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Samu stand unter der Dusche, hatte die Augen geschlossen. Das warme Wasser, das über seinen Körper lief, mischte sich mit seinen salzigen Tränen, die seit dem vorigen Abend immer wieder ihren Weg über sein Gesicht fanden. Er war einfach zu aufgewühlt, er war von Schmerz durchzogen und konnte seine Gefühle einfach nicht kontrollieren. Jedes Mal, wenn er seinen Gedanken freien Lauf ließ und diese entweder zu Helen und zu Anna schweiften, bekam er diesen Kloß im Hals und schon kurz darauf musste er weinen. Am liebsten hätte er sich den ganzen Tag im Bett verkrochen, sich die Decke über den Kopf gezogen und von der Welt abgeschirmt, aber das ging nicht. Mikko würde ihm den Kopf abreißen, wenn er sich jetzt gehen lassen und nicht im Studio erscheinen würde.

Er setzte sich ins Auto, holte einmal tief Luft und startete den Motor. Kurze Zeit später stand er schon vor Osmo's Haustür und drückte mit zitternden Fingern den Klingelknopf. Der Türsummer ertönte und er stieg mit schweren Schritten und hängendem Kopf die Treppe zu Osmo's Wohnungstür rauf. Osmo stand bereits in der Tür und empfing den Frontmann mit einem ziemlich kalten und abweisenden Blick. „Was willst du Samu?" Samu räusperte sich. „Kann ich bitte mit Anna sprechen?" Unsicher spielte er nervös mit seinen schwitzigen Händen. „Es tut mir leid, Samu, aber sie will dich nicht sehen. Ich kann dich nicht reinlassen, ok?" „Bitte Osmo, ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe, ich liebe sie doch, ich will mich bei ihr entschuldigen und..." „Nein, Samu, sie will nicht, du weißt gar nicht, was du ihr angetan hast, ganz ehrlich, wenn ich DU wäre, würde ich mir etwas Gutes überlegen. Du hast wirklich keine Ahnung, was du angerichtet hast. Weißt du eigentlich, wieviele Tränen sie seit gestern deinetwegen vergossen hat? Man Hapa. Du bist echt manchmal das größte Trampeltier unter der Sonne. Schalt doch einmal deinen Lockenkopf ein und denk nach, bevor du alles sofort raushaust, was dein Gefühl dir sagt. Weißt du, andere Menschen haben auch Gefühle. Ich weiß echt nicht, ob sie dir das verzeihen kann, gerade jetzt", er biss sich auf die Lippe, bevor er sich noch verplapperte, „...ach, was red ich überhaupt. Geh einfach." Osmo hatte sich richtig in Rage geredet, weil er so sauer auf Samu war, denn er hatte Anna gern und sie tat ihm leid, ganz besonders jetzt, wo sie schwanger war. Doch Samu ließ sich nicht so einfach abwimmeln. „Anna", rief er laut in die Wohnung, „Bitte, lass mich mit dir reden, bitte." Osmo wurde jetzt wirklich sauer, packte Samu am Pullover und schob ihn raus. Er schnappte sich schnell Jacke und Schlüssel und zog die Wohnungstür hinter sich zu, sodass sie jetzt beide im Hausflur standen. „Lass....sie...in....Ruhe....Sa-Mu...!" Er funkelte ihn böse an und ging an ihm vorbei in Richtung Treppe. 

Im Studio herrschte betretenes Schweigen. Raul, Sami, Osmo, Samu und Mikko saßen im Halbkreis vor Riku und der Gitarrist erzählte schluchzend, was in der Nacht zuvor passiert war, nachdem Helen ihr gemeinsames Haus verlassen hatte, um zu ihren Eltern zu fahren. „...es war dunkel und es war glatt und dann muss ihr wohl ein LKW entgegengekommen sein, dessen Licht sie geblendet hat. Sie hat die Kontrolle über den Wagen verloren und ist von der Straße abgekommen. Der Wagen hat sich ein paarmal überschlagen und ist dann gegen einen großen Baum geprallt, der auf dem Feld stand...." Bei den letzten Worten wurde Riku's Stimme immer dünner und er schluchzte erneut hemmungslos. Tränen liefen ihm übers Gesicht. Samu erhob sich und nahm seinen Freund in den Arm. Die anderen wussten nicht wirklich, was sie sagen sollten. Raul ergriff als erster das Wort. „Riku, fuck, ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber wenn du was brauchst, wenn ich irgendwas tun kann, ich bin für dich da. Wir ALLE sind für dich da, ok?" Er legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter. Riku hob seinen Kopf und sah Raul an. „Danke, Mann, das weiß ich zu schätzen. Aber ihr könnt nichts tun. Ich fühl mich so mies. Das ist alles meine Schuld. Hätte ich mich nicht in Ria verliebt, dann wären sie und das Baby jetzt noch da. Das hab ich doch nicht gewollt..." Erneut schluchzte er wieder. Die Jungs standen alle auf und bildeten einen Kreis um Riku. Jeder legte seine Arme über die Schultern des jeweils anderen. „Wir lassen dich nicht fallen Riku, wir sind eine Familie und halten zusammen, ok?" Mikko sah ihm in die Augen. „Danke, ich weiß nicht, was ich ohne euch tun würde."

...save me once again... (Anna & Samu Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt