Kapitel 2: Take me to church

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Ich war noch nie ein Fan davon gewesen, Sonntags früh aufzustehen, doch unsere Mom bestand darauf, dass wir sie mindestens ein mal im Monat zur Kirche begleiteten. Sie selber war nämlich streng katholisch und besuchte den Gottesdienst jeden Sonntag, doch da Dad Muslim war und Thayer und ich eigentlich Atheisten, waren wir den Kompromiss eingegangen, dass wir sie nur ein mal im Monat begleiten mussten.

Eigentlich gefiel mir dieser Brauch.

Ich mochte die Ruhe, den Frieden der anwesenden Menschen und das warme Licht, das durch die vielen Buntglasfenster fiel.

Heute konnte ich allerdings an nichts anderes denken, als an gestern Nacht, und an Niall Horan, der zwei Reihen weiter saß, die Hände zum stummen Gebet ineinander gelegt. Ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, ob er vielleicht einfach nur der heimliche Liebhaber meiner Mutter war, der sie vor möglichen Mitwissern warnen wollte. Waren es nicht immer die Menschen, von denen man es am wenigsten erwartete?  Doch dieser Gedanke schien selbst mir zu absurd. Mr. Horan war Familienvater, ein frommer Christ und ein angeseher Mann in der ganzen Stadt. Er konnte sich eine Affäre nicht leisten. Und selbst wenn, war ich mir sicher, dass meine Mom meinen Dad viel zu sehr liebte, um ihm so etwas anzutun.

Es musste etwas anderes sein, wovor er meine Mom gewarnt hatte.

Nicht gerade unauffällig löcherte ich seinen Rücken mit Blicken und überlegte, was es wohl sein konnte. Wenn Gott meine Gebete erhörte, dann sollte er wissen, dass ich Gedanken lesen können will. Stattdessen drehte sich jedoch jemand anderes zu mir um. Nämlich Grayson Horan, sein geliebter Sohn, der meine Blicke womöglich falsch interpretierte. Fragend hob er die Brauen und drehte sich in meine Richtung. Ich schüttelte den Kopf. Nein, nicht du, Trottel. Ich meine deinen Vater...Sieh mir ins Gesicht ,Niall Horan, und sag mir, was du von meiner Mutter wolltest! Meine Telepathieversuche blieben erfolglos. Stattdessen starrte mich Grayson weiterhin fragend an. Der blonde Ire, war in meiner Stufe bekannt für seine karamellbraunen Augen und er war auch vermutlich der Einzige, der es schaffte gleichzeitig der beliebteste Junge der Schule und der Sohn des Schulleiters zu sein. Trotzdem war es nicht er, dessen Aufmerksamkeit ich zu erreichen versucht hatte. Ich verdrehte die Augen und machte eine wegwerfende Handbewegung, schon gut. Dann sah ich wieder nach vorne, widmete mich dem eigentlichen Grund, weshalb ich heute hier war. Dem Gottesdienst.

"Ich darf ihnen meine Freude darüber mitteilen, zwei neue Mitglieder in der Gemeinde begrüßen zu können." verkündete der Priester gerade und ich spürte wie meine Mom sich sichtlich neben mir anspannte. Niall Horan ebenfalls. War es möglich, dass Gott vielleicht doch meine Gebete erhört hatte?  "Bitte segnen Sie, Chase Carter und seinen Sohn Mason."- "Möge das Glück stets mit euch sein und Gott über euch wachen." kam es von den Anwesenden und zwei Männer, in der Ecke des Raumes, erhoben sich. Beide hatten sie braune Haare, von der Sonne gebräunte Haut und ein strahlendes Lächeln. Der Blick meiner Mutter hing wie paralysiert an dem älteren von ihnen. Chase Carter, dem Vater.

"Denkst du, dass was ich denke?" flüsterte mir Thayer kaum hörbar zu. Ich nickte "Sie kennt ihn, Sherlock." - "Genau, Watson."

Nachdem der Gottesdienst zu Ende war, verließen wir den Raum und stellten uns brav an der Garderobe an, um unsere Jacken und Mäntel zu holen. Bei -3 Grad und Schnee schien es kein Wunder, dass wir nicht die Einzigen waren, die es nicht eilig hatten vor die Tür zu gehen. Vor allem Mom trödelte damit ihren Mantel zu finden. Während Thayer und ich also schon draußen in der Kälte standen und auf sie warteten, wühlte sie sich durch Klammotten und tat so als würde sie ihren knallroten Mantel suchen, der gleich am Anfang hing. Ich seufzte und drehte mich zum gefühlt hundertsten Mal nach ihr um. "Bin ich die Einzige, oder findest du auch, dass Mom sich heute komisch benimmt?" Thayer lachte zustimmend und wollte gerade etwas erwidern, als plötzlich Grayson Horan zu meiner Überraschung zu uns stieß. "Hey Thayer. Hallo Madison." begrüßte er uns freundlich, "Grayson." erwiderte ich kühl, kassierte dafür einen leicht irritierten Blick. Egal, der Junge dachte ohnehin schon ich sei verrückt. "Ich wollte euch am Freitag zu einer Party bei mir einladen." verkündete Grayson so stolz, als würde er uns damit einen riesen Gefallen tun. Thayer schmunzelte und ich hob ungläubig die Brauen. Seit wann wurden wir auf die Partys der "coolen Leute" eingeladen? "Wer kommt noch so?" wollte mein Zwilling wissen. Ja, was ist der Anlass? "Ein paar Leute aus unserer Stufe. Ich hab gerade Mandy gefragt und ein paar Jungs aus dem Lacrosse Team haben auch schon zugesagt." erzählte er ohne Umschweife. Thayer nickte kurz, "Cool. Danke für die Einladung." Grayson winkte ab und wollte schon gehen, da drehte er sich nochmal um, "Ach ja, und noch was." sagte er mit einem Blick auf mein skeptisches Gesicht. Thayer mochte er mit Mandy Crawford überzeugt haben, aber ein paar Jungs aus dem Lacrosse Team überzeugten mich sicher nicht. Irgendwas führte dieser Junge doch im Schilde.   

"Ich hab auch Mason Carter eingeladen."

-Stratford Badboy-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt