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2.Kapitel; Believe in yourself

Am darauffolgenden Morgen wurde ich leicht an der Schulter gerüttelt und hörte, wie mein Name immer und immer wieder wiederholt wurde. Nach dem schätzungsweise zehnten Mal gab ich mit einem grimmigen Gemurmel zur Kenntnis, dass ich nun wach sei. Zumindest halbwegs.

"Endlich, Amy! Du schläfst wie ein Stein", nörgelte Damon und setzte sich auf die Bettkante.

"Hmm...", stimmte ich ihm halbherzig zu und vergrub mein Gesicht wieder im Kissen. Wie spät war es eigentlich?

"Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass ich jetzt zu meiner Arbeit fahre und du alleine mit den Jungs bist.", erläuterte er mir seine Anwesenheit und wie vom Blitz getroffen setzte ich mich auf und funkelte ihn bitterböse an.

"Deswegen weckst du mich?", beschwerte ich mich schnippisch und ließ mich wieder zurück ins Kissen fallen. Mein Verhalten war möglicherweise übertrieben, jedoch schätzte ich meinen Schlaf und stufte ihn fast schon als heilig ein.

"Jaja, Schwesterherz. Ich liebe dich auch!", lachte die Kartoffel und stand vom Bett auf um zur Tür zu gehen. Kurz bevor er aus meinem neuen Zimmer verschwand drehte er sich noch einmal zu mir um: "Ach ja, ich werde dir heute Abend deine Kaugummis mitbringen!"

Ohne auch nur eine Antwort abzuwarten ging er und ließ mich zurück. Genervt, weil ich wusste ich könne jetzt nicht weiter schlafen, trottete ich hinunter in die Küche, wo ein brauner Lockenkopf vor der Kaffeemaschine stand.

"Morgen", grummelte ich monoton und ging auf den Kühlschrank zu um schon einmal die Milch für das koffeinhaltige Getränk zu besorgen.

"Morgen? Es ist schon Mittag du Morgenmuffel!", meinte Harry grinsend und überreichte mir eine Tasse mit dem schwarzen Inhalt. Dankbar nickte ich ihm einmal zu, ohne auf seine Aussage einzugehen.

"Wo sind die anderen?", fragte ich nach längerer Zeit der Stille und sah zu dem jungen Mann vor mir auf.

"Kyle ist wahrscheinlich noch im Altenheim bei seiner Oma und Sean, ach der ist sowieso bei Bianca! Ich verstehe nicht mal, was er an so etwas Billigen findet!", man merkte ihm die Abscheu gegenüber dem Wesen an und zugegebenermaßen amüsierte es mich auf eine Art und Weise.

"So schlimm?", grinste ich und zog demonstrativ die Augenbrauen hoch.

"Schlimm ist gar kein Ausdruck! Dieses Mädchen benutzt mehr Schminke als ein Clown und dazu auch noch ihre knappe Bekleidung, wenn man das überhaupt so nennen kann! Damit könnte sie gleich auf die Reeperbahn und sich für wenig Geld, ach was rede ich da, umsonst anbieten! Und ihre Freundinnen kann sie gleich mit nehmen!", brabbelte er wild drauf los während ich ihm einfach nur stumm zuhörte und grinste.

"Du bist nicht Hetero oder?", frage ich lächelnd und betrachte ihn von oben bis unten während ich mit meinem Rücken an der Kücheninsel lehne. Seine Muskeln verspannten sich und aus großen Augen sah er mich an. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, was mich dazu veranlasste meine Vermutung zu bestätigen.

"Äh..also...ich...ähm..woher?...ich...", stotterte er unverständlich drauf los und stieß sich von der Arbeitsfläche ab, um panisch durch den Raum zu laufen.

Weil es mich nach einer gewissen Zeit nervte ging ich auf ihn zu und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. Seine giftgrünen Augen sahen mich mit solch einer Panik an, dass ich in Sekundenschnelle Mitleid mit ihm empfand.

Er erinnerte mich an Tom.

Tom.

Schnell verdrängte ich den Gedanken und konzentrierte mich wieder auf das Hier und Jetzt. Den Jungen vor mir.

Believe in yourselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt