Mit Mut fangen die schönsten Geschichten an.
- Unbekannt&
Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es gut werden soll.
- Georg Christoph Lichtenberg***
„Nod your head, the black suits coming... düdüdüdü.”, sang ich leise vor mich hin und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als die Mannschaft der Karasuno High mit ihren schwarzen Trainingsanzügen beim Spring High aufmarschierte. Ich trat einen Schritt zurück, als sie sich langsam in meine Richtung vorarbeiteten und ließ sie passieren. Während die Drittklässler sich angeregt miteinander unterhielten und die Truppe anführten, schwiegen sich Tsukishima und Yamaguchi an. Hinata, Nishinoya und Tanaka folgten laut krakeelend. Das Schlusslicht bildete Kageyama, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und finster vor sich hinstarrend. Als er auf meiner Höhe war, flackerte sein Blick kurz abschätzend in meine Richtung, was meinem Herz einen kleinen Hüpfer bescherte, bevor er ihn wieder nach vorne wandte.
Ich legte die Hand auf meine Brust, genau über mein Herz, und erspürte den schnellen Rhythmus den es an den Tag legte. Was hatte dieser Kerl nur an sich, dass er es schaffte mich stets mit einem einzigen Blick aus der Fassung zu bringen? Das hatte er damals in der Mittelschule schon getan. Er war ein herausragender Spieler (und das wusste er nur zu gut), der auf dem Volleyballfeld gerne mal den Egoisten raushängen ließ und am Liebsten als eine Einmannarmee aufgelaufen wäre. Diese Einstellung hatte ihn auf der Kitagawa Daiichi alles andere als beliebt gemacht. Ich war wohl eine der Wenigen gewesen, die ihn für seine sportlichen Leistungen bewunderte. Ehrlich gesagt, übte sein Ehrgeiz eine gewaltige Anziehung auf mich aus die ich mir schlicht und ergreifend nicht erklären konnte. Gedankenverloren spielte ich mit einer Strähne meines dunklen Haares und sah ihm nach.
„Oh. Hallo, Hanako-chan.“. Ich wandte mich suchend nach der Stimme um und erblickte Hitoka Yachi keine zwei Meter von mir entfernt. Sie besuchte mit mir zusammen Klasse 1-5 der Karasuno High und wir hatten uns irgendwie angefreundet, dabei könnten wir vom Charakter her nicht unterschiedlicher sein. Während Yachi eher zu der ruhigeren Sorte gehörte und einen Moment brauchte bis sie aufgetaut war (dann aber durchaus klar und deutlich ihre Meinung vertreten konnte), war ich grundsätzlich die Aufgeschlossenere von uns beiden und hatte nicht unbedingt Probleme mit Fremden in Kontakt zu treten – die einzigen beiden Ausnahmen waren hier zum Einen der Setter der Karasuno und zum Anderen viel zu aufdringliche Zeitgenossen wie Tanaka beispielsweise. Seltsamerweise konnte ich nur ganz schwer damit umgehen, wenn jemand zu offensiv und vollkommen ungeniert mit mir umsprang, obwohl man sich eigentlich gar nicht kannte.
„Hitoka!“, begrüßte ich sie freudig und wartete, bis sie zu mir getreten war. Verlegen knibbelte sie an ihren Fingern herum und warf mir dann einen Blick zu, den ich nicht so ganz zu deuten wusste. „Was?“, wollte ich irritiert von ihr wissen. Sie blickte vielsagend in Richtung der Eingangstür zu den Sporthallen, durch die das Volleyballteam der Karasuno gerade verschwunden war, und wieder zu mir zurück. Ich verstand nach wie vor nur Bahnhof. Mit einem genervten Seufzen, ließ sie ihre Hände sinken und taxierte mich durchdringend mit ihren braunen Augen. „Kageyama?!“, rief sie schließlich aus und die Erwähnung seines Namens ließ mich unvermittelt zusammenzucken. Es war noch gar nicht so lange her, dass ich ihr von meiner Bewunderung für den dunkelhaarigen Setter erzählt hatte. Seitdem hatte sich in ihrem Kopf die wirre Idee festgesetzt, dass ich mehr für ihn empfand als nur Bewunderung. Ihrer Meinung nach sollte ich einfach auf ihn zugehen und ihn ansprechen. Dann könnte man ja immer noch sehen wo die ganze Geschichte mit uns hinführen würde. Allerdings wollte ich gar nicht, dass irgendetwas zwischen uns irgendwohin führte. Natürlich würde ich ihm gern sagen, dass ich ihn für seine Disziplin und seinen Ehrgeiz bewunderte, dennoch hielt mich sein allseits bekannter Ruf davon ab den Kontakt mit ihm zu suchen.
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Was die Liebe und das Leben so mit sich bringt
Historia CortaEine kleine Oneshot- und Kurzgeschichten-Sammlung von und mit unseren Lieblingsvolleyballern. ☺️