PoV Mia
Er bedankte sich gerade ernsthaft bei ihr? Für was denn? Würde sie mir etwa in seinen Augen helfen können? Nein, nein sie konnte mir nicht helfen, nur ich selbst würde das können, sofern ich wollen würde.
Immernoch war es mir unmöglich mich zu bewegen, ich war irgendwie in einer Art Angststarre oder vielleicht könnte man es auch Schockzustand nennen. Ich hatte einfach nur Angst vor dem Leben. Angst vor allem. Dies bestätigte sich, als ich meinen ganzen Körper zittern sah. Um keine Augen auf mich zu beziehen, verließ ich langsam die Stelle, an der Kyra immernoch mit Felix und Benjamin sprach und flüchtete mich aufs Schulklo.
Dort angekommen schloss ich mich in eine Kabine und fühlte die Tränen nur so aus meinen Augen strömen.
Trotzdem fühlte ich keine Traurigkeit, keine Trauer, nein, die blanke Panik durchzuckte nur so meinen Körper.
Mein Herz pochte immer schneller und schneller. Meine Atmung nahm zu und ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.
Sie. Sie war gerade dabei alles was ich hatte. Alles was mir lieb und teuer war um ihre verlogenen Finger zu wickeln.Trotzdem hasste ich Kyra nicht dafür, nein ich empfand irgendetwas für sie, doch ich wusste nicht was es war.
Irgendwie aber fühlte ich mich mit ihr ziemlich verbunden. Dieser Fakt ließ nochmals eine Angst durch meinen Körper fahren, die mich beinahe zum schreien brachte.
Was wäre wenn sie kommen würde? Mich noch einmal würgen würde? Oder ihr vielleicht noch Schlimmeres einfiel, um mich zu quälen?Langsam versuchte ich mich zu beruhigen und wieder in mein Klassenzimmer zurückzukehren, da es gerade geklingelt hatte und ich ungern zu spät in den Unterricht kam. Ich wollte mir nicht noch mehr Ärger eunfangen, als den, den ich sowieso schon am Hals hatte.
Entschlossen stapfte ich zur Tür und gerade als ich meine Hand an die Klinke legte, hörte ich wieder etwas: Zuerst war die Stimme unverständlich leise, doch je länger sie sprach desto verständlicher wurde sie. Gespannt horchte ich und begab mich vor den Spiegel, dort angekommen blickte ich wieder direkt meinen Bruder an, der mir genau gegenüber stand. Inzwischen war er in etwa so groß wie ich es war und im Prinzip sahen wir uns wie schon immer sehr ähnlich.
"Pass auf dich auf Prinzessin.", erklärte er mit Tränen in den Augen. "Manche Menschen sind nicht die, die sie zu sein scheinen.", fügte er hinzu und eine Träne kullerte über seine Wange.
Mein Atem stockte und ein Klos bildete sich in meinem Hals. Ich wollte ihm antworten, doch konnte nicht. Alles drehte sich um mich herum, mir war ganz schummrig.
Ich spürte meine Beine wegsacken und alles wurde schwarz. Rabenschwarz.
Als ich meine Augen langsam wieder öffnete, sah ich einige Menschen relativ ratlos um mich herumstehen.Neben mir kniete meine Englischlehrerin und lächelte kurz, als sie sah, dass ich wieder zu Bewusstsein kam. Trotzdem war sie der Meinung, ich sollte mich sofort von einem Teil meiner Eltern abholen lassen, doch dies stritt ich ab. Meine Mutter würde sich einmal wieder viel zu viele Sorgen um mich machen, was ihre Lage nochmals verschlimmern könnte, da sie seit seinem Tod an schweren Depressionen litt.
Und naja, wo mein Vater gerade war, wusste ich nicht so ganz, wahrscheinlich enntweder in einer Bar oder bei einer seiner Frauen, mit denen er Mama schon die gesammte Zeit über, betrog und zu feige war es ihr ins Gesicht zu sagen, wie wenig ihm die Beziehung zu ihr noch wert war.
Ich erklärte meiner Lehrerin, dass es schlicht und einfach unmöglich für meine Eltern war mich abzuholen, doch sie wollte meine in ihrer Ansicht Ausreden nicht hören.Nein, nicht nur das, sie erklärte mir, warum es mir wahrscheinlich so schlecht ging und warum ich gerade eben in Ohnmacht gefallen war.
Natürlich war das wahrscheinlich alles nur ein Einzelfall und ich sollte vielleicht einmal wieder zu meinem Arzt gehen und alles wäre wieder gut. Wie ich es doch hasste: Wenn sich Lehrer, Menschen, die weder dich, dein familiäres Umfeld noch irgendetwas anderes außer deinen Schulnoten wussten, aussprachen dich am Besten zu kennen und genau zu wissen was als richtig für dich zu werten war und was grundlegend falsch war.Vielen Dank auch, jetzt bin ich natürlich um einiges informierter und auf die Idee zum Arzt zu gehen, wäre ich sowieso niemals gekommen.
Relativ schnell entfernten sich einige schaulustige Schüler wieder, die ich trotz meines dröhnenden Kopfes wahrnehmen konnte wieder und ihre Stimmen wurden leiser.
Ich wurde von zwei Armen gepackt und da mir gerade wieder schwindeliger wurde, konnte ich nicht erkennen, wessen Hände es waren.Ein wohlrichender Rosenduft stieg in meine Nase und ich erkannte, welche Person es war, es war natürlich meine Lehrerin, der ich auch nicht zugetraut hätte mich einfach irgendwo halbwegs wieder bei Bewusstsein stehen zu lassen.
Zwar wusste ich nicht, wohin sie mich brachte, da unsere Schule keine Art Krankenzimmer besaß, aber trotzdem beruhigte mich das Geräusch ihrer rhythmisch klackenden Stockelschuhe und langsam merkte ich, das ich wieder in einen tiefen Schlaf fiel.Als ich meine Augen etwas öffnete, strich ich gleichzeitig mit meiner Hand über einen rauen, aber trotzdem bequemen Stoff, welchen ich aber nicht kannte.
Verwirrt schlug ich meine Augen ganz auf und setzte mich.
Als meine Augen durch das Zimmer blickten, stellte ich fest, dass ich nicht im Krankenhaus war. Nein, ich kannte diesen Raum überhaupt nicht.
Verwirrt sah ich mich einige Minuten um, als ich merkte, dass sich die Tür langsam öffnete.Herein kamen einige Sanitäter, die etwas verblüfft waren, mich auf den Beinen zu sehen.
"Deine Lehrerin hat uns angerufen. Wir müssen dich, auch wenn du jetzt wach bist mit auf Station nehmen.", erklärte mir einer der drei Sanitäter freundlich.
Es kostete mich einiges an Überwindung einfach still zu sein und dem Menschen vor mir nicht zu wiedersprechen, aber letztendlich nickte ich still und versuchte in gestützter Weise mich aufzurichten.
Vor dem Schulhaus angekommen, halfen mir ein Sanitäter und meine Lehrerin in den Wagen.Wieder spürte ich so gut wie überhaupt nichts mehr und alles wurde schwarz.
Kohlrabenschwarz.
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When I fall apart || ABGESCHLOSSEN
Fiksi RemajaMias Leben war noch nie wirklich leicht für sie auf dieser Welt gewesen: Aufgrund ihrer stetigen Verträumtheit, ihrer Kreativität und dem frühen Tod eines ihrer Familienmitglieder, wurde sie bereits in Kindesjahren extrem gemobbt, was dann auch Spur...