26. Kapitel

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,,Wir sind da." Ben hielt auf einem großen Parkplatz und ich ahnte, was er heute vor hatte.

,,Ich hoffe es ist die lange Autofahrt wert." Wir stiegen aus und ich sah mich neugierig um.

Ben sah mich ungläubig an. ,,Du warst noch nie hier?"

Ich schüttelte den Kopf. ,,Wo sind wir denn überhaupt?"

,,Folge mir einfach!" Er ging voraus und ich beeilte mich um neben ihm zu laufen. Nach ein paar Minuten kamen wir zum Eingang und zu den Kassen. ,,Willkommen im besten Freizeitpark in der Umgebung!"

,,Cool!" Ich musste gestehen, dass ich sehr lange nicht mehr in einem Freizeitpark war.

Wir kauften uns die Karten an der Kasse und dann ging es auch schon los. Zum Glück war es nicht so voll und so mussten wir nicht so lange bei den ganzen Achterbahnen und so anstehen. Die Zeit verging wie im Flug und ich war sehr damit beschäftigt, nicht die ganze Zeit zu schreien so dass ich nicht wirklich über andere Dinge nachdenken konnte. Irgendwann beschlossen wir, eine Pause zu machen und holten uns jeder ein Eis.

,,Es macht echt Spaß mit dir!", gestand ich Ben. Um ehrlich zu sein hatte ich mir den Tag anders vorgestellt, aber ich war nicht wirklich enttäuscht vom Ergebnis, eher im Gegenteil, es machte richtig Spaß.

Ben grinste zufrieden. ,,Dann habe ich ja alles richtig gemacht."

Ich nickte und lächelte, doch dann wechselte ich das Thema da ich Ben einfach besser kennen lernen wollte. ,,Wie sieht eigentlich dein Leben so aus? Also was machst du so den ganzen Tag?"

,,Wie du vermutlich weißt, ist Kris mein Zwillingsbruder. Ähm, wir wohnen bei unserer Tante und ihrem Ehemann auf einem Bauernhof und wenn ich nicht gerade in der Schule bin, dann bin ich meistens mit den Jungs unterwegs."

Ich nickte. Das mit der Tante und dem Bauernhof war mir neu. ,,Ich weiß nicht genau ob ich dich das einfach fragen sollte aber ich tue es mal: Was ist denn mit deinen Eltern?" Ich wartete gespannt auf seine Reaktion.

Ben seufzte und fuhr sich mit der Hund kurz durch seine Haare. ,,Unsere Mutter starb als wir sechs Jahre alt waren, und unserem Vater wurden wir Kinder zu viel, also übernahm unsere Tante das Sorgerecht. Unser Vater arbeitet in einer Firma und ist da ein ziemlich hohes Tier, wir sehen ihn ab und zu und er macht uns häufig Geschenke wie zum Beispiel unsere Autos. Wahrscheinlich hat er einfach ein schlechtes Gewissen." Er verzog sein Gesicht. ,,Aber Kris und ich haben damit eigentlich unseren Frieden gemacht."

Ich brauchte einen Moment um das erstmal sacken zu lassen. ,,Wow, das klingt nicht gerade nach einer einfachen Kindheit."

,,Ich glaube jede Familie hat ihre Probleme, bei manchen sind sie größer und bei manchen kleiner als bei anderen."

Ja, das konnte sehr gut sein.

,,Wie sieht es denn in deiner Familie aus?", fragte Ben neugierig.

,,Naja, ich habe eine ältere Schwester die gerade Medizin studiert und mit meinen Eltern gibt es manchmal Stress." Ich überlegte kurz. Sollte ich Ben die ganze Geschichte erzählen? Ich meine, er hatte mir auch von seiner Familie erzählt. In letzter Zeit erzählte ich meine Geschichte häufiger aber warum sollte ich auch nicht?  Es war schließlich kein riesen Geheimnis. Meine Entscheidung war gefallen, also fing ich an kurz und knapp meine Geschichte zu erzählen. ,,Auf meiner alten Schule hatte ich eine Clique und wir haben einmal Drogen genommen. Ich wurde an dem Abend angefahren und im Krankenhaus haben meine Eltern davon erfahren. Sie haben total überreagiert, deswegen auch der Schulwechsel, und jetzt gibt es zuhause öfters Stress."

Ben nickte und überlegte kurz, schließlich fragte er: ,,Was für Drogen waren das denn? Ich meine Gras ist ja jetzt nicht wirklich was schlimmes...!"

Ich zuckte mit den Schultern. ,,Ich weiß es gar nicht genau, es waren irgendwelche Tabletten."

,,Krass, hätte ich  von dir gar nicht erwartet!"

,,Was für ein Bild hast du denn von mir?", fragte ich und lachte, ich war doch jetzt wirklich nicht die Unschult vom Lande...

,,Naja, auf jeden Fall habe ich dich nicht so als Partygirl gesehen."

Ich grinste. ,,Ich habe sogar ein Tattoo, willst du es sehen?" Bevor er überhaupt antworten konnte, zog ich meine  Pullover an der Schulter herunter, so dass er die Rose auf meinem Schulterblatt sehen konnte.

,,Wow, ab jetzt bist du für mich das taffe Partygirl!", antwortete Ben und grinste breit.

Ich wusste erst nicht was, aber irgendwas störte mich an diesem Satz. Ich dachte kurz nach und schließlich kam ich auf den Grund. ,,Weißt du was? Früher wollte ich immer das coole Partygirl sein und von allen bewundert werden aber inzwischen ist es mir voll egal geworden... Es war mir bis gerade nur nicht bewusst gewesen!"

,,Tja, gut dass es dir jetzt bewusst geworden ist."

Die Zeit verging wie im Flug und als wir zurück fuhren, ließ Ben mich sogar ans Steuer.  Wir hörten laut Musik und fuhren die Landstraße entlang. Es war echt ein mega cooler Tag gewesen und Ben war ein toller Typ und super nett, man konnte sich einfach mega gut mit ihm unterhalten.  Plötzlich ging alles ganz schnell und ich sah nur, wie etwas vor das Auto rannte, als ich auch schon die Bremse durchtrat und Ben und ich in unseren Sitzen nach vorne geworfen wurden. Doch ich ahnte, dass es bereits zu spät war.

Lila - nur die Zukunft zähltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt