"Ich hasse dich!", schreie ich dich an.
Ich will, dass du gehst, damit du nicht siehst, wie zerbrochen und zerstört ich bin. Ich möchte, dass du mich als jemand Starken in Erinnerung behaltest.
Ich meine diese Worte nicht so, denn ich liebe dich und ich werde dich immer lieben.
Immer.
Deine Augen füllen sich mit Tränen und du siehst mich traurig und mit schmerzverzerrtem Gesicht an, doch ich wende mich ab, darum bemüht meine Maske aufrecht zu erhalten. Es gelingt mir jedoch nicht und mir laufen stumm Tränen die Wangen hinab.
"Ich liebe dich!" Das sind deine letzten Worte, als du gehst. Und das Schlimme ist, dass ich dich gehen lasse.
Ich schluchze auf und breche auf dem Boden zusammen. Ich bin zerstört, ich habe alles verloren, jeder verachtet mich. Nur du nicht, obwohl ich dir gerade gsagt habe, dass ich dich hasse.
Wieso?
Ich bin ein Monster. Das Monster von dem die Eltern ihren Kindern erzählen um ihnen Angst einzujagen. Dabei habe ich bloss geliebt und als Sohn akzeptiert werden wollen, aber ich bin ein Artefakt von vielen und ich werde immer eines sein.
Es tut mir so leid.
Ich schreie auf. Tränen laufen in Bächen meine Wangen hinab.
Ich bin wütend.
Darauf, dass ich dich habe gehen lassen, und darauf alles falsch gemacht zu haben und darauf so zu sein wie ich in Wirklichkeit bin: schwach und verletzlich wie ein Mensch.
Ich verachte nicht die Menschen, sondern mich selbst. Sie sind es nur, die mich, mein Inneres, wiederspiegeln. Ich muss sie beherrschen, damit ich mich selbst beherrsche.
Ich schleudere alles umher, was mir unter die Finger kommt. Ich blute, aber ich verspüre keinerlei Shmerz. Alles andere als das.
Hilflosigkeit.
Verletzlichkeit.
Reue.
Verachtung mir gegenüber.
Es tut mir so leid.
Es tut mir leid, dass ich dich und allen, denen ich vielleicht einmal etwas bedeutet habe, verletzt und zurückgelassen habe.
Es tut mir leid, dass ich zu egoistisch gewesen bin, um zu erkennen, dass ich anderen vor den Kopf stosse und ich dabei bin, dich zu verlieren.
Jetzt erkenne ich das, doch ich kann es nicht wieder gutmachen.
Es tut mir so leid.
Erschöpft gleite ich an der Wand zu Boden und begutachte mein Werk. Alles ist zerbrochen und liegt herum: Glasscherben, herausgerissene Buchseiten, ein kaputter Stuhl und zerfetzte Kissen.Ich schliesse die Augen und denke kurz nach. Etwas ist sicher: Ich kann nicht mehr.
Entschlossen erhebe ich mich und nehme eine spitze Glasscherbe, mit der ich meine Haut an den Handgelenken aufritze. Fast sofort strömt warmes Blut heraus.
Gut so.
Ich gehe auf die Glaswand zu. Als ich davorstehe schmiere ich mit meinem Blut eine Nachricht.
Ich liebe dich von ganzem Herzen. Bitte verzeih mir, es tut mir so leid.
Sobald ich fertig geschrieben habe, wird mir schwindlig und ich falle auf die Knie. Die Welt beginnt sich zu drehen und mein Blickfeld verdunkelt sich langsam. Ich weiss, jetzt werde ich erlöst und ich werde auf dich warten. Ich verspreche es.
Ich lächele und sacke zusammen.
Es tut mir so leid.