Kapitel XXX

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Sie erwachte kurz vor dem Sonnenuntergang und holte sofort ihre neueste Errungenschaft unter ihrem Kissen hervor. Dieses Mal schlug sie die Seiten auf, die sie letzte Nacht übersprungen hatte. Dort standen weitere Namen, wovon ihr nur einige wenige ins Auge stachen. Unter anderem: Kieran, Thore, Cassian, Noam, Kendrick, Alexander, Callum, Lexian, Natas und Romeo. Die hinteren Seiten des Buches waren unbeschrieben, deswegen nutzte sie sie für ihre Notizen. Sie schrieb eine Liste mit denen deren momentaner Status und Aufenthalt unklar war und eine, bei denen bekannt war, wo sie sich aufhielten. So landeten 29 Namen auf der Seite, die sie abarbeiten konnte, ohne großartig zu recherchieren. Dann pickte sie diejenigen heraus, die sich auf dem Nordamerikanischen Kontinent befanden, das waren 18. Zuletzt sortierte sie sie nach Entfernung ihres Standortes. So standen Adam, Felix, Markus, Robin, Castor, Luis, Seere, Amatus, Johann, Silvain, Kendrick, Timeon, Oscar, Leonas, Rasmus, Erik, Romeo und Raphael da, jeder in einer eigenen Zeile. Sie schlug das Buch zu. Diese Liste würde sie Corvin nächste Woche zeigen, vorausgesetzt, sie überlebte den Samstag mit ihren beiden Lehrern.

Sie schob das Buch wieder unter ihr Kopfkissen und streckte und reckte sich. Heute kamen Lucien und Ares wieder und sie sehnte sich tierisch nach ihnen. Trina machte sich frisch und zog sich an, ließ jedoch ihr Höschen liegen. Das fühlte sich ziemlich ungewohnt an, so nackt unter dem kurzen Rock. Sie schnappte sich ihre Schulsachen und wollte gerade zur Tür hinaus, da wurde eben diese von der anderen Seite geöffnet. Lucien kam dicht gefolgt von Ares hineingestürmt. Würde ihr Herz noch schlagen, hätte es das wahrscheinlich zehnmal so schnell getan. Sie fiel erst Lucien, dann Ares um den Hals. Ares hielt sie dicht an sich gepresst fest und küsste sie. Atemlos löste sie sich von ihm und hauchte: "Ich hab euch beide so vermisst." Ares und Lucien grinsten wie zwei freche Schuljungen.
"Falls du noch nichts vor hast...Wir haben heute keinen Unterricht", versuchte Lucien sie zu locken. Trina schaute auf ihre silberne Armbanduhr und murmelte: "So ein Mist, ich muss los, hab Mrs. Caffarelli und Mr. Robbins. Holt ihr mich später von da ab?" Erwartungsvoll schaute sie von Ares zu Lucien. Beide nickten, unabhängig voneinander.
"Wenn du möchtest begleiten wir dich zum Unterrichtsflügel. Dann kannst du uns erzählen, was hier so passiert ist, während wir weg waren", schlug Lucien ihr vor. Dieses Mal nickte Trina. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg und sie fing an zu erzählen was sie in den letzten Tagen gemacht hatte. Bei der Sache mit Amon angekommen sagte sie: "Ach ja. Gestern wollte Amon, dass ich noch kurz da bleibe. Er gab mir ein Buch mit Recherchen über die vier höchsten Generationen und wollte dafür eine Gegenleistung. Naja und dann fing er an, mich zu begrapschen. Schlussendlich kam er, sobald er ihn reingesteckt hatte."
"Er hat dich gefickt?", fragte Ares nach und sah kritisch zu seinem besten Kumpel.
"Ja, wie auch immer man dieses zweiminütige Geschehen nennen möchte, aber das war nicht alles", antwortete sie zerknirscht und erzählte weiter: "die eigentliche Gegenleistung ist, dass ich Samstag eine Nacht mit ihm verbringen werde...Mit ihm und...Corvin."
"Was? Mit Amon? Die ganze Nacht? Wirklich?", fragte Lucien und wirkte etwas besorgt.
"Ja," bestätigte sie. Lucien und Ares schauten sich stirnrunzelnd an.
"Meinst du, das du aus dieser Nummer noch rauskommen kannst, Trina? Das könnte nämlich ziemlich gefährlich werden für dich", sagte Ares.
"Wieso sollte es gefährlich werden? Was meinst du damit? Und woher willst du das wissen?", hakte sie nach. Sie waren inzwischen beim Trakt mit den Unterrichtsräumen angekommen.
"Selene und Adrianna waren seit ihrer Verwandlung die Gespielinnen von Amon und vor ihm hatten sie...Respekt, fast schon Angst. Sie haben einige Stories erzählt und das war echt kranker Scheiß, Trina. Amon ist gefährlich", klärte Lucien sie auf.
Ares seufzte: "Oh man, Trina, wo hast du dich bloß drauf eingelassen!? Da sind wir nur wenige Tage weg und du gerätst in echt üblen Mist. Ist dir das Buch wirklich so viel wert?"
Trina schielte auf den Flur, von dem die Klassenzimmer abgingen, noch war keine Spur von Mrs. Caffarelli zu sehen. Gespannt sah sie ihre beiden Liebhaber an. Ares sprach ehrfürchtig weiter: "Einiges, was Selene erzählt hat war, dass Amon sie gefesselt und dann ausgepeitscht hatte. Er hat sie angeblich mit diversen Gegenständen penetriert und das stundenlang. Sie hat echt leiden müssen und ich bezweifle, dass das bei dir anders werden wird." Trina erschrak. Konnte das stimmen?

Sie sah ihre Lehrerin auf sich zukommen und verabschiedete sich von Ares und Lucien mit den Worten: "Holt mich ab ja? Dann reden wir weiter." Und ging dann zum Unterricht.

Sie versuchte sich auf den Stoff zu konzentrieren, den Mrs. Caffarelli unterrichtete, doch sie konnte nur an Amon und seine kranken Neigungen denken. Ebenso beim Mathematikunterricht von Mr. Robbins. Sie war gespannt darauf, was Ares und Lucien ihr noch erzählen würden. Vielleicht sollte sie doch einen Rückzieher machen. Aber das Buch...Obwohl, das könnte sie doch abschreiben oder? Ihre Gedanken waren einzig bei diesem Thema. Sie ignorierte die gierigen Blicke von Isaac Robbins, die immer wieder zwischen ihre Beine wanderten. Seine hellbraunen Augen blieben oft auf dem hochgerutschten Rock hängen. Es schien, als hätte sie nichts darunter an. Doch warum wirkte sie so abwesend und beachtete ihn nicht? Sehr ungewöhnlich. Normalerweise flirtete sie ständig mit ihm, so wie die anderen Mädels in der Klasse auch. Er war nämlich ein ziemlicher Schönling, mit seinen dunkelblonden Haaren, der stylischen Frisur und dem entsprechenden Gesicht dazu. Leicht genervt beendete er den Unterricht.

BlutsMacht - Die ZeremonieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt