Es war ein Sonntagabend, kurz nach acht Uhr. Ein heißer Sommertag neigte sich langsam dem Ende zu und einige Bewohner von Rosehill genießen noch einen letzten Spaziergang im kleinen Park, bevor es morgen früh wieder in die Schule und zur Arbeit geht. Damien wandte seinen Blick von dem großem Fenster zur tanzenden Menge. Die Tanzfläche war überfüllt mit Nobelmännern, die ihre Damen über das Parkett wirbelten. Seine Augen fanden die vielen Angestellten der Prachtvilla, welche eilig durch die Gänge der Villa liefen, um ihre Aufgaben zu erledigen.
Bei dieser Hektik kann man die Geburtstagsparty für meine Schwester gar nicht richtig genießen.
Damiens Miene verdunkelte sich, während er ein Schluck aus seinem Sektglas nahm und sich wieder dem Fenster und dessen Ausblick zudrehte. Im Fensterglas sah er sein Spiegelbild und musste unwillkürlich lächeln. Sein dunkelgrünes, luftiges Samthemd passte perfekt zu dem schwarzen Blazer, welchen er offen trug. Seine schwarze Leinenhose und die dunkeln Schuhe rundeten das gesamte Outfit farblich ab. Damiens Blick fiel auf den Schmuck, den er ausgewählt hatte um Eindruck bei den restlichen Gästen zu erwecken. Ein wohliges Gefühl stieg in ihm auf, als er an den Moment zurück dachte, wo Xavier ihm den Smaragdring geschenkt hatte. Er galt als Versprechen, einander nie zu verlassen und immer für den anderen da zu sein. Xavier trug denselben Ring, nur mit einem Saphir, der zu seinen mitternachtsblauen Haaren passte. Die zwei Ringe stellten nicht nur ihre feste Freundschaft dar, sondern auch ein besonderes Merkmal der beiden jungen Männer. Bei Xavier waren es seine Haare und bei Damien seine tiefgrünen Augen, in denen sich viele beim ersten Blick sofort verloren. Aussehen und Charakter gaben Damien eine mysteriöse Aura, die sehr viele Leute anziehend fanden. Dadurch war es ihm ein Leichtes seinen Willen zu bekommen. Die Leute fielen so auf die einfachsten Tricks rein und bekamen dies häufig noch nicht mal mit. Täuschen und Lügen war sein größtes Talent, worauf Damien sehr stolz war. Er wäre weiter in seinen Gedanken versunken, wäre es nicht für die Gestalt gewesen, die er aus den Augenwinkeln sah. Er richtete seinen Blick auf diese Person und erkannte eine jungen Frau, wohl in ihren Zwanzigern. Damien drehte sich nun vollständig um, von dem Fenster weg zu der fremden Frau hin. Er musterte sie und bemerkte die Rubinkette, die um ihrem Hals hing. Die Kette erinnerte ihn an etwas, aber er wusste nicht was. Seine Augen verengten sich und sein Blick wurde schärfer. Damien wusste nicht warum, aber die Frau kam ihm bekannt vor. Als hätte er sie schon mal irgendwo gesehen. Er versuchte sich zu erinnern, doch es war vergebens. Sie bemerkte seinen Blick und lächelte ihn schelmisch an. Im nächsten Moment war sie verschwunden. Das letzte was er von ihr sah, waren ihre hypnotischen, braunen Augen und die Schleppe des roten Satinkleides. Er drehte sich weiter um, in Richtung des großzügigen Buffets und entdeckte sie auf der Tanzfläche. Wie gebannt folgten seine Augen ihrer Figur, bis sie vollkommen in der Menschenmenge verschwunden war. Wie in einer Art Trance ließ er seinen Blazer und sein halbleeres Sektglas fallen und lief der Unbekannten nach.
Xavier versuchte verzweifelt Damien über sein Handy zu erreichen, jedoch erfolglos. Er hatte von einem Bekannten und Vertrauten eine Warnung bekommen. Eine Attentäterin befand sich auf der Gala und ihr Auftragsgeber war der größte Rivale von Xaviers und Damiens Mafia. Sorge machte sich in ihm breit, als er in den Ballraum lief, wo er seinen Freund vermutete. Dort angekommen, wurde aus der Sorge Panik. Er seufzte gestresst und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, bedacht auf jedes noch so kleine Detail. Auf einmal stutze er. Vor einem der großen Fenster lag etwas dunkles und relativ kleines. Leicht zu übersehen. Er kniff die Augen zusammen und ging an das Ganze näher heran. Je näher er kam, desto deutlicher wurde es. Es war ein schwarzer Blazer, allerdings ganz nass. Xavier runzelte die Stirn, doch als er sich umsah, bemerkte er die vielen Glasscherben. Er hob eine auf und betrachtete dieser genauer. Sie war dünn und verhältnismäßig schmal. Seine kalten, grauen Augen scannten den gigantischen Raum, von dem DJ, zur überfüllten Tanzfläche, hin zum Eingang und zurück. Erst bei dem zweiten Mal traf sein Blick das üppige, bisher unberührte Buffet. Neben diesem war ein Tisch voller Gläser aufgebaut, in allen Formen und Farben. Was Xavier besonders auffiel, war der Stapel von schmalen Cocktailgläsern. Seine Miene verdüsterte sich schlagartig, als ihn die Erkenntnis traf. Er war sauer. Verärgert über sich selbst, dass er seinen besten Freund nicht rechtzeitig erreicht hatte und ihn so nicht beschützen konnte, und über Damiens Ignoranz. Er verdrehte genervt die Augen, schnappte sich den jetzt ruinierten Blazer und stürmte aus der Halle. Er hatte nur ein Ziel. Und dies war seinen naiven Freund zu finden bevor es zu spät ist.
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Schachbrettspiel
Short StoryDie Welt, in der wir leben, besteht immer aus Gegenteilen. Es gab immer das Böse und das Gute, es gibt beide heute noch und es wird sie auch für immer geben. Damien lebt in der Welt, wo Geld und Macht alles leiten, beurteilen und verordnen. Die Leut...