Kapitel 13 - Gewissen

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Heute ist mal wieder ein toller Tag...
Erst habe ich verschlafen und danach erfahre ich, dass Mark nach Köln gezogen ist. Wie ich es herausgefunden habe? Er stand vor meiner Tür und hat sich bei meinen Eltern eingeschleimt.

Nachdem ich mir meine Haare geföhnt habe, suche ich mir mein Outfit für heute raus. Ich entscheide mich für einen karrierten Skaterrock und ein schlichtes schwarzes Top. Um den Look zu vollenden kombiniere ich dazu meine schwarzen Vans. Ich suche hektisch meine Sachen zusammen und schrecke ein wenig auf, als ich es klingeln höre. Leider hat diese Person keine Manieren und klingelt durchgänig Sturm. Bei solchen Momenten bin ich froh, dass ich mich damals für meine Klingel eingesetzt habe, welche einfach einen Kuckucklauf von sich gibt. Ein wenig angesäuert mache ich mich auf den Weg zur Tür und nehme mir auf der Treppe schon vor, unausstehlich zu sein, außer es ist etwas schlimmes. Als ich die Tür mit Schwung öffne, sehe ich ihn. Meinen Exfreund. Mark.
,,Was willst du?", versuche ich kalt zu sagen. Jedoch scheitert es und ich klinge sehr sedimental und gekränkt. Bin ich ja auch.
,,Ich will dich. Weißt du, Veronica ist ein wenig anhänglich und bei dir hatte ich so meine Freiheiten. Und das mit dem Sex kriegen wir schon hin. Lass nur mir die Oberhand. Ich weiß, dass du mich vermisst."
Daraufhin habe ich ihm gewaltig eine gescheuert und erwiedere mit erstaunlich fester Stimme:,,Ach mein Lieber. Leider habe ich viele andere Typen kennengelernt, die es mehr drauf haben als du. Von daher, tschau."
Damit habe ich ihm die Tür wortwörtlich vor der Nase zugeknallt.
Als es drei Minuten später wieder klingelt, mache ich nun sehr schlecht gelaunt wieder auf. Meine Gesichtszüge entspannen sich jedoch, als ich meine Mutter davor sehe. Leider macht sie es nicht besser.
,,Schätzchen. Mark ist hier. Komm doch rüber. Nur, weil du damals so verwirrt wegen dem Studium warst und Schluss gemacht hast, ist er ja nicht böse. Komm. Er ist im Wohnzimmer." Langsam bereue ich es, Mark vor meinen Eltern nicht schlecht gemacht zu haben. Ich wollte einfach nicht, dass sie sich verarscht von ihm fühlen und das sie dann auch traurig sind. Deswegen habe ich gesagt, dass ich durch meine Uni einfach verwirrt gewesen bin und somit meine reichlichen Tränen erklärt, welche angeblich aus Wut vor meiner ach so dummen Entscheidung stammen. Ich wollte sie nicht so enttäuscht sehen, wie sie durch manch falsches Spiel von manchen Menschen sind.
Jetzt heißt es durchatmen. Leider habe ich vorhin falsch auf die Uhr geguckt und jetzt noch eine Stunde Zeit.
,,Hey, Livi. Ich hab dich einfach so vermisst, weißt du das. Ich hätte vielleicht gedacht, dass wir es nochmal versuchen könnten, weißt du? Komm, lass dich drücken." Wie ich dieses falsche und ekelhafte Spiel hasse.
Als er einen Schritt auf mich zukommt weiche ich ihm aus. Er weiß ganz genau, dass ich es meinen Eltern nicht sagen konnte. Spätestens nach ihrem Empfang hätte er es gemerkt. Leider kann ich ihn nicht umarmen. Ich kann es einfach nicht. Er hat mir so viel Schmerz gegeben. So viel Enttäuschung.
,,Nein. Ich hasse dich. Ich habe dich nicht ohne Grund verlassen. Du Arschloch denkst nach einem verdammtem Jahr wieder hier aufzukreuzen? Weißt du, wie beschissen es mir ging, als ich erfahren habe, dass du mir sieben verdammte Monate fremd gegangen bist? Weißt du das? Ich bin durch mit dir. Geh wieder zu deinen Betthäschen, aber lass mich in Ruhe. Du widerst mich an!"
Mit den Worten mache ich Absatz kehrt und laufe zügig in meine Wohnung.
War ich zu hart? Zu gemein? Habe ich meine Eltern enttäuscht? Hassen sie mich jetzt?

