Die stechend blauen Augen bohren sich in die Meinen. Meine Kontaktperson faltet gemächlich seine Hände ineinander und verbleibt zurückgelehnt in der gemütlichen Sitzposition. Einige Augenblicke vergehen wortlos, seit ich dem eigenartig vertrauenswürdig wirkenden Kaleido meine Anfrage gestellt habe.
„Der Seeker, also?", wiederholt Kaleido nachdenklich, weicht jedoch mit seinem Blick nicht von mir ab.
„Gibt es damit ein Problem?", frage ich ruhig, doch versuche in meine Stimme einen Funken Drohung beizufügen. Meinen hoffentlich eisigen Blick fest starrend in den meines Gegenübers gebohrt. Kann diesen seltsamen Kerl nicht einordnen, doch so wie es aussieht, ist er momentan der Einzige, der mich zum Seeker bringen kann.
„Wissen Sie, mein lieber Raphael-" Zucke unwillkürlich zusammen, als Kaleido meinen richtigen Namen erwähnt. Könnte schwören ein flüchtiges Lächeln auf seinem aalglatten Gesicht erkannt zu haben.
„Verzeihung. Wissen Sie, Sleepless, der Seeker ist kein sonderlich geselliger Mann. Wenn man ihn zu Gesicht bekommt, dann auf Auktionen fernab des öffentlichen Interesses", erklärt Kaleido mit weiterhin offenherzigem Blick. Klingt für mich wie eine Absage. Kann mir ein enttäuschtes „Tzz" nicht verkneifen.„Ich kann Ihnen helfen", fügt der Dunkelhaarige eilig hinzu und streicht sich elegant über seinen perfekt zurechtgestutzten Bart. Spüre in der Betonung, dass da ein Aber kommen wird. Ist so ein Gefühl.
„Jedoch hätte ich da ein kleines Anliegen, das für den gefürchtetsten Serienmörder der Welt sicherlich kein Problem darstellen wird", ergänzt Kaleido so ehrlich freundlich, dass ich nicht einmal im Entferntesten einen Hauch von Falschheit erahnen kann. Etwas in mir befeuert die Motivation dem Anliegen nachzugehen.
„Um was geht es?", frage ich, mich etwas nach vorne lehnend.Einige Zeit später befinde ich mich wieder am Rand des Ortes, an welchem das Treffen mit den beiden Vermummten stattgefunden hat. Wurde von den Schlägertypen wieder zurückgebracht, nachdem ich den Auftrag angenommen habe. Klingt gar nicht mal so schwer. Ein einfacher Job für mich.
„Dieser Kaleido hat etwas Seltsames an sich, findest du nicht auch?", hallt meine zweite Persönlichkeit Lars unvermittelt fragend durch meinen Geist, als sich das Auto meiner Chauffeure gleichmäßig ratternd davon bewegt.
„Er hat definitiv eine Kraft", gebe ich knapp zurück. Setze mich langsamen Schrittes in Bewegung. Richtung Stadt.
„Du warst eindeutig freundlicher, als du es für gewöhnlich bist", kommentiert Lars schnippisch.
„Ach halt's Maul", knurre ich, mir der Wahrheit seiner Worte bewusst werdend. Bin mir nicht sicher, warum ich so offen gewesen bin.
„Hatte das Gefühl, dass ich ihm vertrauen kann", sage ich in Gedanken versunken, während ich allmählich in die für mich viel zu grellen Lichter der Ortschaft eintauche. Stadtgeräusche werden klarer. Straßen sind beinahe leer. Vereinzelt wandelt rastloser Menschenabfall umher. Der ein oder andere Blick trifft mich. Habe meine Sonnenbrille nicht aufgesetzt. Meine leuchtenden Augen sind sichtbar.
„Kann es sein, dass genau das seine Kraft ist?", fragt Lars unvermittelt. Halte inmitten meiner Bewegung kurz inne. Lasse die Frage sinken. Habe das eigensinnige Gefühl, als könnte ich still stehend effektiver nachdenken. Lasse die gesamte Begegnung Revue passieren. Für gewöhnlich willige ich Gegengefallen nicht so unbedacht ein.„Würde Sinn ergeben", antworte ich Lars und setze mich wieder in Bewegung. Will in mein Versteck. Mich ein wenig ausruhen. Den angenommenen Auftrag durchgehen. Jetzt ziehe ich den auch durch.
„Pass auf dich auf, Raphael"
„Versteh die Frage nicht", erwidere ich und lache kurz auf. Stehe vor der braunen Eingangstür eines etwas abseits anderer Gebäude stehenden weißwandigen Einfamilienhauses. Habe es mir für meine Zwecke mittels aggressiver Verhandlungen angeeignet. Vor einiger Zeit, als ich hierhin „gezogen" bin. Die vorherigen Besitzer „wohnen" nun in einem gemütlichen Heim in der Gartenerde hinter dem Haus. Betrete mein geräumiges Versteck. Werde von eingezogenem Blutgeruch begrüßt. Wohlige Gänsehaut überkommt meinen erschöpften Körper. Spaß in der Bar und dann das wichtige Treffen gehen hin und wieder schon an die Substanz.
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Sleepless Genesis (Staffel IV)
TerrorEin Jahr ist es mittlerweile her, seit das fehlgeschlagene Ritualwesen "Reborn Sin" erledigt werden konnte. Die Welt erholt sich allmählich von der Halbapokalypse, welche der falsche Gott Something Worse zu verschulden hat. Doch aufatmen kann die Me...