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4.Kapitel; Believe in yourself

"Also... bekomme ich ganz sicher nicht deine Nummer?", nervte mich Jason seit einer halben Ewigkeit, während ich aufmerksam dem Unterricht folgte. Etwas besseres hatte ich sowiso nicht zu tun.

"Ach komm schon! Ignoriere mich nicht...", nörgelte er und stupste mit seinem Finger in meine Rippen. Augenrollend kritzelte ich ihm auf ein Stück Zettel meine Handynummer, ehe ich ihm diesen zu schob.

"Und jetzt nerv nicht", motzte ich und sah wieder nach vorne an die Tafel wo Mr Hitch gerade die Funktionsgleichungen erklärte.

Als das Klingeln ertönte, war ich schon so gut wie aus der Tür als ich am Ellenbogen zurück gehalten wurde. Etwas irritiert drehte ich mein Kopf in die Richtung in der ich meinen Peiniger erwartete und was für ein Wunder, vor mir stand Jason, die Nudel.

"Ist noch was?", fragte ich und zog demonstrativ meine Augenbrauen empor. Seine Lippen umspielte ein kleines Lächeln, ehe er mich hinter sich herzog und meine Frage nicht beachtete.

"Was wird das?", rief ich empört und versuchte mich von ihm zu lösen, doch die Versuche blieben zwecklos.

In der Cafeteria angelangt, marschierte er zielstrebig auf einen der Tische zu, an welchem schon zwei andere Personen saßen. Beide beäugten mich missbilligend, weshalb ich erneut mit den Augen rollte.

"Leute, das ist Amanda und ich hab soeben beschlossen, dass sie die Pause hier bleiben wird!", strahlte Jason und achtete gar nicht auf meinen entgeisterten Gesichtsausdruck.

"Was ist, wenn wir nicht wollen, dass sie hier ist?", fragte das blonde Mädchen argwöhnisch und musterte mich gründlich.

"Mir doch egal. Also Amanda, das sind Maria und Ethan. Nimm es ihnen nicht so übel, sie mögen Neue nicht sonderlich!", entgegnete Jason frech grinsend und ließ sich auf einem der freien Plätze nieder.

"Wieso schleppst du immer die Neuen zu uns?", fragte der schwarzhaarige Junge tonlos und sah geradewegs mit seinen dunklen Augen in meine hellen.

"Mein Gott, fahrt die Krallen ein. Euer toller Freund hat mich her geschleift, nicht ich mich selbst, nur damit das klar ist. Von mir aus kann ich mich auch vom Acker machen, stört mich nicht!", meinte ich genervt. Erst das Wesen heute Morgen und jetzt die zwei. Diese Schule ist ja voll mit solchen Kotzbrocken.

"Lucy wird sie lieben, also bleibt sie!", zog die Nudel wieder die Aufmerksamkeit auf sich und bei dem Namen Lucy verspannte sich meine ganze Muskulatur.

Meine Reaktion war unbegründet, zumindest hoffte ich das, doch mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich mich nicht zu früh freuen sollte.

"Erzähl uns war über dich Amanda", ein falsches Lächeln spiegelte sich auf den Lippen von Maria, doch man konnte an ihrer Haltung ablesen, dass sie mich nicht leiden konnte.

"Was willst du denn wissen?", fragte ich unschuldig. Die wenige Sympathie, die wir für einander empfanden, war offensichtlich.

"Natürlich alles! Wieso kommst du erst jetzt auf unsere Schule? Was sind deine Hobbys? Leg einfach los..", ihr Ton wurde ein wenig gereizter aber anscheinend merkte es keiner der Anderen oder sie wollten es nicht merken.

"Ich bin am Wochenende zu meinem Bruder gezogen. Meine Hobbys gehen dich nichts an und der Rest meines Lebens auch nicht", zugegeben, nett war mein Verhalten alle mal nicht, doch ich war lange genug nett. Ich hatte weder ihr, noch diesem Ethan etwas getan und trotzdem bildeten sie sich eine Meinung über mich. Auf sowas konnte ich gut und gerne verzichten.

Anscheinend bemerkte auch Jason die geladene Spannung zwischen mir und Maria, denn sein Blick wurde etwas unsicher.

"Wer ist denn dein Bruder? Also Gerüchte sagen, du wurdest mit Sean Rosewood gesehen, stimmt das?", langsam fing dieses Mädchen mich echt an zu nerven.

"Damon. Damon Adams und ja, ich wurde mit dem Kürbis gesehen aber nur, weil mein Bruder wollte, dass er mich zum Sekretariat bringt", dass ich allen in meinem Umfeld andere Namen zuteilte war mir egal.

Schon damals, noch vor meiner Diagnose, hatte ich Damon immer Kartoffel genannt und unser Hausmädchen Banane.

Sie war groß, schlank und hatte einen Buckel wodurch sie immer etwas Krumm ging. Dazu war sie auch noch leichenblass.

"DAMON ADAMS?!", rief Maria erschrocken und schnappte nach Luft. Ihre Augen hatte sie weit aufgerissen und ihr Mund stand leicht offen.

"Nein, Dieter Bohlen", entgegnete ich sarkastisch und rollte genervt mit den Augen. Wenn sie dachte, ich würde mich wiederholen, hatte sie sich getäuscht.

Böse funkelte mich das blonde Mädchen an, doch in dem Moment als sie etwas sagen wollte, fuhr der schweigsame Ethan dazwischen.

"Du bist schlagfertig", stellte er nüchtern fest und legte seine Arme auf der Tischplatte ab um sich etwas vorzulehnen.

"Aber mit Maria ist nicht zu spaßen", warnte er mich vor und beäugte mich kritisch. Ich schnaubte.

"Woher willst du wissen, dass man mit mir spaßen kann?", provokant setzte ich mich in die gleiche Pose wie er und funkelte ihn belustigt an.

Er versuchte so wie alle anderen hinter meine Fassade zu blicken, scheiterte jedoch kläglich. Egal wie viel ich mit einem Menschen sprach, ich hatte immer die kühle und distanzierte Wand vor meinen Augen, welche dafür sorgte, dass niemand mein wahres Ich sehen konnte.

Nur die, bei denen ich zuließ, das sie mich kennen durften, konnten hinter die Fassade blicken. Und das waren nicht wirklich viele. Je mehr Menschen man an sich heran lässt, desto mehr besteht die Gefahr, verletzt zu werden.

Ethans rechter Mundwinkel zog sich etwas in die Höhe und seine Augen blitzten herausfordernd auf.

"Ich hab dich gewarnt, Prinzessin", sein Mundwinkel sank wieder und auch das Glitzern in seinen Augen verschwand und wurde durch eine neutrale Mimik ersetzt.

"Damon hat nie von einer Schwester geredet...", riss mich Marias nervende Stimme wieder aus meinen Gedanken und verstört sah ich sie an.

"Wieso sollte er auch gerade dir von mir erzählen?", der bittere Hohn in meiner Stimme entging ihr nicht und wieder sah sie mich einige Sekunden böse an ehe sie mich arrogant anlächelte.

"Ich hatte mal was mit deinem Bruder."

"Wow, was für ein Wunder. Da warst du nicht die einzige, Püppchen!", lachte ich monoton und grinste. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Mein Bruder war nicht direkt eine männliche Schlampe, jedoch hatte er schon einige Frauengeschichten hinter sich. Nah genug ließ er aber keine an sie ran. Der Grund dafür war ich.

Jedes Mal war es das Gleiche. Er lernte ein nettes Mädchen kennen, ging mit ihr aus, sah sie danach aber nie wieder, da er Angst bekam.

Er hatte Angst verletzt zu werden. Das seine zukünftige Freundin nicht mit mir klar kam und er somit zwischen den Fronten stehen würde. Denn egal was ich machen würde, ich wäre immer seine Nummer eins.

Gerade als Maria etwas erwidern wollte, hörte ich die Stimme die mich vor fünf Jahren verlassen hatte. Die Stimme, die zu der Melodie meines Herzen gehörte, mich aber verließ als ich sie brauchte.

"Amanda?"

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