TOKYO ― namgi

ⁱᵗ'ˢ ᵗⁱᵐᵉ ᵗᵒ ᵍᵒ

ⅰ. EIN WINDHAUCH fuhr mir durch die Haare. Langsam verformte er die Wolken und bewegte sie über den Himmel, als wären sie treibende Boote auf einem endlosen Meer. Die Blätter des gewaltigen Baumes, der uns Schatten spendete, rauschten leise und ließen die Stimmen in der Ferne undeutlich werden.
Der Sommer hatte begonnen.

Ein kaum hörbares Zischen ertönte, als Jeongguk neben mir sein Feuerzeug aufflammen ließ und sich kurz darauf eine Zigarette ansteckte.
Er legte den Kopf in den Nacken, stieß den Rauch genussvoll aus und grinste.
»Bei solchen Momenten wünscht man sich, sie würden ewig dauern, nicht wahr?«

Ich schloss die Augen und ließ ein zustimmendes Brummen verlauten.
Die Wärme machte mich träge und schläfrig, sie vertrieb alle Gedanken aus meinem Kopf. Das weiche Gras unter meinem Kopf war noch grün vom vielen Regen im Frühling und angenehm kühl.
Vielleicht wäre es tatsächlich schön, für immer hier zu liegen.

»Aber leider enden auch solche Tage irgendwann«, bemerkte Jimin.
Ein Hauch Wehmut lag in seiner Stimme; vermutlich dachte er an frühere Tage, an denen wir weniger Pflichten erledigt und mehr gelebt hatten.
»Lasst uns gehen, die Freistunde ist gleich zu Ende.«

Also verließen wir unseren Ort der Ruhe, um uns einen Weg über den mit Schülern gefüllten Hof zu bahnen. Fast hätte ich ihn übersehen, doch dann drang seine Stimme an unsere Ohren.
»Sieh mal, Yoongi. Das Großmaul spielt wieder Speakers' Corner.«

-

ⅱ. LEISE FLUCHEND zog ich mir mein Sportshirt über den Kopf. Der dünne Stoff war schweißnass, meine Haare klebten mir im Gesicht und die schwüle Luft in der Umkleidekabine verschlechterte meine Laune nur noch mehr. Einzig der Gedanke daran, nun endlich heim gehen zu können, war mir ein Lichtblick.

»Komm schon, Min. Mach doch nicht so ein Gesicht, immerhin haben wir gerade gewonnen«, rief mir Taehyung zu.
Obwohl auch seine Haut vor Hitze gerötet war, sah er mich geradezu euphorisch an.
Ich warf ihm nur einen unbeeindruckten Blick zu und begann seufzend, meine Schuhe zuzubinden.

»Er gewinnt doch eh immer, also warum sollte er sich noch darüber freuen?«, murrte Seokjin, dessen Stimmung noch schlechter als meine zu sein schien.
»Wäre er in meinem Team gewesen, hätten wir auch gewonnen. Aber stattdessen mussten wir ja diesen unfähigen Lulatsch zugeteilt bekommen.«
Taehyung begann angesichts Jins Verdrusses zu lachen.
»Lach nicht! Ich frage mich, wie man nur so verdammt tollpatschig sein kann!! Er könnte mit seiner Größe eine echte Bereicherung im Basketball sein, aber außer zu Passen bekommt er ja nichts hin! Nicht mal ordentlich Rennen kann er, ohne über seine riesigen Füße zu stolpern!«