Die ersten Sonnenstrahlen wärmen mein Gesicht. Langsam öffne ich meine Augen, um mich an das Licht zu gewöhnen. Mühselig richte ich mich auf und raffe die schwere Decke beiseite. Die Staubkörner tanzen um mich herum wie kleine Glühwürmchen am Morgen. Schlaftrunken schaue ich mich in meinem Zimmer um. Die dicken, dunkelblauen Gardinen hängen vor den bodentiefen Fenstern, welche Ausblick auf die Wälder Bayerns geben. Heute ist mein letzter Tag hier, bevor mein Schüleraustausch nach Schottland beginnt. Es ist der erste September, der Tag an dem meine Reise nach Hogwarts anfängt. Ich schwinge meine Beine aus dem Bett und erhebe mich aus meinem Gewühl aus Decken und Kissen. Meine nackten Füße schlendern über den alten Holzfußboden, den mein Ururgroßvater verlegt hat. Die Treppen knarzen auf meinem Weg nach unten, bis zu unserem Speisesaal, welcher gerade von unseren Hauselfen für das Frühstück vorbereitet wird.
"Guten Morgen Betty. Kann ich dir irgendwie helfen? , begrüße ich die zierliche Hauselfe, die gerade das Besteck auf dem langen Tisch verteilt.
"Wie freundlich, dass sie fragen Miss Brunner, aber es ist nicht ihre Aufgabe. Oh nein, das ist es nicht." , piepst sie mir als Antwort zu (wie jeden Morgen). Schmunzelnd nehme ich mir ein paar Teller aus der Küche und platziere sie auf dem Tisch, was mir einen schockierten Blick von Betty einbringt die findet, dass Menschen lieber nichts im Haushalt machen sollten, wenn sie doch Hauselfen haben. Als alle Plätze der langen Tafel eingedeckt sind, ist es erst halb acht. Der Rest meiner Familie wird erst in einer halben Stunde aufstehen. Also beschließe ich noch einmal meinen Koffer durchzusehen.
Meine Gastfamilie werden die Weasleys sein, eine britische Zaubererfamilie, aus der meine Urgroßmutter stammte. Sie sind also entfernte Verwandte, aber ich habe sie noch nie in meinem Leben gesehen. Zuerst hatte mein Vater etwas dagegen, dass ich zu ihnen gehen würde, aber wir konnten ihn umstimmen. Er hatte Bedenken, dass eine finanziell schwache Familie vielleicht kein guter Umgang sein würde, aber er meinte zumindest seien sie "reinen Blutes". Als finanziell schwach kann man uns nicht gerade bezeichnen: wir wohnen in einer alten Burg mitten im Bayerischen Wald, welche von unseren Ahnen erbaut worden ist. Sie wurde mit einem Zauber belegt, sodass sie für Muggel wie eine verfallene Ruine aussieht. So ähnlich ist das auch mit meiner Schule. Das hochgelegene Schloss Neuschwanstein sieht mit seinen weißen Gemäuern und den vielen Türmen aus wie eine Mischung aus Beauxbatons und Hogwarts.
In Gedanken versunken laufe ich durch den spärlich beleuchteten Korridor. Die Fackeln an den Wänden werfen tanzende Lichter und Schatten an die kalten Mauern. Das einzige, dass hier alles ein bisschen weniger kalt und unfreundlich erscheinen lässt, sind die bunten Wandteppiche. Besonders oft sind Einhörner auf ihnen abgebildet aber ein paar Drachen gibt es auch zu sehen. Plötzlich kommt aus einem der Abzweigungen eine Person im weißen Hemd und rempelt mich unsanft an. "Pass doch auf Antonia!", stößt mein Bruder Richard aus, der mich mit erhobenen Kinn ansieht. "Wieso hast du schon so früh am Morgen gescheitelte Haare und eine perfekt gebundene Krawatte?" (Und wieso fragte ich das überhaupt noch?) "Weil man auf sein Äußeres achten sollte. Das solltest du in deinem Alter doch bereits wissen.", damit schiebt er mich beiseite und eilt an dem Portrait meines Opas vorbei. Der alte Mann mit dem Schnurrbart murrte vor sich hin, weil wir ihn wohl aus seinem Nickerchen geweckt haben. Mehr als ein Augenverdrehen habe ich allerdings für meinen Bruder heute nicht übrig. Als ich in meinem Zimmer ankomme sehe ich meine Waldohreule Penelope auf meinem Fenstersims sitzen. Zärtlich streichle ich ihren Kopf und schaue mir ihre Federohren an. Sie sieht damit so putzig aus. Gespannt knote ich den Brief von ihrem Bein. Ich drehe ihn in meinen Händen und streiche mit den Fingerspitzen über das rote Wachssiegel. Darauf zu sehen sind ein Löwe, ein Adler, eine Schlange und ein Dachs. Das Siegel knackt, als ich es breche. Vorsichtig falte ich das Stück Pergament auseinander und lese in geschwungener Handschrift:
Sehr geehrte Miss Brunner, bitte finden sie sich heute am Bahnhof Kings Cross ein. Ihre Gastfamilie erwartet sie um 10:30 Uhr am vereinbarten Treffpunkt. Anschließend werden sie das Gleis 9 3/4 betreten und um 11 Uhr ihre Reise nach Hogwarts antreten. Achten sie am Bahnhof Hogsmeade auf unseren Wildhüter Hagrid, er wird sie zum Schloss und zu Professor Dumbledore geleiten. Sie werden anschließend ein Gespräch mit dem Schulleiter haben, um ihnen das Verfahren genau zu erklären. Wir freuen uns auf ihren Besuch an der Hogwarts Schule für Hexeri und Zauberei.
Mit freundlichen Grüßen,
M. McGonagall
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Ein Auslandsjahr in Hogwarts (Eine Neville Longbottom FF)
FanfictionEin Schüleraustausch nach Hogwarts? Wunderbar! Das findet auch Antonia, eine junge deutsche Hexe, die in mitten im Bayerischen Wald zu Hause ist. Doch dann findet sie in Hogwarts neue Freunde und interessante Bekanntschaften (oder vielleicht sogar...