5. Kapitel

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Mit leicht zitternden Händen schließt Chelsea ihre Wohnungstür auf. Sie war es nicht gewohnt in Gesellschaft nach Hause zu kommen. Doch für Spencer war es genauso fremd. Ihm geschieht es eher selten, zu jemandem nach Hause, gerade zu einem Mädchen, eingeladen zu werden. Deshalb ist auch er etwas nervös.
„Möchtest du etwas trinken?", ist das erste, was Chelsea fragt, nachdem sie eingetreten waren.
„Einen Kaffee vielleicht.", lächelt Reid sie zögerlich an und sofort erwidert sie sein Lächeln. Sie zeigt ihm schnell das Wohnzimmer, wo er auf dem Sofa Platznehmen kann, während sie den Kaffee macht. Doch Reid geht lieber durch das Zimmer und sieht sich die zahlreichen Bücher an, die in den Regalen stehen. Darunter war auch das ein oder andere Buch seines Kollegen David Rossi, weshalb er leicht lachen musste.
„M-Möchtest du Milch oder Zucker?", fragt Chelsea unsicher, nachdem sie ihn ‚erwischt' hat.
„Ja, bitte.", lächelt er und die Blonde begibt sich wieder in die Küche. Währenddessen sieht er sich weiter um, entdeckt noch weiter Bücher über Verhaltensanalyse, Psychologie und Derartiges.
„Sie muss echt interessiert darin sein.", sagt er leise, mehr zu sich selbst und schreckt leicht auf, als er ein Kichern hinter sich hört.
„Ja, bin ich.", grinst sie ihn an, den Kaffee hat sie schon auf den Tisch gestellt. Reid wird rot im Gesicht und setzt sich mit ihr zusammen auf das Sofa.
„Na, etwas Interessantes entdeckt?", fragt sie ihn scherzhaft während sie einen Schluck nimmt.
„Nur ein paar Bücher meines Kollegen.", lächelt Reid und Chelsea hätte sich beinahe vor Schreck verschluckt.
„Von deinem Kollegen?", fragt sie verwundert nach und Reid muss sich ein Grinsen verkneifen.
„Ja, David Rossi.", antwortet er und ihre Augen beginnen ein wenig zu Leuchten.
„Wirklich? Ich mag seine Bücher.", lächelt sie fröhlich und spielt an den Ärmeln ihres Pullovers. Auch das junge Genie beginnt zu lächeln.
„Wenn dich das alles so sehr interessiert, warum arbeitest du dann nicht etwas in der Richtung?", fragt der Braunhaarige neugierig. Augenblicklich erstirbt ihr Lächeln und auch das Leuchten ihrer Augen erlischt.
„P-Persönliche Gründe." Sie sieht gen Boden und Reid merkt, dass er wohl einen Nerv getroffen hat. Er sieht Chelsea genau an und fühlt sich schlecht, dass er sie scheinbar gekränkt hat. Ohne darüber nachzudenken legt er ihr eine Hand auf den Rücken. Erschrocken sieht sie zu ihm auf, doch er sieht sie nicht an, sondern schaut nach unten.
„Tut mir leid, ich hätte das nicht fragen sollen." Mit einem entschuldigenden Blick sieht er auf, ihr direkt in die Augen. Die Blonde wird leicht rot im Gesicht.
„Das muss es nicht." Sie beugt sich leicht nach vorne, weshalb sich ihre Gesichter näherkommen und nun breitet sich auch im Gesicht des jungen Agent eine leichte Röte aus. Doch er weicht nicht zurück, ebenso wie sie. Im Gegenteil. Er kommt ihr unbewusst sogar ein wenig näher. So nahe, dass sie bereits sein Atem auf ihrem Gesicht spüren kann. Und noch immer macht keiner der beiden Anstalten, sich wieder voneinander zu entfernen. Sie sind geradezu in Trance, bemerken ihr Handeln nicht richtig oder ignorieren einfach das Gefühl der Unsicherheit. Ihre Nasenspitzen streifen sich leicht und Chelsea schließt langsam die Augen. Bis ihr etwas einfällt. Plötzlich reißt sie ihre Augen wieder auf, entfernt sich von Spencer und starrt gen Boden. Verunsichert sieht er sie an, stammelt eine Entschuldigung doch Chelsea schüttelt nur heftig den Kopf.
