Wie der Vater so der Sohn

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Severus schlug der beißende Geruch von Verwesung in die Nase, der von jedem der Müllberge in diesem Raum ausging. Es stank bestialisch nach Urin und gelüftet wurde hier bestimmt schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Die Luft war zum schneiden dick und kalter Qualm vermischt mit dem Geruch von Alkohol hing schwer im Raum. Die Fenster waren mit dicken Brettern Vernagelt und Tageslicht hatte dieser Raum auch schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen. Auch hier waren die Wände, mit Deutschen, für ihn unverständlichen, Schriftzügen beschmiert und eine ohrenbleidigende Musik  drang aus irgendeiner Ecke des Zimmers. Zwischen all dem Unrat lagen Matratzen die dunkle Flecken aufwiesen. Severus wollte gar nicht so genau wissen wo die wohl herkommen mochten und vereinzelt meinte er Blut an den Wänden zu sehen. Unweigerlich überkam ihn ein Schwall der Übelkeit und er musste sich sichtlich zusammen reißen um Hermine nicht vor die Füße zu kotzen.

Sein Sohn, der ihn mit kalten und verachtenden Augen ansah, ließ ihn mit seinen Gedanken innehalten. Hätte er nicht ebenso weiße Haut, wie sein Vater, gehabt, so hätte man ihn dank seiner schwarzen Kleidung und seiner ebenso rabenschwarzen Haare, in der Dunkelheit des Zimmers gar nicht gesehen. Er trug eine schwarze Hose und ein altes T-Shirt was wohl auch mal ebenso schwarz gewesen sein musste, heute jedoch glich es er einem dunklen grau. Hermine war es als würde sie ihrem neun Jahre alten Professor gegenüberstehen. Tobias war eindeutig Severus Sohn! Er besaß dieselben strengen Gesichtszüge und wirkte schon mit knapp zehn Jahren, verhältnismäßig alt und abgehetzt. Nur seine Haare waren ein wenig kürzer als die seines Vaters und wirkten erstaunlicherweise, wie auch der Rest von ihm, nicht ungepflegt. Von dem Jungen auf dem Foto war nicht mehr viel übrig. Ohne Zweifel sah er seinem Vater immer noch, wie aus dem Gesicht geschnitten, sehr ähnlich, aber seine Haltung hatte sich verändert und in seinen Augen meinte Severus so etwas wie Resignation und Gleichgültigkeit zu erkennen. Als er seinen Vater erblickte hob er galant die Augenbraue und musterte ihn abschätzend. Erst jetzt bemerkte Hermine das Tobias nicht alleine war. Ein älterer Mann erhob sich und drückte Tobias Geld in die Hand, welches er achtlos in seine Hosentasche gleiten ließ. Dieser warf Tobias noch einen unergründlichen Blick zu und verschwand fluchtartig aus dem Raum.

Tobias schwarze Augen, blitzen kalt und wütend in ihre Richtung. Was immer Severus tat, er konnte es nicht leugnen dies war sein Sohn! Tobias betrachtet die beiden verachtenden und auf seinem Gesicht konnte man die Wut lesen die in ihm brodelte. Hermine musste sich zusammen reißen, nicht laut los zu lachen, er war seinem Vater so ähnlich ohne ihn jemals gesehen zu haben! Apropos Vater war der noch da? Der war so still! Hermine schaute vorsichtig zu ihrem Professor, der sich sichtlich unwohl in seiner Haut fühlte. Lass es bitte nicht das sein wonach es aussah! Lass es bitte nicht das sein wonach es aussah! Lass es bitte nicht das sein wonach es aussah! Betete er in Gedanken immer wieder Richtung Ozonschicht. Doch bevor er fortfahren konnte, weitere Stoßgebete in den Himmel zu schicken hatte Tobais mit müder Stimme angefangen zu reden, doch weder er noch Hermine, hatten ein Wort von dem verstanden was er gesagt hatte. Bitte nicht das auch noch! Er kann kein Englisch! Wie soll ich mich denn jetzt bitte mit ihm verständigen? Salazar hilf mir! Snape war ziemlich überfordert mit der ganzen Situation was man nun auch unschwer auf seinen Gesichtszügen ablesen konnte.

Hermine die zu dem Schluss gekommen war, das ihr Professor wohl in, nächste Zeit, nicht in der Lage war, einen gescheiten Satz zustande zu bringen, musterte Tobias einen Moment bevor sie die Stimme erhob. „Entschuldigung Tobias …“ sie konnte sehen wie seine Wut für kurzen Moment Verwunderung wich. „Aber sprichst du auch Englisch?“ fragte sie freundlich und war darauf bedacht ihn nicht zu verschrecken. Tobias schien zu überlegen, ob er Hermine überhaupt antworten sollte, entschied sich aber dann dafür. Immerhin wollte er wissen, wer die Dreistigkeit besaß ihn so unverfroren zu Stören und vor allem wollte er wissen, wer diese zu groß geratene Fledermaus war, die ihn die ganze Zeit anstarrte als hätte er was ekelhaftes im Gesicht. Die Ähnlichkeit zu ihm, schien er als gegeben hinzunehmen. „Ja“ sagte er knapp und wandte den Blick wieder Hermine zu. Wunderbar, der ist genauso einsilbig wie sein Vater, na das kann ja lustig werden. Dachte Hermine frustriert aber kämpfte sich ein freundliches Lächeln ab. Tobias schaute sie unschlüssig an, aber nachdem sie keine Anstalten machte weiter zu sprechen, fuhr er mit wütendem aber gelangweiltem Ton fort. „Was willst du von mir?“ kam es gelangweilt und tonlos von ihm, während er sein, eben erhaltenes, Geld zählte. „Mit dir reden!“ sagte Hermine nun genauso knapp, denn langsam hatte sie an Übung mit den Snape-Männern gewonnen. Immerhin hatte sie seit mehr als 12 Stunden einen an ihrer Seite.

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein umso mehr...  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt