Kapitel 19

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Nachdem die Ferien vorbei sind, sind alle Schüler wieder da und der Unterricht beginnt. Heute treffe ich mich mit Frau Klein für mein weiteres Training. Ich bin ein Wenig aufgeregt, denn ich habe bisher noch nichts außer Eis erschaffen. Und heute soll ich mich an das nächste Element wagen. Wasser.

Nervös stehe ich auf der Lichtung, auf welcher noch immer die ein oder andere Rose in der Sonne glitzert. Viele Schüler haben diesen Ort bereits gefunden und eins meiner erschaffenen Werke mitgenommen. Doch das stört mich nicht. Wenn ich andere damit erfreuen kann, bin ich auch zufrieden. Etwas, das Levin mir gezeigt hat.

Pünktlich zum Stundenbeginn betritt Frau Klein die Lichtung. Sie deutet mir an ihr zu folgen und so laufen wir nebeneinanderher durch den Wald, welcher sich um die Schule herum erstreckt. „Wie geht es dir, Kayla?", fragt Frau Klein leise und duckt sich unter einem Ast hindurch. „Ganz gut. Ich kann jetzt eine Menge Pflanzen mehr erschaffen und auch andere Gegenstände aus Eis.", gebe ich zurück und staune noch immer über meine Fortschritte, welche ich in nur wenigen Wochen gemacht habe. Wenn man einmal den Dreh raushat, dann funktioniert es ganz gut.

„Das ist gut. Dann hast du dich ja hervorragend auf unsere heutige Stunde vorbereitet.", gibt Frau Klein zurück und bleibt am Rande eines Sees stehen. „Da bin ich mir nicht so sicher.", erwidere ich leise, als ich den See erkenne. Der Ort, an dem Jace mich damals gefunden hat. Nur ungern erinnere ich mich an meinen Kontrollverlust zurück und die Zeit damals. Aber ich werde mich dem stellen müssen. Und schließlich habe ich meine Kräfte bisher ganz gut bezwungen, was sind da schon schlechte Erinnerungen?

Frau Klein mustert mich kurz skeptisch, da ich jedoch nichts weiter sage, widmet sie sich wieder ihrem Unterricht. „Ein gut ausgebildeter und entsprechend mächtiger Wasserelementar kann stundenlang unter Wasser sein, ohne einmal Luftholen zu müssen. Er kann aus dem Nichts Wasser erschaffen und aus einem Tropfen ein ganzes Meer entstehen lassen.", berichtet Frau Klein und ich kann nicht anders, als sie mit großen Augen anzustarren. „Natürlich ist eine solche Macht nur wenigen Zuteil geworden. Denn egal wie viel man übt, jeder wird nur im Rahmen seiner Möglichkeiten handeln können."

Erleichtert atme ich aus. Das heißt also, dass es Menschen gegeben haben muss, die so mächtig gewesen sind. Es bedeutet jedoch nicht, dass ich zu so etwas fähig bin. Was mich beruhigt. Ich finde meine Macht Eis zu erschaffen schon erschreckend. Dann muss ich nicht auch noch spontan ein Meer aus dem Ärmel zaubern können.

„Ich möchte dich nicht anlügen, Kayla. Alle meine Beispiele wurden durch Pflanzenelementare hervorgerufen und erschaffen. Menschen mit drei Elementen sind nun einmal stärker und mit mehr Macht ausgestattet als jene von uns, welche nur über ein Element verfügen. Daher weiß ich nicht, zu was du fähig sein wirst. Und genau das gilt es herauszufinden. Wir müssen deine Grenzen testen.", nimmt mir meine Lehrerin jegliche Illusion, ohne den Blick von mir abzuwenden.

Jegliche Hoffnung wenigstens in einem Element genauso normal zu sein wie die anderen sind mit nur wenigen Worten zunichte gemacht worden. Genervt starre ich auf den See und bereue einmal mehr meine Kräfte überhaupt freigesetzt zu haben. Es hätte alles viel einfacher sein können, als es jetzt ist. Aber ich habe mich für diesen Weg entschieden und daher werde ich mich daran gewöhnen müssen.

„Womit fangen wir an? Soll ich schwimmen gehen und schauen, wie lange ich unter Wasser bleiben kann?", frage ich Frau Klein geschlagen und mustere den ruhigen See eingehend. Auch Anfang Januar trage ich noch immer eine kurze Hose, ein Top und einfache Turnschuhe. Ich wage einfach mal zu bezweifeln, dass ich in dem See frieren würde, auch wenn wir gerade einmal zwei Grad Celsius haben.

Doch Frau Kleins leises Auflachen hält mich davon ab mir die Schuhe auszuziehen und in den See zu waten. „Das wäre doch wirklich etwas viel für den Anfang. Auch, wenn ich mir sicher bin, dass du es schaffen würdest, länger in dem See zu bleiben als irgendjemand sonst." Fragend sehe ich meine Lehrerin an, welche sich mit ihren dicken Wintersachen einfach an den Rand des Sees setzt und mich zu sich winkt.

Skeptisch setze ich mich im Schneidersitz ihr gegenüber in den Schnee, welcher sich für mich wie eine weiche Decke anfühlt. Frau Klein streckt die Hand über den See aus und eine kleine Wassersäule schlängelt sich hinauf, bis zu ihrer Hand. Zum ersten Mal sehe ich, wie sie ihre Kräfte einsetzt. Und es ist beeindruckend zu sehen mit welcher Leichtigkeit sie das macht. Und zwar ohne überhaupt hinzuschauen.

Dann nickt sie mir zu. Zögerlich komme ich ihrer Aufforderung nach und halte ebenfalls meine Hand über den See. Ich versuche mich zu entspannen und schließe die Augen, wie ich es auch beim Benutzen meines anderen Elements inzwischen tue. Es hilft mir mich zu konzentrieren und mir das vorzustellen, was ich erschaffen möchte. „Kayla.", reißt mich Frau Klein aus meiner Konzentration und ich folge ihren Augen zu meiner Hand. Wie bei ihr hat sich eine Säule aus dem See bis zu meiner Hand erhoben. Allerdings besteht sie nicht aus Wasser, sondern aus Eis. Wie nun auch der komplette See.

„Das ist so nervig.", gebe ich von mir und bringe Frau Klein damit zum Schmunzeln. „Ich habe nicht erwartet, dass du das gleich hinbekommst. Dafür ist dein innerlicher Instinkt zu Stark immer direkt alles erfrieren zu lassen.", meint sie und nimmt mir damit die Spitze meines Frustes. Was es allerdings nicht viel besser macht. Ich bin wieder da, wo ich vor einigen Monaten war. Ich kann mein Wasserelement nicht erlernen, weil ich immer alles direkt einfriere. Wie soll ich das jemals hinbekommen? Frau Klein scheint mir meine Verzweiflung anzusehen, denn beruhigend legt sie mir eine Hand auf meine Schulter. „Ich habe bereits über eine Lösung des Problems nachgedacht und mich mit dem Direktor beraten."

Wieder bin ich überrascht und neugierig zugleich. „Du wirst mit einem anderen Schüler zusammen trainieren in den nächsten Stunden. Auch er hat einige Probleme mit seiner Fähigkeit, doch er ist in der Lage dein Eis zu schmelzen." Mit einem unguten Gefühl sehe ich meine Lehrerin an. „Jace Asbre wird dein Trainigspartner für die nächsten Wochen sein. Da ihr den gleichen Freundeskreis habt, sollte das ja kein Problem sein, oder?"

Nur mit Mühe kann ich ein gequältes Aufstöhnen unterdrücken und schaffe es sogar mich zu einem Lächeln zu zwingen. Sie ist so nett zu mir und kann ja nicht wissen, dass ich diesen Idioten nicht leiden kann. Allerdings wird Jace sicherlich auch nicht allzu begeistert sein. Ich frage mich allerdings, mit welchem Element er so Probleme hat. Feuer kann es nicht sein, dass setzt er sehr zielgerichtet und genau sein.

Dannwäre es entweder Luft oder Elektrizität. Bei Luft werde ich ihm nicht helfenkönnen, da ich dieses Element selbst noch nicht beherrschen kann. Und anunserem ersten Unterrichtstag konnte er schon eine kleine Windhose entstehenlassen und hat eine Luftkugel auf mich geworfen. Bleibt also nur noch Elektrizität.Wenn das mal keine interessanten Unterrichtsstunden werden. Ich kann es kaumerwarten. 

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