Kapitel 10

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Ich schlich die Treppen hoch, ging direkt in mein Zimmer ohne überhaupt meiner Schwester Hallo zu sagen, wollte keine Töne von mir geben zu groß war meine Angst, meinen Vater wieder wütend zu erleben, obwohl er nicht betrunken ist, anders als beim letztem Mal.

Auch wenn ich gerade furchtbare Angst vor meinem Vater verspürte, fragte ich mich was der Auslöser war, weshalb meine Eltern stritten. Es ist bisher das zweite Mal, dass ich sie streiten sehe. Den Auslöser von vor einem Jahr kannte ich nicht, genauso wie dieses Jahr.

In meinem Kopf spielte sich die Szene vom letztem Jahr unzählige Male ab, wie mein leiblicher Vater mir eine Lampe an den Kopf geworfen hat und mich beleidigte. Das ganze spielte sich immer und immer wieder ab, hörte erst auf, als ich einen schmererfüllten Schrei hörte, die Person, die geschrien hat, war meine Mutter. Hat er sie geschlagen? Wiederholt sich die Geschichte tatsächlich, bloß ist dieses Mal meine Mutter das Opfer und nicht ich.

Am liebsten würde ich augenblicklich runterrennen, meine Mutter Trost schenken, ihre Wunde verarzten, doch konnte ich meine Beine nicht dazu auffordern, los zu rennen. Zu groß war die Angst und der Schock. Es ist egoistisch nicht runterzugehen, um zu helfen, stattdessen hier zu bleiben in Angst, Selbstmitleid und Trauer zu ertrinken, ich will  helfen, ich will etwas tun, doch kann ich nicht.

Mein Gedanken führten mich in die Irre, meine Beine wurden zu Wackelpudding, meine Augen wurden feucht, bis schlussendlich die erste Träne meine Wange runterlief, gefolgt von den nächsten. So heulte ich mir eine Stunde, wenn nicht sogar zwei oder gar drei die Augen aus, schluchzte leise, hatte immer noch Angst, dass mein Vater hochkommen würde und mich aus unerklärlichen Gründen schlagen würde.

Meine Tränen hörten auf, als ich hörte, wie jemand die Haustür mit sehr viel Kraft zu schlug und dann jemand anfing laut zu schluchzen und zu fluchen. Das war eindeutig meine Mutter, die schluchzt und flucht zu gleich, so entschied ich mich runterzugehen, obwohl meine Beine sich immer noch wie Wackelpudding anfüllten, mein Gesicht rot und meine Augen geschwollen waren. An der Treppe blieb ich stehen, schaute herab und sah dass die Schuhe meines Vaters weg waren, also war er es auch, der die Tür mit so viel Wucht zu schlug und mich aus meinem Kummer holte.

Beruhigung stieg in mir auf. mein Vater war weg, niemand würde mich jetzt noch schlagen oder beleidigen, so entschied ich die ersten Stufen runterzugehen. Desto mehr Stufen ich runter ging, so wurde das Schluchzen und das Fluchen lauter.

Meine Schritte waren langsam, wenn ich versuchen würde schneller zu gehen, würde ich wahrscheinlich umfallen. Schweißtropfen flossen meine Stirn runter, meine Sorge um meine Mutter war hoch, vor allem wegen dem Schrei von vor paar Stunden. An der letzten Stufe blieb ich kurz stehen, atmete tief durch sammelte noch mal kurz meine Gedanken. Meine Füße trugen mich zum Wohnzimmer, jedoch war meine Mutter nicht dort, also lief ich zur Küche.

Dort sah ich meine Mutter am Esstisch sitzen, sie hatte ihren Kopf auf ihren Armen abgestützt und ihr liefen Tränen die Wangen runter, tropften auf den Tisch, wo sich bereits eine kleine Pfütze gebildet hat.

Ich lief auf meine Mutter zu, um sie in den Arm zu nehmen. Die eigentliche kurze Strecke fühlte sich so ewig lang an und meine Beine fühlten sich Tonnen schwer an.

Nachdem ich die Strecke überwunden hatte, legte ich sanft einen Arm um meine Mutter, diese schaute auf, ihre brauen Augen strahlten nicht, wie sonst immer wärme und Geborgenheit aus, sondern waren lehr. Keine einzige Emotion konnte man aus ihnen lesen, sie waren einfach lehr. Leblos.

Dieser Anblick brach mein Herz in tausende von Teilen, ließ die Tränen zum wiederholten mal ausbrechen. Ich nahm meine Mutter in meine Arme und fragte sie so leise, dass nur sie es hören konnte:,, Hat dich Vater verletzt?" sie schluchzte auf und sagte dann:,, Mach die keine Sorgen. Hauptsache ist, dass es dir und deiner Schwester gut geht."