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es ist nicht so wie du denkst. Ich... Ich bin nur sehr unsicher, was solche Dinge angeht. Oder überhaupt mit dem Kontakt zu Anderen." Die ganze Zeit spielt sie mit den Ärmeln ihres Pullovers. „Deshalb... bevor ich anfange dich zu sehr zu mögen... will ich, dass du etwas weißt." Sie steht langsam auf, dreht sich in seine Richtung. Zitternd, unsicher zieht sie sich ihren Pullover über den Kopf. Automatisch dreht Spencer seinen Kopf weg, wird rot im Gesicht.
„S-Sieh' mich bitte an. Du sollst wissen mit was du es zu tun hast." Ohne richtig nachzudenken geht er ihrer Bitte nach. Der Pullover liegt inzwischen auf dem Boden und sie trägt nur ein Top. Doch das ist nicht das Erste was ihm auffällt. Ihre Arme zieren zahlreiche Linien. Narben. Manche rot leuchtend, manche lang, manche breit, manche fast verblasst. Alles Hinweise auf langjährige Selbstverletzung.
Chelsea kann ihn nicht ansehen. Kneift vor Angst die Augen zusammen. Sie hat Angst davor, was er nun denkt, was er nun macht. Doch seine Reaktion hätte sie nie erwartet. Ohne auch nur ein Wort zu sagen steht er auf und schließt sie in seine Arme. Erschrocken reißt sie die Augen auf, erwidert die Umarmung und versteckt ihr Gesicht an seiner Brust. Sie zittert noch immer, doch langsam lässt das nach. Spencer sagt nichts, steht einfach da und umarmt sie. Bis sie sich schließlich leicht von ihm wegdrückt. Verwundert sieht sie ihn an.
„Warum machst du das?", fragt sie ihn perplex. Niemand hat je so reagiert, wenn er ihr Geheimnis erfahren hat. Doch Reid lächelt sie nur an.
„Weil du mir soweit vertraust, es mir zu zeigen." Tränen steigen in ihren Augen auf und rollen langsam über ihre Wangen. Das Lachen, das kurz darauf aus ihrem Mund kommt, passt absolut nicht dazu.
„Du bist komisch.", lächelt sie, während sie ihre Tränen wegwischt.
„Du aber auch.", erwidert Spencer nur, während er ihre Hand nimmt und langsam ihren Arm hinaufstreicht. Chelsea zuckt kurz zusammen, schaut auf den Boden. Sie schämt sich ein wenig.
„Danke." Wieder schreckt sie auf und blickt direkt in die braunen Augen des Genies. Er ist zwar nicht so nahe wie zuvor, aber trotzdem breitet sich ein ähnliches Gefühl in ihr aus. Aber doch anders. Sie ist froh, dass er sie nicht abstoßend findet und einfach wieder geht. Sie ist glücklich, weil es scheinbar okay für ihn ist. Erneut steigen Tränen in ihren Augen auf. Freudentränen. Sie schmiegt sich noch einen kurzen Augenblick in seine Umarmung, ehe sie ihn loslässt und einen Schritt zurück tritt.
„Ich muss dir danken. Das du nicht einfach gehst." Sie lächelt ihn glücklich an und dieses Lächeln erwidert er.
„Jetzt wirst du mich nicht mehr so schnell los." Er lacht kurz auf. „Denn du wirst mir etwas versprechen." Verwirrt sieht Chelsea ihn an.
„Und was?"
„Das du aufhören wirst. Und ich helfe dir dabei."

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