Spielen ist eine Tätigkeit, die man gar nicht ernst genug nehmen kann.
- Jaques-Yves Cousteaux***
Die Vorrunde des Interhigh war beendet und die Shiratorizawa als Sieger aus dessen Finalrunde hervorgegangen. Glücklich ließ ich mich in meinem Sitz des Teambusses zurücksinken. Das Grinsen wollte gar nicht mehr aus meinem Gesicht weichen. So anstrengend diese drei Tage auch gewesen waren, für unser Team war es ein klarer Durchmarsch gewesen. Lediglich ihr Finalgegner, die Aobajohsai, hatten es geschafft für ein wenig Spannung zu sorgen. Dieser Setter, Oikawa, hatte es faustdick hinter den Ohren. Wenn ich so darüber nachdachte, kam sein Sprungaufschlag fast an den von Ushijimia heran. Dieses Team sollten wir definitiv im Auge behalten. Sie könnten uns wirklich gefährlich werden.
Erschrocken blickte ich auf, als sich einer der Spieler wie ein nasser Sack neben mir in den Sitz fallen ließ. Tendō räkelte sich wohlig dort und warf mir einen durchdringenden Seitenblick zu. Ich zog meine Kopfhörer ab und sah ihn fragend an. „Was hast du heute Abend noch so vor, Managerin?“, wollte er gedehnt von mir wissen. Ich blickte ihn misstrauisch an. „Warum?“. „Die Jungs und ich wollen nachher noch ein wenig um die Häuser ziehen und da dachten wir, dass wir dich mitnehmen.“, erläuterte er und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. Ich zog die Augenbrauen zusammen und überlegte. „Ich glaube kaum, dass Coach Washijō euch nach unserer Ankunft so einfach losziehen lässt.“, gab ich zu bedenken – „ich meine ich hätte ihn vorhin zu Coach Saitō sagen hören, dass jeder von euch noch 100 Aufschläge zu machen hat.“.
Tendōs Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. So wie ich ihn kannte, hatte er nicht unbedingt Lust darauf heute noch weiter zu trainieren. Die Fahrt zur Shiratorizawa würde zwar nicht ganz so viel Zeit in Anspruch nehmen, doch ich kannte Trainer Washijō. Wenn er mit den Aufschlägen des Teams nicht zufrieden wäre, dann bekämen sie noch mehr Übungen auf die Augen gedrückt. Wahrscheinlich wäre es dann schon fast zu spät um noch einmal wegzugehen. „Lass mich nur machen.“, eröffnet er mir und grinste diabolisch – „Was ist nun. Kommst du mit, Managerin?“. Ich blies die Backen auf. Warum eigentlich nicht? Es könnte dem Teamgefühl nicht schaden und ich würde die Jungs auch besser kennenlernen können. „Also schön. Aber nur, wenn es nicht zu spät wird.“, gab ich schließlich nach. Mit einem Jauchzen sprang Tendō auf die Füße, kletterte im Anschluss auf den Sitz und brüllte durch den kompletten Bus: „Sie kommt mit Semisemi!“. Ich blickte den Mittelblocker verdutzt an. Für einen Moment herrschte Stille im Bus, dann tönte aus dem hinteren Teil des Busses: „Halt die Klappe, Satori!“. Tendō begann zu schmollen und erwiderte geknickt, aber nicht minder laut: „Sei doch nicht so Semisemi. Ich dachte du freust dich über diese Neuigkeit?“.
„Satori…ich warne dich!“, ertönte es erneut. Nun wurde es mir zu bunt. Ich tat es Tendō gleich und kniete mich ebenfalls auf meinen Sitz. Mich an die Lehne klammernd suchte ich den hinteren Teil des Busses nach dem Setter ab. Er hatte scheinbar einen Platz in der vorletzten Reihe bezogen, hatte sich mittlerweile aber halb erhoben und drohte seinem Teamkameraden mit der Faust. „Wo liegt das Problem, Jungs?“, wollte ich locker wissen und blickte zwischen den beiden hin und her. Semi schloss augenblicklich seinen Mund und lief rot an. Von ihm würde ich wohl keine Antwort erhalten, also wandte ich mich an Tendō. Er hatte mittlerweile mit dem Schmollen aufgehört und grinste seinen Freund bösartig an. Der Mittelblocker war wirklich gruselig, wenn er diesen Gesichtsausdruck drauf hatte. Sein Blick flackerte zu mir und er wollte sich gerade vertraulich zu mir herüber lehnen, als ihn ein Kissen unsanft am Kopf traf. „Auaaaa…Semisemi. Das war nicht nett!“, begann der Rotschopf zu jammern und rieb sich den Kopf. Ich biss mir auf die Lippen um nicht laut los zu prusten. Semi stand keuchend im Mittelgang. Mein Blick glitt zu dem Kissen und ich konnte ein Quieken nicht mehr unterdrücken. Es war ein Nackenhörnchen mit Häschenaufdruck. Wie süß war das denn bitte? „Ich hab dir gesagt, dass du den Rand halten sollst, du Holzkopf!“, polterte Semi los und schlug mit seiner Hand auf die Rückenlehne vor sich. Goshiki der diesen Sitz für sich gepachtet hatte, murrte unverständliche Worte und starrte den Setter böse an. Scheinbar war er schon halb im Land der Träume verschwunden gewesen, bevor die beiden Streithähne sich mal wieder an den Kopf bekommen hatten.
DU LIEST GERADE
Was die Liebe und das Leben so mit sich bringt
Short StoryEine kleine Oneshot- und Kurzgeschichten-Sammlung von und mit unseren Lieblingsvolleyballern. ☺️