Teil 23 - Zurück

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Sie hatte das Gefühl zu ersticken, als sie durch eine bekannte Stimme zurück in den Moment geholt wurde.

"Lass sie los."

YN konnte ihren Augen und Ohren kaum trauen. Hisoka lehnte mit verschränkten Armen an der Wand der Universitätsbibliothek. Er trug seine Kampfmontur, die ein wenig mitgenommen aussah. Die schräg nach oben gestylten, neonpinken Haare lagen nicht wie sonst perfekt. Ein feiner, langer Schnitt zierte seine Wange und die aufgemalten Symbole waren leicht verwischt.
Seine Mimik wirkte wie immer gelassen, doch YN hörte in seinem Tonfall einen Zorn, den sie bis dato noch nie gehört hatte.

"Lass sie los, du Bastard, oder ich schwöre bei Gott, dass ich dir jeden Knochen in deinem Körper brechen werde." Er stieß sich von der Wand ab und schritt auf Kaito zu, nebenbei lockere er die Gelenke seiner Hand, darauf gefasst, dass er Gewalt anwenden würde. "Ich werde dein Inneres nach Außen stülpen, wenn du deine dreckigen Finger nicht sofort von ihr nimmst." Seine Stimme wurde eisig und seine Augen häuteten Kaito bereits. Hisokas Wut nahm ungeahnte Ausmaße an.

YNs Blick wechselte zwischen den beiden Männern. Ihr Kollege war unentschlossen, was sein nächster Schritt werden würde, ihr Liebster verzog ungehalten sein Gesicht.

Er wird ihn umbringen.

Hisoka war nur noch wenige Meter entfernt und mit jedem Schritt füllte seine Mordlust die Luft um sie herum aus. Kaito klammerte seine Hand immer fester um ihr Handgelenk, bis er geistesgegenwärtig von YN abließ und innerhalb der nächsten Sekunde verschwand.
YN brauchte einen Augenblick, bis sie begriff, was gerade passiert war.

"Hisoka, du bist zurück!" Wankend stürmte sie auf ihn zu, direkt in seine Arme. In der Sicherheit seiner Umarmung ließ sie ihren Gefühlen freien Lauf und heiße Tränen strömten über ihr Gesicht. "Du bist zurück." Ihre dünne Stimme versagte und sie wiederholte diesen Satz immer und immer wieder, als hätte sie Angst, dass er sich andernfalls in Luft auflösen könnte. Gleichzeitig krallte sie sich in sein Oberteil, welches sie durch ihr Weinen immer mehr durchnässte. Zittrig gaben ihre Beine nach.

"Shh", beruhigte er sie, indem er sie fester an sich drückte, "ich bin hier. Alles wird gut."

Hisoka hatte sie noch immer fest umschlungen und sein Kopf ruhte auf ihrem. YN merkte, wie er liebevolle Küsse auf ihr Haar drückte. Sie musste sich wiederholt vergewissern, dass er real war, indem sie ihr Ohr an seine Brust drückte, um seinen Herzschlag zu spüren und indem sie ihre Finger in den Stoff seiner Kleidung grub. Der Duft, der von ihm ausging, strömte ihr in die Nase und irgendwann ließ sie von ihm ab.

"Ich dachte schon, du zerreißt mein Shirt." Er hatte ein besorgtes und doch verständnisvolles Lächeln aufgesetzt, was YN erneut Tränen in die Augen trieb. Ohne dass sie es gemerkt hatte, waren sie zu der nächstgelegenen Parkbank vor der Bibliothek gegangen. Hisoka setzte sich und zog sie mit sich herunter. Er manövrierte ihre Beine über seine Oberschenkel und streichelte mit einen Arm über ihre Beine, den anderen Arm legte er um sie. Niemand sagte etwas, nur YNs gelegentliches Schluchzen unterbrach die Stille zwischen ihnen. Allmählich hörte sie auf zu zittern und Hisoka hob ihr Kinn, damit sie sich in die Augen sehen konnten.

Mit einem Schlag war jeglicher Zweifel von ihr gewichen und es fühlte sich an, als könnte sie nach langer Zeit wieder durchatmen. Hisokas Anwesenheit legte sich wie ein Schutzschild um sie. Dass er durch seine bloße Präsenz ihre Stimmung zum Positiven beeinflussen konnte, erstaunte sie. Es war, als hätte sie die Luft zum Atmen vermisst, ohne es zu wissen.

"Wir gehen jetzt zu deiner Wohnung. Du packst deine Sachen und dann wirst du fürs erste bei mir bleiben", erklärte er, sein Blick wich kein einziges Mal zurück.
YNs Lippen verzogen sich unwillkürlich zu einem Lächeln; dass seine Aussage, wie immer keine Verhandlungsfreiheiten zuließ, störte sie überhaupt nicht. Ermutigt durch seine Worte gab sie ihm einen Kuss auf die Wange und griff in sein Haar.

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