Ich sagte nichts mehr, genauso wie sie. Wir wollten uns erstmal beide beruhigen, unsere Gedanken ordnen. Nach paar Minuten stieß Mei dazu und schloss uns in ihre Arme. In der Gruppenumarmung verweilten wir eine ganze Weile, bis jeder sich ausgeheult hat und alles grob verarbeitet hat.

Wir lösten uns langsam von einander, in jedem Gesicht konnte man nur Trauer erkennen, doch war ich froh, dass mein Vater nicht da ist, der offenbar an dem ganzen Schuld trägt. Mei und ich blickten unsere Mutter besorgt an, zwar wollten wir wissen was geschehen ist, jedoch wussten wir nicht ob es nicht Zuviel für unsere Mutter war, wenn wir jetzt noch nachforschen würden.

Schlussendlich entschieden wir morgen zu fragen, so gingen wir alle in unsere Zimmer, um zu schlafen. Ich lag lange wach, versuchte einzuschlafen, fing sogar an Schäfchen zu zählen, doch helfen tat nichts. Mein Wecker klingelte, doch holte mich dieser nicht wie sonst aus meinem Schlaf, sondern erinnerte mich aufzustehen, um zur Schule zu gehen.

Die schlaflose Nacht spiegelte sich auch in meinem Aussehen wieder, tiefe Augenringe, blasses Gesicht und ausdruckslose Augen.

Ich nahm mir meine Schuluniform, ging damit zum Badezimmer, wo ich meine Haare machte und versuchte mein Gesicht mit Schminke zu retten, erfolglos. Die dunklen Augenringe schienen durch und meine Haut wirkte immer noch blasser, als sonst.

Nachdem ich fertig umgezogen und fertig gestylt war, lief ich runter zur Küche, wo ich einen Zettelchen fand, auf diesem stand:,, Mäuschen, ich komme heute erst sehr spät nachhause. Tut mir leid, ich hoffe du akzeptierst ein Bento, als Entschuldigung. Hab dich lieb." war ja klar, heute ist Donnerstag, was heißt Tee trinken mit ihren Freundinnen, offensichtlich will sie nicht mal nach all dem, dieses Treffen ausfallen lassen.

Neben dem Zettel lag eine Bento Box, welches ich nahm und in meine Tasche legte. Da alles erledigt war, machte ich mich auf den Weg zur Schule.

Der Weg der für gewöhnlich 45 Minuten dauert, dauerte heute länger als sonst, da ich viel trödelte, da ich wusste, wenn ich mich beeilen würde, würde ich viel zu früh kommen.

Hin und wieder dachte ich an den gestrigen Tag, doch verwarf ich den Gedanken so schnell, wie er gekommen ist. So verbrachte ich 15 Minuten damit in Gedanken versunken den Schulweg zu absolvieren. Mein Handeln wurde aufgehalten, wegen einer Umarmung von hinten. Zuerst wollte ich mich befreien, doch als ich den Geruch erkannte, kuschelte ich mich näher an den Rücken der Person und murmelte ein 'guten Morgen 'Samu'.

Er legte seinen Kopf auf meine Schulter ab und gähnte ein sehr unverständliches:,, Morgen." wir verweilten nicht lange so, da wir leider zur Schule mussten.

Osamu ergriff meine Hand, lief los und fragte:,, Kaori, ist irgendwas bei dir geschehen, weshalb du so blass bist?" wegen seinen Worten blieb ich stehen, schluckte einen Kloß runter uns schaute auf den Boden. Ich überlegte einige Sekunden ob ich ihm alles erzählen soll, doch entschied ich mich schlussendlich nur zu sagen:,, Ja ist es. Doch will ich es nicht hier und jetzt sagen, sondern nach der Schule. Willst du dann mit zu mir kommen, dort würd ich dir alles erzählen." er schien kurz geschockt, doch bewegte er sich auf mich zu, nahm mich in seine starken Arme und murmelte 'Natürlich'.

So standen wir hier für einige Minuten, bis der Grauhaarige sich löste und mir einen Kuss auf die Wange gab, bevor er meine Hand ergriff und so los lief.

Wegen seinen Handlugen erhitzte sich mein Gesicht und bekam ein wenig Farbe, auch vergaß ich für diesen kurzen Moment alles was geschah, schätzte mich einfach glücklich, Osamu gerade an meiner Seite zu wissen und ihn meinen Freund nennen zu dürfen, obwohl wir es nie offiziell sagten, glaube ich, nein weiß ich, dass wir ein Paar sind.

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~Ich weiß nicht, was ich von diesem Kapitel halten soll, es ist irgendwie komisch geworden. Danke an alle die Voten, kommentieren und lesen, das freut mich wirklich sehr. Außerdem habe ich eine frage an euch, soll ich neben dieser Geschichte ein OneShot Sammlung eröffnen, welche ich dann ein-zweimal die Woche update?

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