Theo's POV
Es war seltsam. Das Mädchen, das dort vor ihm saß. In all seinen 18 Lebensjahren hatte er nie eine Frau gesehen, die so, völlig allein, abgeschottet und verhüllt, auf einem Hügel saß. Und doch war etwas an ihr, etwas mysteriöses, was ihn interessierte. Vielleicht lag es an dem lilafarbenen Umhang, in den sie gehüllt war, und der ihr Gesicht verdeckte. Oder vielleicht war es die Art, wie sie dort auf dem sonnigen Hügel hockte, und scheinbar ins Nichts blickte.
Seine Musik erschien ihm der einfachste Weg, auf sie zuzugehen und sie anzusprechen. Er wollte mehr über sie wissen, wollte erfahren, wer sie war, warum sie dort saß. Doch sie ließ sich von seinem Charme nicht verführen, vielmehr trat sie gleichgültig auf, fast schon kalt.
Theodor wollte sie kennen lernen. Er wollte, dass sie ihm erzählte, wer sie war.Dann nahm das Mädchen die Kapuze ab. Das erste, was ihm auffiel, waren ihre langen, sehr dunklen Haare, die wellig und weich über ihre Schultern fielen. Sie sah ihn zwar nicht direkt an, doch bereits jetzt erschien sie ihm wunderschön.
„Oh", entfuhr es ihm.
Doch dann, ganz langsam, drehte sie den Kopf und sah ihn direkt an. Ihre stechend roten Augen waren auf ihn gerichtet, schienen sich in ihn zu bohren, in seine Seele schauen zu wollen.
Ein Schauer packte ihn und ließ ihn zurückweichen. Sie war kein normaler Mensch. Aber...
„Was...bist du?!", fragte er sie mit zittriger Stimme. War sie krank? Eine Hexe?
Ein...Dämon?
Theodor glaubte nicht an Dämonen, ebenso wenig an den Teufel. Für ihn waren sie nichts als Märchen, die man seinen Kindern erzählte, um sie vom Blödsinn treiben abzuhalten.
Es machte schlichtweg keinen Sinn. Aber welche Erklärung gab es sonst?Das Mädchen sagte nichts. Es sah ihn nur an, mit diesem seelenaufstöbernden Blick, mit diesen feuerroten Augen.
Dann, im nächsten Moment öffnete sie ihren Mund leicht und entblößte eine Reihe spitzer Zähne. Sie grinste.
Und Theodor, er wusste selbst nicht weshalb, fand sie noch immer hübsch.Also wagte er einen weiteren Versuch.
„Wie heißt Ihr?", wollte er wissen. Eine Antwort abwartend sah er sie direkt an. Jetzt fielen ihm auch ihre relativ scharf geschnittenen Gesichtszüge auf. Sie besaß hohe Wangenknochen und ein schmales Kinn. Dabei musste sie noch recht jung sein, so alt wie er, vielleicht jünger, doch sie sah älter aus. Es fiel ihm verdammt schwer, ihr Alter einzuschätzen.„Mein Name", begann sie nun, „lautet Celosia."
Er war so versunken gewesen, dass er wie aus einer Art Trance erwachte, als er sie sprechen hörte. Als er wieder einigermaßen aufmerksam war, sah er, dass sie lächelte.
Also stellte auch er sich vor: „Vor Euch steht Theodor, Sohn von Heinrich, Neffe von Ludwig dem Pfarrer."
Als die letzten Worte seinen Mund verließen, veränderte sich eindeutig etwas im Blick des Mädchens. War ihr Blick zuvor lediglich forschend und ein wenig neugierig gewesen, so war er jetzt von leichter Feindseligkeit umnebelt.
„Der...Pfarrer...unseres Dorfes...er heißt Ludwig, er ist mein Onkel", faselte Theodor weiter, obwohl in seinem Hirn alle Alarmglocken der Vernunft versuchten, ihn zum Schweigen zu bringen.Celosia's Augen schienen für einen Moment aufzuglühen, was bei Theodor eine Gänsehaut verursachte.
Plötzlich steckte sie einen Finger in die Erde und zeichnete schnelle Linien, die in einem Pentagramm resultierten.
Dann geschah etwas, womit er nicht einmal in seinen wildesten Träumen gerechnet hätte:
Das wunderschöne Mädchen, das ihn verzaubert hatte, ging vor seinen Augen in Flammen auf! Wo zuvor noch ein menschliches Wesen gesessen hatte, loderte nun ein unfassbar helles Feuer. Geblendet stolperte er nach hinten, die Augen mit der Hand bedeckend. Im nächsten Moment jedoch war die Flamme verschwunden, mit ihr das Mädchen. Lediglich ein paar winzige Funken fielen noch auf das Pentagramm nieder.
Sie war weg.
Und sie hatte...gebrannt?!
Theodor wusste nicht, was er davon halten sollte. Er würde seinem Vater davon berichten müssen. Doch er wollte es nicht. Auch wenn sie höchstwahrscheinlich eine Hexe oder Schlimmeres war.
Er beschloss, ihre Existenz vorerst geheim zu halten.
Wer wusste schon, was sich ergab...Celo's POV
In der Unterwelt angekommen manifestierte sich Celosia wieder und blieb für einen Moment stehen. Was war eben passiert? Hatte sie doch tatsächlich mit dem Menschen geredet? Und ihm sogar ihren Namen gesagt?!
Das war inakzeptabel in ihrer Welt. Daher hielt sie es für besser, ihrem Herrn nicht davon zu berichten...auch wenn etwas in ihr einen starken Drang danach hatte.
Morgen musste sie in dieses Dorf zurückkehren, um ihren Auftrag zu verrichten. Und sie würde auf eben jenen Hügel zurückkehren, auch, wenn sie sich dessen jetzt noch nicht bewusst war.
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Out of Hell - Die Geschichte eines uralten Dämons
FantasyIm Jahre 1385 lodert in der Hölle ein Feuer auf, das heißer brennt als alle zuvor. Celosia - die „brennende Flamme" der Unterwelt. Wortwörtlich. Denn sie ist eine 1615 Jahre alte Dämonin, die das Feuer kontrolliert. Sie hat die dunkelsten Zeitalter...