Die nächste Woche fing höllisch an. Nachdem ich die halbe Nacht durch Alpträume wach lag war ich todmüde. Allerdings war es total süß wie alle versuchten mich abzulenken. Dennoch traf mich die Erkenntnis, dass ich meine Eltern nie wieder sehen werde, immer wieder hart und so hatte ich gleich mehrmals am Tag mit den Tränen zu kämpfen. Doch das versuchte ich immer so gut wie möglich zu überspielen. Natürlich merkte es trotzdem jeder. Ob die Slytherins blöde Sprüche klopften oder nicht weiß ich nicht, ich hatte wesentlich besseres zu tun als mit denen ihr dummes Gelaber anzuhören. James hatte beschlossen, mit dem Qidditchtrainig wieder anzufangen, da in ungefähr zwei einhalb Monaten das Spiel gegen Hufflepuff anstand. Und so versuchte sich wieder der Alltag in mein Leben zu schleichen, doch bei mir funktioniert das noch nicht so ganz. Denn es werden immer 2 Menschen fehlen, die meinen Alltag ausgemacht haben. Ohne die der Alltag nicht Alltag sein kann.
Inzwischen ging auch mein Unterricht in Energiekunde bei Dumbeldore weiter. Das Schild beherrschte ich inzwischen recht gut und ich übte immer wieder an der blau-schwarz glühenden Mauer, die ich zwischen der Welt und mir aufbauen konnte. Sie konnte so ziemlich alles abblocken - alles, außer den Schmerz. "Da du dein Schild schon gut beherrschst" riss Dumbeldore mich aus den Gedanken "fangen wir heute mit deiner wahrscheinlich effektivsten Verteidigungsmethode an: deinen Blitzen. Momentan werden sie bei dir duch sehr heftige, emotionale Reaktionen ausgelöst und gesteuert. Du musst lernen sie zu kontrollieren. Folge dazu am besten einfach mal intuitiv deinen Instinkten" sagte er und schaute mich erwartend an. "Sollen wir das nicht lieber draußen machen? Ich habe das Gefühl, dass ich sehr viel Energie in mir und in meiner Umgebung hab... ich möchte nichts kaputt machen..." murmelte ich unsicher. Dumbeldore überlegte kurz. "Na gut" er führte mich auf einen schmalen Balkon "Wirf einfach einen Blitz in den Himmel." Ich nickte und fühlte mich schon wohler. Dumbeldore studierte interessiert jede meiner Bewegungen, doch ich hatte keine Ahnug, was ich machen muss. 'Folge einfach deinen Gefühlen, Allie' dachte ich und steckte meinen rechten Arm aus, einfach weil es sich richtig anfühlte. Und dann schleuderte ich all die Sorge, Angst, Verzweiflung, Trauer, einfach all die Energie, die ich zur Verfügung hatte und die sich in mir angestaut hatte mit dem Blitz in den Nachthimmel.
Lily's Sicht:
Mit einem knall entlud sich ein eisblauer Blitz in die Sternlose Nacht. 'Das ist bestimmt Allie' dachte ich. Sie übt bestimmt mit Dumbeldore an ihren Blitzen. Wow. Ist ja fast beängstigend. Ich wandte meinen Blick vom Fenster und seufzte laut auf. "Was ist los?" fragte James, der neben mir im Gemeinschaftsraum saß, und auch Remus blickte von seinem Buch auf. "Ich weiß nicht was ich mit Allie machen soll... Seit der Beerdigung ihrer Eltern ist sie so... anderst. Ich weiß nicht, wie ich es anderst sagen soll. Man merkt ihr so deutlich den Schmerz und Verlust an, als wäre ein Loch in ihrer Brust, durch dass alle ihr gebrochenes Herz sehen können. Sie versucht das zwar immer mit einem Lächeln oder einem total unwitzigen Witz zu überspielen, aber jeder sieht es ihr doch an, oder?" Die Jungs nickten und schauten nachdenkend in verschiedene Richtungen. Dann sagte James "Aber wir können ihr nicht mehr helfen, als wir es gerade schon tun. Wir können ihr ihre Eltern nicht zurückbringen. Wir können nur für sie da sein." Ich schüttelte den Kopf "Nein." "Was Nein?" fragte Remus, der uns die ganze Zeit zugehört hat. "Nein" wiederholte ich "Das kann nicht alles sein, was wir für sie tun können. Als wahrer Freund nimmt man einen nicht in den Arm, wenn dieser Weint. Man sorgt dafür, dass er gar nicht weinen muss." "Und wie willst du das Anstellen? Die einzigen, die dafür sorgen können, dass sie aufhört zu weinen sind ihre Eltern. Und die sind Tod." meinte James trocken. "Ach, dass mein ich nicht" erwiderte ich "Es wird für immer ein Loch in ihrem Herzen sein. Dass kann keiner mehr ändern. Wir müssen nur dafür Sorgen, dass sie nicht mehr so sehr an den Verlust denkt... wir müssen sie ablenken. Und ich hab auch schon eine Idee, wie..."
Ich schlenderte durch die Gänge Richtung Gryffindorturm. Nachdem ich unter Dumbeldores aufsicht ein paar Blitze geschleudert hatte, ging es mir besser. Es war, als hätte sich ein Teil meines Schmerzes mit dem Blitz in den Himmel entladen. Auf der anderes Seite des Portraitloches war nicht mehr viel los. Nur noch ein paar wenige Schüler saßen im Gemeinschaftsraum unter ihnen auch Lily, Sirius, James und Remus. Lily kam sofort auf mich zu, sagte "Ich hab Pläne... komm mit" und zog mich hinter sich her zum Mädchenschlafsaal. Ich verrengte mir fast den Kopf, um Sirius anzuschauen, doch Lily zog mich unbarmherzig weiter "Bei meinen Plänen sind Jungs nicht erwünscht. Du hast Sirius andauernd... es wird Zeit, das wir beide mal wieder was verrücktes und verbotenes machen!" Lächelnd warf ich Sirius noch einen Kuss zu, dann antwortete ich "Okay, was hast du für Ideen?" Inzwischen waren wir in unserem Schlafsaal angekommen. Unsere Betten wirkten verlassen. Kein Wunder, Alice schlief bei Frank, Lily schlief bei James und ich bei Sirius. Wir hatten hier schon ewig keine Nacht mehr verbracht. Zusammen setzten wir uns auf Lilys Bett. Sie hatte ein schelmisches Grinsen auf den Lippen und sagte "Ich hab so einiges vor. Pass auf..."
Lachend schlichen wir durchs Schloss. "Du bist verrückt." hauchte ich Lily zu während wir geräuschlos weitergingen. Es war 10 Uhr Abends und Lily und ich waren komplett in Schwarz gekleidet. Mit den schwarzen Müzen sahen wir aus wie Einbrecher. Leise glitten wir durch die dunklen Gänge Hogwarts. Unser Ziel: Der Kamin in Professor Slughorns Büro. Dieser dürfte um diese Uhrzeit nämlich unterwegs sein und falls er uns erwischt ist er bestimmt nicht so böse, da ich und Lily ja gute Schülerinnen sind. Als wir durch die Kerker schlichen waren wir noch leiser und angespannter, doch endlich standen wir vor Slughorns Bürotür. 'Kann's losgehen?' fragten Lilys Augen und ich nickte. Also hielt sie ihren Zauberstab ans Türschloss, murmelte "Alohomora" und die Tür öffnete sich mit einem leisen klicken. Still betraten wir den Raum. Und Slughorn ist nicht da. Gut. Wir schlossen die Tür hinter uns und gingen zum Kamin. Lily stellte sich zuerst hinein, sagte laut "Winkelgasse" und verschwand in grünen Flammen, ich machte es ihr nach. Hustend traten wir aus einem der Kamine in der Winkelgasse und sofort schlug uns laute Musik entgegen. Lily hatte uns noch Karten für die Zauberband 'Moonshadow' , die an Weihnachten auch in Hogwarts gespielt hat, besorgt und diese spielten heute hier. Ich lächelte. Natürlich wusste ich, dass das alles ein Ablenkungsmanöver sein soll damit ich aus meiner Depriphase herauskomme. Doch es war total lieb gemeint, also stürzten wir uns zusammen ins Menschengetümmel, schrien zur lauten Musik und genossen mal wieder einen richtig schönen, verbotenen Mädelsabend.
Dumbeldores Sicht:
Natürlich hatte ich bemerkt, dass Lily und Allie zu später Stunde umherschlichen und den Kamin in Professor Slughorns Büro genutzt hatten. Doch dieses mal ließ ich das durchgehen. Lily macht das ja nur für Allie. Unfassbar. Vor einem Jahr hatte ich nicht mal gedacht, dass Lily jemals etwas verbotenes tut... Dieses kleine Lacrimata-Mädchen hat hier schon einiges Verändert.... Da kam mir plötzlich ein Gedanke. Zu dieser Uhrzeit war es vielleicht nicht sehr ratsam, aber egal. Ich nahm mir Feder, Tinte und Pergament und begann zu schreiben. Als ich fertig war gab ich Fawkes den Brief und dieser Flatterte sofort los. Ich schaute meinem Phönix nach, bis er nicht mehr zu sehen war. Das kann ja noch interessante werden...
Allies Sicht:
Weit nach Mitternacht kamen wir zurück. Als wir aus dem Kamin traten, mussten wir unterdrücken, laut loszulachen. So leise, wie es unsere überdrehte Stimmung erlaubte, schlichen wir zurück in den Gryffindorturm und legten uns schlafen - mal wieder in unseren Betten. Wir ahnten jedoch nicht, dass ein Brief von Dumbeldore die nächsten paar Wochen komplett auf den Kopf stellen würde.
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Von Magie und Liebe
Fiksi PenggemarAllie zieht mit ihrem Bruder und ihren Eltern von Deutschland nach England. Doch da sie kein gewöhnliches Mädchen ist, sondern eine Hexe, besucht sie von da an auch Hogwarts - und trifft auf Sirius Black. Ob Sirius es schafft, sie zu verführen? Und...