„Hannibal", zischte Will, während er versuchte, mit Hannibal Schritt zu halten. „Das Auto ist das einzig besetzte, warum können wir nicht einfach ein anderes..." Doch es war schon zu spät, Hannibal öffnete die Fahrzeugtür und brach dem überraschten Fahrer, der sein Gesicht gerade ihm zuwandte, mit einer schnellen Drehung das Genick, bevor er ihm unter die Arme griff und den Toten aus dem Auto und auf den Boden trug. Hannibal setzte sich auf den Fahrersitz, startete den Wagen und ergriff das Lenkrad. Will war noch nicht eingestiegen, er betrachtete den Leichnam des jungen Polizisten, der nicht hätte sterben müssen. Schließlich ergriff er den kühlen Griff der Tür, bevor er einen letzten Blick zurück auf den Eingang von Hannibals Haus warf. Und dort stand Jack. Jack Crawford, mit einer Pistole in der Hand, die er sinken ließ, als er Will sah. Fassungslos sah Jack ihn an. Er konnte nicht glauben, dass sein Freund, der introvertierte und schüchterne FBI-Agent Will Graham, der Will Graham, der von Hannibal benutzt und manipuliert und unter Drogen gesetzt wurde, nun zu gerade diesem Killer ins Auto steigen wollte. Will sah es. Er sah die grenzenlose Enttäuschung in Jacks Ungläubigem Blick. Er sah, dass Jack Hannibal keinen einzigen Blick zuwarf, weil es ihm klar war, wer dort auf dem Fahrersitz saß. Er sah, dass Jack nicht glauben wollte, was er sah. Und Will tat es leid, so leid, Jack Crawford dort in der Eingangstür stehen zu lassen zu müssen, und gleichzeitig war Will es so leid, sein altes Leben nicht hinter sich lassen zu können, und so öffnete er die Tür des Wagens, und stieg ein. Hannibal startete, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr los, während Will Jack beobachtete, hinter dem die ersten Agenten des SEK auftauchten, um ihm wahrscheinlich zu berichten, das das komplette Haus ohne Hinweise auf Personen sichergestellt war. Als sie das sich langsam ins dunkel entfernende Auto sahen, hoben sie, für Will und Hannibal nicht mehr sichtbar, ihre Gewehre, bereit, den Wagen oder die beiden darin sitzenden zu treffen; Doch Jack hob den Arm. Er gebot ihnen Einhalt. Bedeutete ihnen, nicht auf die zwei Männer zu schießen, die in Kürze überall gesucht werden würden, und die beide seine Freundschaft in Sekundenschnelle beendet hatten, ohne dabei einen Gedanken an ihn zu verschwenden. Und Jack Crawford ließ sie ziehen, auch wenn er später zu Protokoll geben würde, dass sie niemals erreichbar gewesen waren.
Sie fuhren schon lange, sehr lange durch die sternenklare Nacht und Will war schon vor einiger Zeit eingeschlafen. Friedlich saß er auf dem Beifahrersitz, mit geschlossenen Augen, die Arme ineinander locker vor der Brust verschränkt und leise und gleichmäßig atmend, den Kopf entspannt an das Fenster gelehnt. Hannibal hatte seinen Blick auf die schwarze Straße vor ihnen gerichtet und lenkte das Auto sicher durch die Dunkelheit. Wenn er könnte, würde er an den Rand fahren und Will beim schlafen zuschauen. Sich fragen, wovon der jüngere gerade träumte, und sich wünschen, ein Teil dessen zu sein. So lauschte er nur. Der regelmäßige Atem seines Beifahrers hatte keine ermüdende Wirkung, im Gegenteil, er wirkte beruhigend ernüchternd auf Hannibal. Er hatte das Gefühl, nicht alleine zu sein. Es war ein wunderschönes Gefühl; Jemanden bei sich zu haben, der ihn verstand, oder der niemals abschrecken würde, es zu versuchen. Es war wahr, sie konnten nicht ohne-, und nicht miteinander leben, aber ihnen beiden war durchaus bewusst, dass ihr miteinander stärker war, als alles, was zwischen ihnen stand. Jede Verletzung, körperlich oder mental, war vorhersehbar und konnte und wollte doch von beiden nicht verhindert werden. Es war, als legten beide dem jeweils anderen Steine in seinen Weg, nur um ihn beim Überwinden helfen zu können, sie waren ein Perpetuum Mobile, funtionierten ohne es erklären zu können einwandfrei und immer, und niemals ohne den anderen. Hannibal betrachtete den Halbmond, er schien viel zu hell und ließ die Sterne verblassen, die ihm am nächsten waren, wodurch alle anderen fast noch heller wirkten. Neben ihm bewegte Will sich leicht und kauerte sich noch ein bisschen mehr zusammen. Hannibal drehte die Heizung auf. Weitere Stunden fuhren sie so weiter, ohne Pause. Immer geradeaus, als versuchten sie, ein Ende der Dunkelheit zu finden, obwohl sie ihnen beiden Schutz gab.
-
3. Kapitel, danke für's Lesen! Wie immer würde ich mich über einen Kommentar freuen:D
DU LIEST GERADE
you're somebody else
Fanfictiondifferent reality - spielt am Ende der 2. Staffel von „Hannibal", die Figuren haben teilweise auch eine andere Backgroundstory. Will warnt Hannibal vor dem kommenden FBI, doch Hannibal reagiert anders als geplant... Wird ein etwas längeres Projekt...