The Breakdown

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                      "Hello darkness, my old friend.
_________I've come to talk with you again."_________


05. Mai 2014

Alaska:


Der Weg aus der stickigen Konzerthalle bis zum rettenden Van, der schon vor den Türen des Gebäudes parkt, ist das Schlimmste. Obwohl Paul das Auto extra an einen relativ unauffälligen Hinterausgang hat dirigieren lassen, werden wir nahezu von Fanmassen belagert, als wir aus den Türen des Gebäudes treten.

Es ist ein Geschubse und Gedränge und obwohl wir von mindestens dreißig Bodyguards umstellt werden, ist es die Hölle.
Und obwohl ich mir sonst die beste Mühe gebe, jeglichen Körperkontakt zu vermeiden, klammere ich mich nun dankbar an einen hochgewachsenen Anzugträger mit Sonnenbrille und Headset.

Das mehrstimmige Kreischen klingt wie aus einem einzigen, alles verschlingenden Mund. Es summiert sich wellenartig über den Platz, erhebt sich zu einem einzigen, hochen Ton, der mein Trommelfell beinahe zum Platzen bringt und fegt dann über uns hinweg, um sich Sekunden später genau über unseren Köpfen zu entladen.

Und erst die Augen, die aus der Dunkelheit hervorblitzen und mich kritisch mustern. Wie die Augen von Monstern.
Ich spüre, wie Panik meine Brust eng schnürrt und mir unbarmherzig das Atmen schwermacht. Alles, was ich fertigbringe, als ich mich hektisch in das Innere des Vans schiebe, ist ein flaches Keuchen.

Sekunden später schießen wir auch schon auf die dunklen Straßen hinaus, die verzweifelt heulenden Massen hinter uns lassen. Ich muss mich immer noch auf das Luftholen konzentrieren. Neben mir höre ich Louises leise Stimme, wie sie auf die Jungs einredet und ihnen zu ihrem Gig gratuliert. Sie ist nur ein kleines Flüstern im Hintergrund- das Rauschen in meinen Ohren ist zu stark.

Und es wird nicht viel besser. Es ist lächerlich, das zu denken, denn egal, wo die Jungs auch auftauchen, es ist bereits eine Meute Mädchen anwesend, die auf sie warten. Wir alle- wir sind niemals allein, dröhnt es gackernd in meinem Kopf. Die kleine, fiese Stimme scheint mich zu verspotten. Sie lacht mich aus, zwingt mich in die Knie, legt ihre Klauen um meinen Hals. Und sie drückt zu.

Sie drückt zu. Immer wieder.- Als wir vor einem noblem Club mitten in Londons Innenstadt halten und ich gezwungen bin, mir ein weiteres Mal den Weg in das Innere zu erkämpfen.

Und diesmal sind es nicht nur Fans, die auf uns warten. Als ich benommen aussteige, um Zayn und den anderen Jungs hinterherzustolpern, fängt es auch noch an, zu blitzen. Die Linsen von gefühlten Milliarden Kameras sind auf uns gerichtet und wie auf ein geheimes Startsignal, fangen sie alle an, wie verrückt zu knipsen.
Es wird taghell und es blendet, wie die Hölle.

Angst ist schon etwas seltsames. Sie ist unwirklich und doch kontrolliert sie unseren Geist.
Die Angst- sie war schon immer mein Gefängnis.

Warum sehen sie alle so bedrohlich aus? Warum haben sie alle diese durchdringenden, eisblauen Augen, die wahrscheinlich schon ganz England nach mir abgesucht haben? Warum klingt das Knipsen nicht wie ein einfacher Auslöser, sondern wie hundert Kononenschüsse?
Wie Krieg. Krieg, Tod, Verderben.

Warum habe ich das Gefühl, zu sterben, obwohl ich es doch eigentlich genießen sollte hier zu sein?

Warum drohe ich, zu ersticken, während Sauerstoff meine Lungen füllt?

Es ist, als würde stattdessen Wasser meine Lungen füllen und mich mitten an Land ertränken. Ich fühle, wie mich große Hände berühren. Sie fahren genüsslich über meinen Körper und nehmen mir meine heilige Unschuld. Sie zwingen mich- lassen mir keine Wahl und ich bin machtlos, so wie damals. Wie ich schon immer machtlos war.

Your Voice in My Head (H.S.)Where stories live. Discover now