Für sich selbst ist jeder unsterblich
Er mag wissen, dass er sterben muss, aber er kann nie wissen, dass er ist. - Samuel Butler
Ich konnte draußen auf dem Korridor schon die Klänge ihrer Absätze hören. Genervt verdrehte ich meine Augen und versuchte ruhig auszuatmen. Wenn ich jetzt wieder anfange zu schreien, wird sie wie die anderen Male ohne ein Wort den Raum verlassen. Ich musste strategisch vorgehen. Vielleicht sollte ich sie diesmal nicht beleidigen und einfach mal meine Fragen ruhig zu Wort bringen. Wobei ich echt nicht weiß, wie ich das schaffen sollte, wenn so eine Wut in mir brennt. Lange Zeit zum Nachdenken blieb mir auch nicht, da öffnete sich schon die Tür. Und damit auch mein Mundwerk. Gut das ich die Sache diesmal ruhig angehen wollte.
„Wie lange wollt ihr mich noch hier festhalten? Ich verstehe einfach nicht welchen Nutzen ich euch bringe. Meine Familie hat nicht genug Geld, falls ihr von meinen Vater Lösegeld verlangt." Ich machte mir noch nicht mal mehr die Mühe mich vom Boden aufzurichten. Reglos blickte ich auf die graue Decke, bis mich ihr Husten doch aufforderte, sie anzuschauen. Sie war nicht alleine. Diesmal hatte sie noch einen Mann an ihrer Seite. Groß. Starr. Kalt. Anders könnte ich ihn nicht beschreiben, denn seine nahezu schwarzen Augen, blendeten sein gesamtes Aussehen weg.
„Jupiter, sei doch so lieb und komm zu uns." Ich hatte schon lange aufgehört ihr zu erklären, dass mein Name nicht Jupiter ist, doch eines Besseren konnte ich sie auch nicht lehren. Denn wie ich mein eigentlicher Name ist, bliebt selbst mir ein Rätsel. Wahrscheinlich hatte ich mein Kopf angestoßen, als sie mich hierhergebracht haben. Nur eine Gehirnerschütterung kann die Antwort auf diese Frage sein.
Widerwillig richtete ich mich auf und ging auf die Beide zu, doch hielt mein Abstand bei.
„Jupiter, das ist Atlas, er ist so zu sagen...", doch weiter sagte sie nichts und blickte den Mann hilfesuchend an. Bevor ich mir aber drüber Gedanken machen konnte, setzte dieser ihren Satz fort:" Dein Mentor. Ich bin dein Mentor."
Mentor? Für was alles in der Welt brauche ich einen Mentor. Genau das wollte ich von Ihnen wissen, aber bevor ich überhaupt meine Frage stellen konnte, fing die Rothaarige wieder an das Gespräch zu führen: „Genau! Ja genau! Auf jeden Fall wird er dir alles zeigen und das wichtigste lehren. Aber das alles wird dir Atlas erklären. Also da will ich euch auch gar nicht länger aufhalten." Mit diesen Worten drehte sie sich um und wollte gerade den Raum verlassen, als sich sie noch einmal zu mir umdrehte: „Ich hoffe sehr, dass du dich selbst nicht verlierst. Ich kann es spüren, du warst einmal eine reine Seele. Versuche mit all deinem Mitteln diese wieder zu finden." Während ich noch damit beschäftigt war, aus ihren Worten schlau zu werden, drehte sich Atlas schon zu mir um, um dort weiter zu machen, wo die Frau aufgehört hat.
„Also gut dann würde ich mal sagen wir begingen mit der Tour. Folge mir einfach, sei still und rede nur, wenn ich dich auffordere." Er ließ mich noch nicht mal antworten, da drehte er sich einfach um und verließ ebenfalls den Raum. Doch obwohl ich ihm folgte, hatte ich ganz und gar nicht vor seiner Aufforderung nachzukommen und begann schon mit meinen Fragen: „Wo befinden wir uns? Was habt ihr mit mir vor? Warum..." Doch bevor ich fortsetzen konnte, wurde ich von Atlas unterbrochen: „Wie ich sehe siehst du mich noch nicht als Autoritätsperson, wenn du so meine Mahnung ignorierst. Ich hoffe sehr für dich, dass sich das ändert. Denn wenn nicht werden du und ich ein Problem haben"
Autoritätsperson, nicht das ich lache. Er ist doch nicht mal ein, zwei Jahre älter als ich. Ganz sicher werde ich mich nicht von ihm kommandieren lassen. Gerade als ich ihm das vor den Kopf werfen wollte, kam er mir mal wieder zu vor: „Hast du dir schon mal über die Worte ‚Ruhe in Frieden' Gedanken gemacht. Eigentlich doch nur drei bedeutungslose drei Wörter, denkt man zumindest. Aber was ist, wenn das nicht so ist. Was ist, wenn hinter diesen drei einfachen Worten so viel mehr versteckt ist." Verwirrt blickte ich ihn an und versuchte aus seinen Worten schlau zu werden. „Wollt ihr mich etwa umbringen" Wütend erhob ich meine Stimme und blickte ihn direkt in die Augen. Er sollte erkennen, dass ich vor ihm und seinen Leuten keine Angst habe. Ich weiß ja nicht was für ein Spiel hier läuft, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass sie mich nicht so leicht unterkriegen.
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Mezzanine
FantasyJupiter ist gefangen. Gefangen zwischen Mauern, die ihr Unterbewusstsein für sie erschuf. Doch erst wenn sie es schafft sich zu erinnern, kann sie Ruhe finden. Im Leben und im Tod.