Teil 13 - Nächtlicher Austausch

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Im Badezimmer befand sich wirklich alles, was das Herz begehrte: unterschiedliche Sorten von Shampoo und Duschgel, Cremes in den verschiedensten Duftrichtungen und viele weitere kleine Fläschchen, Tigel und Döschen.
Das kühle Nass war wie eine langersehnte Erlösung, von der YN nicht wusste, dass sie sie brauchte.
Nachdem sie sich durch die Produkte getestet hatte, verließ sie die Dusche und trocknete sich mit einem großen Badehandtuch ab.
Wie ein völlig neuer Mensch kuschelte sie sich in den Bademantel, der an einem Haken an der Wand hing, als es an der Gästezimmertür klopfte.

Hisoka stand im Flur. Auch er hatte offensichtlich geduscht, denn seine Haare hingen ungestylt an ihm herunter.

Uh, so sieht er auch gut aus, steht ihm. Und wie er erst riecht...

YN versuchte, ihr Grinsen zu unterdrücken - ohne Erfolg. Er trat einen Schritt auf sie zu, reichte ihr ein T-Shirt und blieb mit verschränkten Armen im Türrahmen stehen, natürlich lag sein übliches Grinsen auf seinem Gesicht.

"Agatha hat also aus dem Nähkästchen geplaudert, was?" fragte er, obwohl er die Antwort ganz genau kannte. "Hier hast du etwas, worin du schlafen kannst. Ich gehe nicht davon aus, dass du etwas in der Art dabei hast." YN nickte dankbar und sah sich das Shirt an. Es war ein hellgraues, kurzärmeliges Oberteil. Von Hisoka.

"Dann schlaf gut. Mein Schlafzimmer ist direkt neben an, wenn du etwas brauchst." Er drehte sich um und betrat sein Zimmer.

Gute Nacht, Hisoka.

YN zog ihre Tür zu und streifte sich Hisokas T-Shirt, das ihr bis kurz unter den Po reichte, über. Sie schloss die Augen und vernahm den Geruch von frisch gewaschener Wäsche und... von ihm.

Vielleicht hat Agatha Recht und er ist im Grunde ein Mann mit einem weichen Kern. Er wirkt total verändert, viel sanfter und liebevoller. Offensichtlich sorgt er sich darum, dass ich nicht alleine nach Hause fahre und er hat mir sein Gästezimmer zur Verfügung gestellt. Könnte es sein, dass... da irgendwas zwischen uns ist? Agatha will auch etwas gemerkt haben, ansonsten hätte sie vorhin nicht behauptet, wir zwei würden 'ein hübsches Paar' abgeben.

Noch bevor sie ihren Gedanken beendet hatte, verspürte sie wieder das Kribbeln in ihrem Bauch. Sie musste zugeben, dass sie, je mehr Zeit sie mit Hisoka verbrachte, ihm immer mehr verfallen war. Seine Ausstrahlung war in unbeschreiblicher Weise außergewöhnlich. Er war jemand, der nicht zögerte. Er tat, was er wollte und diese Einstellung bewunderte YN. Sie traute sich nicht, das zu tun, was sie in ihrem Innersten machen wollte. Aus Angst vor Ablehnung fügte sie sich den Normen und entsprach mehr oder weniger den Erwartungen, die an eine junge Frau ihres Alters gestellt wurden.

Nachdenklich stieg sie ins Bett und zog sich die Decke bis ans Kinn. Sie wusste, dass ihre Gedanken noch eine Weile umher kreisen würden, bevor sie würde schlafen können. Der heutige Tag erschien ihr so unendlich lang, dafür dass er spät angefangen hatte, in die Vollkatastrophe mit Kaito überging und in der Himmelsarena bei Hisoka im Gästezimmer endete.

Nach gefühlten Stunden der Schlaflosigkeit und des Umherwälzens entschied YN, auf den Balkon zu gehen. Die kühle Nachtluft würde die Achterbahn in ihrem Kopf sicher beruhigen.
Ohne zu zögern verließ sie das große Bett und öffnete die Balkontür. Ein frischer Luftzug wehte um ihre nackten Beine. YN trat nach draußen bis ans Geländer und schaute in die Tiefe.

Hier ist es herrlich kühl, richtig angenehm.
Die Stadt ist von oben so klein. Die Busse und Autos sind weit weg und der Lärm ist gar nicht zu hören. Ja, auf solche Annehmlichkeiten würde ich auch ungern verzichten.

"Kannst du auch nicht schlafen?" Die Stimme hinter ihr ließ YN vor Schreck zusammenzucken. Hisoka hatte unbemerkt am anderen Ende des Balkons gesessen, nun erhob er sich und gesellte sich zu YN. "Darf ich?", fragte er, bevor er sich ebenfalls ans Geländer lehnte.

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