Mit den Gedanken sitze ich jetzt in meinem Büro und kann mich beim besten Willen nicht konzentrieren. Was denkt Mark eigentlich, wer er ist?
,,Lass den armen Stift mal in Ruhe, du hast keinen Schmelzblick und wenn doch ziehe ich nach Canada.", zieht Nadiem mich auf.,,Aber mal im Ernst kleine, was ist los?"
Mit ihm kann ich ja eigentlich reden, oder? Er wirkt mit seinen Teddyaugen und Wuschelhaaren ja schon symphatisch und vertrauenswürdig. Vorallendingen mit pinken Kuschelsocken.
,,Naja also ich bin aus nem anderen Grund wieder nach Köln gezogen. Ich hatte damals einen Freund. Drei Jahre waren wir zusammen. Ich bin halt von meinem Job in die Wohnung gekommen und mir gings schon echt beschissen. Dann höre und vor allem sehe ich ihn mit so einer Anderen im Bett. Am Ende hat sich herausgestellt, dass er mich sieben Monate betrogen hatte. Heute, also nach circa einem Jahr steht er vor meiner Haustür und schleimt sich bei meinen Eltern ein. Ich habe ihnen nie gesagt, was wirklich passiert war. Sie haben ihn zu sehr gemocht und ich wollte sie nicht enttäuscht sehen. Naja als er sich dann wieder eingekratzt hat, hat er sich wieder verstellt und war der perfekte höfliche und treue Schwiegersohn, der mich ja endlich wieder mal umarmen will. Irgendwie sind bei mir die Sicherungen durchgebrannt und ich hab ihm alles mögliche an den Kopf geworfen und jetzt fühl ich mich schlecht. Wegen meinen Eltern, aber auch wegen meiner Art. Ich war wirklich viel zu fies."
Nadiems Gesichtsausdruck wechselt abwechselnd zu böse, verwirrt, erstaunt und einfühlsam. Am Ende schaut er mich jedoch mit hochgezogenen Augenbrauen an.
,,Du, ich wiederhole du hast ein schlechtes Gewissen? Da-"
,,Ja, weil ich ihn beleidigt habe und meine Eltern angelogen hab. Ein Jahr lang. Irgendwie habe ich meine zahlreichen Tränen dann damit begründet, dass es meiner Meinung nach doch ein Fehler gewesen war, mit ihm Schluss zu machen. Ich habe immer erzählt, dass ich wegen meinem Studium irgendwie verwirrt war und deswegen kratzbürstiger als sonst war. Und heute beleidige ich ihn und stelle das ganze mal wahr und- Arghhh!"
Am Ende raufe ich mir wirklich sehr verzweifelt meine Haare und stehe den Tränen wieder nahe. Nachdem ich mich mit Alkohol zugedröhnt habe und am nächsten Morgen neben Kai wachgeworden bin, kam alles auf mich zugeprasselt. Mein letztes Studiumjahr hat mich zum Glück ein wenig abgelenkt, aber sonst war ich immer sehr traurig.
,,Du hast nichts falsch gemacht. Glaub mir. Deine Eltern werden es verstehen, Liv. Komm her."
Diese herzliche und wohlige Umarmung habe ich jetzt wirklich nötig. Während ich meine Arme so fest es geht um ihn schlinge, atme ich seinen angenehmen und weichen Duft ein.

Manchmal brauch man einfach mal eine Umarmung von einem lebendem Teddybären.

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Heyyhoo
Hier das zweite Kapitel für heute.
Ich habe es mal etwas anders geschrieben. Wie fandet ihr es?

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