Kapitel 33

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Ich weiß nicht wie lange wir einfach nur dastanden und uns umarmten und küssten. Einerseits fühlte es sich an wie Jahre, andererseits aber nur wie Sekunden. Doch irgendwann lösten wir uns voneinander und er sagte "Ich dachte du erinnerst dich nicht an mich und das wird eine dieser peinlichen Begrüßungen, bei denen ich erklären muss das wir eigentlich zusammen sind und du dich nur an nichts erinnern kannst. Ich hatte Angst, ich müsse noch Ewigkeiten auf meinen Kuss warten. Hatte Angst, dass du mich gar nicht mehr willst-" ich legte ihm einen Finger auf die Lippen, damit er seinen Redeschwall mal stoppte. "Dich kann ich einfach nicht vergessen... aber den ganzen Rest. Es dauert noch eine Weile bis ich mich an allen Schulstoff erinnern kann, an alle Namen... Ich kann mich nicht mal an dieses Gebäude erinnern." Lächelnd nahm er meine Hand und sagte "Komm, dann sorgen wir mal dafür, dass du dich erinnerst." während er mich aus Dumbeldores Büro zog.

Als wir einen Gang entlangliefen, der mir nicht im Entferntesten bekannt vorkam, kamen uns ein rothaariges Mädchen, das die Hand eines großen, Brille tragenden Jungen, der schwarze, strubbelige Haare hatte, hielt und ein mittelgroßer Junge mit braunen Haaren und genauso braunen Augen entgegnen. Das Mädchen riss sich sofort von der Hand ihres Freundes los und stürmte auf mich zu. "Allie?! Ich bin's Lily!" Auch ich riss mich von Sirius Hand los und rannte ihr entgegen "Lily! Ich erinner mich!" In der Mitte fielen wir uns beide um den Hals und ich lächelte. Lily, die hier für mich eine Schwester geworden war. Als wir uns wieder von einander lösten, begrüßten mich auch James und Remus. Nachdem sie mir ihre Namen gesagt hatten, wusste ich auch wieder wer sie sind. Ich könnte gar nicht aufhören zu lächeln. Es war zu schön, wieder unter Freunden zu sein.

Am nächsten Morgen begann der Unterricht und es war so, als hätte es die Ferien nie gegeben. Keine Gnadenfrist, wir wurden alle sofort ins kalte Wasser geworfen. Ich sogar ins Eiskalte, da ich mich sozusagen an nichts erinnerte. Dumbeldore hatte zum Glück alle Lehrer in mein kleines Problem eingeweiht, so dass sie es mir nochmal kurz erklärten oder erlaubten, dass mein Nebensitzer es mir kurz sagte. Allerdings erinnerte ich mich meistens selber, sobald ich das Wort hörte, oder wenn der Professor es der ganzen Klasse vorführte. Nachmittags machten wir immer unsere Aufgaben und Remus half mir, den ganzen Stoff nachzuholen. Sirius gab mir inzwischen auch wieder Astronomienachhilfe und es kehrte langsam wieder der Alltag ein. Jede freie Sekunde verbrachte ich mit Sirius und wir beide genossen unsere Nähe. Nachts schlief ich auch in seinen Armen, da mich das einfach beruhigte und ich besser schlafen konnte. Nebenbei versuchten alle herauszufinden, wer mir den Obliviate verpasst hat. Andauernd fragte mich jemand, ob ich mich inzwischen erinnere. Das tat ich aber nicht. Ich wusste nicht mal mehr, ob es ein Mann oder eine Frau war. Die reinste Katastrophe, auch im allgemeinen. Andauernd trat ich in irgendein Fettnäpfchen. Und dann kam zwangsläufig der Moment, an dem alle über mich lachten und ich am liebsten im Boden versinken würde. Diesen Gefallen tat mir der Boden natürlich nicht. Und so stolperte ich durch die erste Schulwoche und war so froh, als ich endlich die letzte Stunde Pflege magischer Geschöpfe am Freitag hinter mir hatte. Allerdings hätte ich mich mal nicht zu früh freuen sollen...

Ekelige, schweißige Hände strichen über meine nackte Taillie. Verzweifelt versuchte ich sie wegzuschieben, doch es gelang mir nicht. Ich schluchzte auf "Bitte lass mich los! Bitte!" Der Junge lachte nur "Komm schon, babe. Du willst es doch auch." Seine Finger wanderte an meinem Rücken herauf bis den Verschluss meines Bh's gefunden hatten. Ich wand mich unter seinem festen Griff. Inzwischen liefen mir tränen über's Gesicht. Immer wieder versuchte ich ihn wegzuschubsen, mich zu befreien, doch er ließ es nicht zu. Dann schnappte meim Bh auf. Und ich ekelte mich so. Es war so abnormal, absurd und ekelig. Mein ganzer Körper zitterte vor Wut, Angst und Verzweiflung. Und ich schaute auf die das spöttisch grinsende Gesicht von Damian...

