sonst wäre sie von Tonks' leuchtender Zauberstabspitze weggeschreckt. Remus' Blick fiel auf eine Kiste. Die Pflanze war darin verankert und erwürgte jetzt Tonks.
Blitzschnell fiel er neben ihr auf die Knie. Verzweifelt versuchte er, die Pflanze von ihrer Kehle zu ziehen. Tonks' Augen fixierten seine für einen Moment. Sie wollte es nicht zeigen, aber sie hatte Angst. Ihr Leben hing davon ab, ob er sie retten konnte.
Remus führte die erste Idee aus, die ihm in den Sinn kam: ein Zauber.
„Diffindo!”, sagte er deutlich und hoffte, dass der Zauber nicht bis zu Tonks' Haut durchdrang.
Es klappte tatsächlich. Die Ranke wurde aufgeteilt und Tonks konnte sich befreien. Remus sperrte die Pflanze wieder ein und wendete sich zu Tonks. Sie kauerte auf dem Boden, ihre waren Augen geweitet und ihre Hände zitterten.
Remus wollte etwas sagen, aber er alles, was er zustande brachte, war ihre Name, als er vor ihr auf die Knie ging.
„Nymphadora...”
Vorsichtig streckte er eine Hand nach ihrem Hals aus, wo die Pflanze sich bis vor wenigen Sekunden noch befunden hatte. Die Stelle färbte sich rapide dunkelviolett.
Remus' Fingerkuppen hatten ihre Haut noch nicht, ganz erreicht, da sprang Tonks auf. Sie stolperte kurz, hielt sich aber auf den Beinen. Remus folgte ihrer Bewegung nach oben.
„Tonks, geht es dir - ”
Sie schnitt ihm das Wort ab. „Ja, alles okay.” Ihre Stimme klang leise und heiser, aber machte Remus auch mehr als deutlich, dass sie kein Aufheben um ihre Verletzungen haben wollte.
Remus nickte leicht. Dennoch zog er einen Schokoriegel aus seiner Tasche und reichte ihn ihr. „Nur für alle Fälle.”
Tonks' Lippen formten kurz einen schmalen Strich, dann zwang sie sich zu einem Lächeln. „Nicht nötig, aber danke. Wir sollten weitermachen, nicht?”
„Ich bin aber nicht begeistert davon, wenn wir uns wieder aufteilen”, merkte Remus verdrießlich an. „Was, wenn wir wieder etwas passiert?”
Da war er wieder, der leicht verärgerte Ausdruck auf Tonks' Gesicht. „Ich bin jetzt vorsichtiger.”
„Also gut”, gab Remus nach.
Er hatte keinen Sinn, mit ihr zu diskutieren. Sie mussten den Auftrag so schnell wie möglich abschließen. Es würde schon alles gut ausgehen.
Tonks sah ihm in die Augen und wandte sich dann ab.
„Viel Glück”, rief Remus ihr leise nach.
Er hatte noch keine Ahnung, dass er es bald war, der Glück brauchte...
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burnt alive
FanfictionNur zwei Wochen nach Sirius' Tod werden Remus und Tonks auf eine Mission geschickt, die nicht nur einige Gefahren birgt, sondern sich schlussendlich als lebensbedrohlich erweist.