Die Geschichte

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Gewitter- eine Kurzgeschichte

Missmutig luge ich unter meinem riesigen, schwarzen Schirm zum Himmel hinauf. Ein Blitz zuckt über den Himmel, gefolgt von einem Donnergrollen. Bei so einem Wetter ist niemand freiwillig draußen, ich auch nicht, aber Pflicht ist Pflicht und Hunde müssen raus. Das Platschen um mich herum wird immer lauter und ich muss daran denken, was meine Mutter einst über den Regen gesagt hat „Es regnet, weil die Engel im Himmel über das ganze Leid auf Erden weinen müssen" Der Satz erscheint mir banal, wenn ich nun von oben auf die Menschen hinabschauen müsste, würde ich lachen. Sie sind ebenso missmutig und stehen zusammengepfercht unter den Vordächern, wie Pferde in einem Stall. Neben mir explodiert ein Regentropfen auf dem Boden und in meinem Kopf macht es „Ping". Ich muss grinsen. Der Himmel lacht über uns Menschen, das sind alles Lachtränen und der Donner ist das grollend tiefe Lachen der Gestirne. Langsam lasse ich meinen Schirm sinken, beobachtet von den ganzen Menschen um mich herum. Ich achte nicht auf sie, bin verwundert und gespannt. Die Tropfen prasseln auf mein Gesicht, schmecken süßlich und ein wenig bitter. Ich lache und der Donner mit mir. Der Schirm fällt auf den Boden, dicht gefolgt von einem hellen Blitz. Der Regen durchnässt mich völlig, meine Kleidung klebt an mir, aber es fühlt sich an wie eine Umarmung. Wir lachen gemeinsam in unserer dichten Umarmung, über die Menschen, die uns ansehen, als wären wir total bescheuert. Sind wir vielleicht auch, aber wenigstens gemeinsam bescheuert. Nach einer Weile entlässt er mich aus seiner Umarmung, bis er nur noch ein kleines Kichern ist. Das Kichern verklingt und er hinterlässt nichts als Pfützen auf dem Boden und Wasser in meinen Schuhen. Ich genieße noch kurz das schwindende Gefühl und öffne die Augen. Es tropft immer noch in mein Gesicht, jetzt aber salzig, denn ich weine. Ich weine um den Freund, der mich verlassen hat und starre auf seine Pfützen, die ein Geschenk und gleichzeitig ein Versprechen sind. Er wird wiederkommen. Auf meinem Gesicht vermischen sich unsere Tränen und ich laufe weiter, gefolgt von den Blicken der Menschen, die wie meine nassen Klamotten unangenehm an mir haften und nichts als Kälte hinterlassen.

ENDE

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Lasst die Kommis da :3

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 01, 2020 ⏰

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