Schreiend schreckte ich hoch. Schweiß lief über meine Stirn und ich hatte Tränen in den Augen. Mein ganzer Körper bebte. Neben mir fuhr Sirius, durch meinen Schrei geweckt aus dem Schlaf "Allie? Alles klar?". Genau in dieser Sekunde fiel es mir wie Drachenschuppen von den Augen. Meine Kehle schnürte sich zu und meine Augen weiteten sich, als aus der Angst und Verzweiflung aus meiner Erinnerung -und es war definitiv eine Erinnerung und kein Traum- purer Hass wurde. Scheiße! Das darf nicht wahr sein!! DAS DARF DOCH VERDAMMT NOCH MAL NICHT WAHR SEIN!!! Ich hatte das dringende Bedürfnis auf etwas, oder eher jemanden, einzuschlagen. Damian hat mich damals vergewaltigt! Und als ich das Vergessen hatte, hatte er mich schamlos ausgenutzt. Dieses miese Schwein! Das werde ich ihm heimzahlen! Er hat schon immer nur mit mir gespielt. Erst jetzt nahm ich wahr, dass Sirius an meinen schmalen Schultern rüttelte "Allie verdammt! Was bei Merlins Bart ist los?! Du bist schreiend aufgewacht und jetzt-" ich unterbrach ihn "Tut mit leid, Sirius. Ich muss mich jetzt erstmal abregen." sagte ich mit angespannter Stimme entschuldigend, sprang auf und verließ barfuß fluchtartig den Raum.

Ich saß auf dem großen Fensterbrett im Aufenthaltsraum mit einer Tasse Heiße Schokolade zwischen den Fingern. Ich war eben kurz in der Küche und die Elfen konnten mir sofort helfen. Und jetzt saß ich hier in eine dicke Decke eingewickelt und schlürfte an meiner Schokolade. Im Kamin glühte noch schwach und blutrot die Kohle vom Feuer und setzte den Raum in ein gedämpftes, mystisches Licht. Ich war immer noch geschockt. Wie konnte er nur? Dieses miese kleine- meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich hörte wie sich eine Tür öffnete. Erschrocken schaute ich auf, doch es war nur Sirius der leise auf mich zu kam "Was ist los?" fragte er besorgt und setzte sich neben mich. Ich seufzte, dann begann ich zu erzählen. Einfach alles. Von meinem Traum, meiner Vergewaltigung, Damians Verhalten nach dem Obliviate, seinem Kuss, einfach alles. Und Sirius hörte einfach zu und unterbrach mich kein einziges mal. Und so saßen wir Nachts um 3 während es draußen stürmte und ich redete mir einfach alles was mich in letzter Zeit belastete, von der Seele. Es tat so gut. Bei ihm fühlte ich mich endlich wieder am richtigen Ort. Und als ich geendet hatte, umarmte er mich einfach und war einfach für mich da.

Am nächsten Morgen war ich richtig am Arsch. Ich war todmüde und immer noch wegen Damian geschockt. In der Halle war eine entspannte Stimmung, immerhin war es Samstagmorgen doch durch meine Tiefenstimmung nervte mich die Ausgelassenheit der Anderen extrem. Also schlürfte ich nur müde an meiner Schokolade während Sirius mich im Arm hielt. Als ich mit Frühstück schon fast fertig war kam Professor McGonagall auf mich zu und sagte ernst zu mir "Mrs. Andrews, der Schulleiter möchte nach den Essen mit Ihnen reden." Ich nickte. Worum es wohl ging? Wahrscheinlich um meinen weiteren Unterricht in Energiekunde, der ja diese Woche noch nicht stattgefunden hatte. Als ich dann mit essen fertig war begleitete Sirius mich bis zur Bürotür. "Ich warte hier auf dich" sagte er und gab mir einen sanften Kuss. "Musst du nicht, es kann auch länger dauern" erwiderte ich doch er sagte nur "Ach was, ich warte bis du wieder da bist." Mit diesen Worten schon er mich auf Dumbeldores Büro zu. Als ich eintrat bekam ich sofort Panik. Ich spürte die Stimmung im Raum... sie war so angespannt und negativ. Das konnte nichts Gutes verheißen. Dumbeldore kam hinter seinem Schreibtisch auf mich zu "Allie, da bist du ja". Er nannte mich beim Vornamen. Warum? Dumbeldore macht das sonst nie. "Was ist los?" fragte ich angespannt. Dumbeldore seufzte "Es tut mir so leid, Allie. Deine Eltern sind im Gefecht gegen Voldemort gestorben." Zuerst schaltete sich die Welt aus. Das einzige was ich wahrnahm waren meine Atemzüge und mein Herzschalg. 'Was? Das kann nicht sein... das geht nicht. Die haben da was vertauscht. Mum und Dad können nicht tot sein. Das geht nicht. Es geht einfach nicht' schoss es mir durch den Kopf. Dann hörte ich meinen Atem und mein Herz stocken. 'Doch, dass geht'. Und in dieser Sekunde schaltete sich die Welt wieder ein, alles stützte wie ein Wasserfall auf mich ein und ich drohte zu ertrinken.

Von Magie und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt