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Jisung POV

Seit dem Gespräch mit Felix war eine Woche vergangen und hatte mich nochmal zum Nachdenken angeregt. Ich war fest entschlossen Hyunjin zur Rede zu stellen. 
Mir fiel es jedoch nicht leicht meinen Entschluss in die Tat umzusetzen, weil er ständig mit Ara zusammenhing, was mein Gefühl der Eifersucht stärker werden ließ. Zu allem übel musste ich mir sogar mit ansehen, wie sie sich küssten. 

...

Nachdem ich meine Morgenroutine hinter mir hatte, machte ich mich auf den Weg zur Schule. Als ich dort angekommen war, ging ich erstmal zu meinem Spind und holte die Sachen für die erste Stunde raus. Wie der Zufall es so wollte entdeckte ich Hyunjin gegenüber vom Klassenraum mit ein paar anderen Jungs.
Ich ging zu den Dreien hin.
„Hey, kann ich kurz mit Hyunjin unter vier Augen sprechen?"
Die Jungs runzelten die Stirn, zischten dann aber ab.
Ob Hyunjin damit einverstanden war oder nicht, interessierte mich eigentlich gar nicht.
Ich zog ihn hinter mir her in eine ruhige Ecke.
„Was soll denn das??" fragte er mich verwirrt und löste sich aus meinem Griff.
Seufzend drehte ich mich zu ihm um und ließ von seinem Handgelenk ab.
„Es gibt da einige Dinge, die ich nicht verstehe.." murmelte ich und schaute ihn etwas wehmütig an.
„Du hast doch gesagt, dass du Gefühle für mich hast und hast mich sogar gefragt, ob ich mit dir Ausgehen will. Waren das alles Lügen?"
Ich sah ihn abwartend an.
„Nein, Jisung das war ernst gemeint. Aber ich.."
Weiter kam er nicht, denn Ara kam auf uns zu und riss uns auseinander.
„Was soll das hier?? Lass deine Pfoten von meinem Freund" giftete sie mich an und hängte sich an Hyunjin dran.
Es tat weh das zu sehen. Die Eifersucht fraß mich förmlich auf. Ich hätte ihn besser außerhalb der Schule fragen sollen. Ara hatte ihre Augen und Ohren überall.
„Wir haben nur ganz normal geredet" erwiderte ich kalt und ließ die beiden stehen.
Ich hörte noch wie Ara ihm etwas zuzischte.
„Du hast dich nicht an die Abmachung gehalten.."
Es klingelte zur ersten Stunde und alle begaben sich auf ihre Plätze.

...

Am nächsten Tag hatte sich die Atmosphäre in der Schule komplett gewandelt.
Sobald man mich sah, wurden tuschelnd die Köpfe zusammengesteckt und dabei gekichert.
Im Klassenraum angekommen wurde es nicht besser. Ich drehte mich zur Tafel um und wurde ganz bleich im Gesicht.
Dort stand in großen Buchstaben geschrieben:
„Han Jisung ist ein Schwuchtel und lässt sich gerne in den Arsch f*cken"
Daneben waren noch etliche Beleidigungen aufgezählt. Tränen stiegen mir in die Augen und alle Blicke waren auf mich gerichtet. Ich wollte am liebsten verschwinden.
Unsichtbar sein.
Hilflos sah ich zu Felix, der den Blick nach unten gerichtet hatte und keinen Mucks von sich gab. Ich ballte die Hand zur Faust und schaute mit festem Blick in den Raum.
„Ja es stimmt. Ich bin schwul. Na und? Niemand kann sich seine Sexualität aussuchen. Wir leben in einer modernen Gesellschaft und trotzdem muss man sich als nicht-hetero rechtfertigen. Könnt ihr euch eigentlich vorstellen wie das ist? In ständiger Angst zu leben, dass dieses Geheimnis enthüllt werden könnte?"
Mittlerweile waren alle verstummt. Ich hörte einen Stuhl quietschen, der zurückgeschoben wurde.
Plötzlich stand Hyunjin neben mir und griff nach meiner Hand.
„Ich habe da auch noch etwas zu beichten. Ich bin nicht hetero, wie vielleicht viele angenommen haben. Ich fühle mich zu beiden Geschlechtern hingezogen und habe Gefühle für Jisung."
Sanft drückte er meine Hand und die Tränen kullerten erneut runter.
„Als Klassensprecher müsst ihr mir einen gewissen Respekt erweisen und ich rate euch Jisung in Ruhe zu lassen. Sonst bekommt ihr es mit mir zu tun."
Ara kochte förmlich vor Wut und wollte schon auf uns losstürmen, als der Lehrer in die Klasse kam.
„Was ist hier los?"
Sein Blick wanderte zur Tafel.
„Wer ist dafür verantwortlich?!" alle richteten stumm den Finger auf Ara.
„Ich war das nicht!" versuchte sie sich noch rauszureden, doch es half nichts und sie wurde sofort ins Zimmer des Direktors gerufen.

Später wurde uns gesagt, dass sie wegen Rufmord der Schule verwiesen wurde.
Nach der letzten Stunde begleitete mich Hyunjin noch Nachhause.
„Magst du mir jetzt erzählen, weshalb du mich von dem einen auf den anderen Tag ignoriert hast?" fragend blickte ich zu ihm auf.
Er nickte leicht.
„Ara hat relativ schnell gemerkt, dass wir etwas füreinander empfinden und das wollte sie um jeden Preis zerstören. Sie hat mich damit erpresst den Kontakt zu dir vollkommen zu meiden und ihr Freund zu sein. Als du gestern auf mich zugekommen bist, sind bei ihr wohl die Sicherungen durchgebrannt und sie wollte sich rächen. Ich wollte dich schützen, deshalb bin ich auf die Erpressung eingegangen. Ich hätte wissen müssen, dass sie früher oder später alles preisgibt. Ich bin wirklich ein Idiot gewesen.." murmelte er.
Ich schüttelte den Kopf.
„Du hattest keine Wahl. Ich verzeihe dir. Mir tut es auch leid, dass ich so eifersüchtig gewesen und alles schon innerlich beendet hatte. Das war sehr unüberlegt von mir. Aber es kam nunmal wirklich so rüber, als hättest du mich längst abgehakt.." murmelte ich.
Er blieb stehen und nahm mein Gesicht in seine Hände.
„Schluss damit. Wir schauen jetzt nach vorne. Auf unsere Zukunft"
Es war mir in dem Moment egal, ob man uns sehen konnte oder nicht.
Ich war glücklich, dass Hyunjin wieder mein war und alles geklärt werden konnte.
Unsere Lippen trafen aufeinander und ich vergaß Raum und Zeit um mich herum. 

I Hate The Class President! (Hyunsung) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt