Kapitel 35

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Ich werde von einem rütteln geweckt.

„Clara wach endlich auf! Es ist schon zehn Uhr." Violets stimme ist etwas besorgt. Ich mache die Augen auf und um mich herum stehen alle Mädels mit besorgtem Gesicht.

„Was ist denn los?" Ich richte mich auf.

„Wir versuchen dich seit mehreren Stunden aufzuwecken..."

„OHHH sorry." Ich stehe auf, suche meine Sachen zusammen und mache mich auf zum Bach.

Nachdem ich mich fertig gemacht habe, gehe ich zurück zur Höhle. Alle Mädels sitzen zusammen. Die Stimmung ist bedrückt. Ich hole mir meine Scheibe Brot zum Frühstück und setze mich zu ihnen. Das Frühstück vergeht schweigend.

„Ist sonst noch etwas, weswegen wir alle schweigen?" Frage ich während wir uns die Kleider anziehen, die wir gestern bekommen haben.

„Ich habe keine Ahnung." Sagt nur Violet und die anderen zucken die Schultern. Irgendetwas ist bestimmt, aber für mich ist das Schweigen momentan wirklich angenehm, also belasse ich es dabei. Ich ziehe mein Kleid an und Leah holt uns eine halbe Stunde später mit einem Auto ab. Naja, es sind zwei riesige Transporter. Es sind nicht solche, von denen wir vor einem halben Jahr verschleppt wurden. Es sind welche mit Sitzplätzen und Fenstern. Es ist eigentlich echt komisch, aber ich freue mich das ein Auto Fenster hat.

Halb Zwölf kommen wir am Markt an. Der Markt ist schon rappel voll. Wir stellen uns so, dass wir eine Sicht auf die Bühne haben und auf die Leinwand dahinter. Um uns sammeln sich immer mehr Leute an. Zwischendurch gesellt sich auch Leah zu uns, die mit einer anderen Zofe die Autos etwas weiter außerhalb parken musste, aber sie sagt, genauso wie der Rest von uns, kein einziges Wort. Die Zeit vergeht nicht schnell, aber auch nicht langsam. Auf der Bühne spielt eine Band, damit das Warten erleichtert wird. Auf der großen Leinwand wird die Uhrzeit angezeigt.

Es ist 12:55 Uhr. Ein Timer erscheint. Wo die letzten 5 Minuten heruntergezählt werden. Die Band spielt die fünf Minuten „The Final Countdown" von Europe.

Die Musik endet und Collin kommt auf die Bühne. Eine Großaufnahme von ihm erscheint hinter ihm auf der Leinwand. Er stellt sich hinter das Rednerpult und sortiert seelenruhig seine Karten, als ob er die Zeit der Welt hätte und nicht gerade Millionen Menschen vor im stehen. Mein Herzschlag beschleunigt sich von null auf hundert und instinktiv, als ob Violet es spürt, dass ich aufgeregt bin, nimmt sie meine Hand. Etwas beruhigt sich mein Puls wieder, aber normal ist er so sicher nicht.

Er möchte gerade anfangen mit rede, dann lässt er seinen Blick noch mal über die Menschenmasse schweifen. Fast alle Einwohner aus Rocam sind hier und es kommt einem so vor, als ob er jeden einzelnen anguckt. Collin hat ein Mikro am Hemd und deswegen hört man alles. Er atmet hörbar aus und guckt noch einmal auf seine Karten, dann schaut er wieder auf. Er nimmt die Karten in die Hand und zerreißt sie einmal in der Hälfte. Fest entschloss umfasst er das Rednerpult und fängt an mitreden:

„Eigentlich sollte ich heute bekannt geben, dass ich mich heute mit der Prinzessin von Acudo verlobe, aber das wäre die unglücklichste Ehe der ganzen weiten Welt..." Er schaut noch einmal über die Massen.

„Seid, oder wart, ihr schon einmal wirklich verliebt? Alle die es sind oder einmal waren heben bitte die Hand." Ganz viele heben die Hand und da es ja nun auch mal bei mir zustimmt, hebe ich auch die Hand. Wie Leah neben mir auch. Sie lächelt fröhlich, weil sie, genauso wie ich, weiß dass Haydn auf der Bühne steht und als ich ihn sehe, sehe ich das er auch die Hand hebt. Collin dreht sich einmal komplett im Kreis, denn auch alle aus der Band melden sich. Collin nimmt das Mikrofon, was auf dem Rednerpult liegt, und geht auf Haydn zu.

„Haydn heißen Sie richtig?" Er hält ihm das Mikro hin und Haydn ergreift es.

„Ja Majestät."

„Verraten Sie mir wie ihre große Liebe heißt?" Haydn nickt.

„Sie heißt Leah. Ich möchte keinen Tag mehr ohne sie leben." Leah fängt an mit weinen als sie das hört und um sie zu trösten, nehme ich sie in den Arm.

„Würden Sie jetzt gerne mit Ihrer Freundin zusammen sein Haydn?"

„Ich würde alles dafür geben!" Haydn schaut über die Massen hinweg zu Leah, die immer noch in meinen Armen liegt. Die Kamera folgt seinem Blick und Leah und ich erscheinen im Großformat auf der Leinwand. Na super, ich wollte natürlich so auffallen. NICHT! Irgendeiner ruft aus dem Publikum:

„Ist das nicht Clara von der Auswahl?" Aber er wird nicht für voll genommen, denn alle schauen auf Leah. Sie löst sich von mir und schaut nach vorne. Vor uns sind alle Menschen bis zur Bühne zur Seite gegangen, so dass sich ein Durchgang gebildet hat. Leah schaut mich noch einmal an und lächelt, dann schaut sie nach vorne und rennt bis zum Bühnenaufgang. Sie geht die Treppe hoch und fällt Haydn in die Arme. Sie küsst ihn und sie erzählen auch noch irgendetwas, aber Collin hatte Haydn das Mikro schon wieder abgenommen. Er steht in der Mitte von der Bühne und redet nun weiter.

„Jeder Mensch verdient ein so ein Glück wie Leah und Haydn es jetzt haben und ich hätte meines niemals in meinem ganzen Leben mit Prinzessin Gabrielle gefunden. Ich habe mein Glück schon viel früher gefunden..." Sein Blick sucht die Mengen ab bis sein Blick scheinbar mich anvisiert.

„Erinnern Sie sich noch an die Auswahl?" Alle schreien Laut:

„JA!"

„Gleich am ersten Tag habe ich Sie gefunden. Sie hat mich um Zeit gebeten, die ich ihr gegeben habe, aber plötzlich auf Grund vom Tod meines Vaters wurde ich zu einem richtigen Arschloch und trotzdem war sie gestern bei mir uns hat mir die Augen geöffnet. Wofür ich ihr nur danken kann..." In seinen Augen sammeln sich Tränen und Collin macht ein paar Minuten Pause, bevor er weiter spricht, er muss sich erst einmal Sammeln. Aus dem Publikum schreit jemand:

„WER IST ES DENN NUN?!" Collin lacht ein wenig, während er noch um Fassung ringt.

„Bevor ich Ihnen es allen sage möchte ich, dass sie Wissen das Mister Wilbour und Mister Noxy seit gestern Abend aus ihrem Amt entlassen und darauf sofort verhaftet wurden. Auf Grund von negativer Beeinflussung des Königshauses!" Ein erleichtertes Raunen geht durch die Reihen und die Mädels um mich herum fangen an mit quietschen und klatschen, alle anderen auf dem Markt stimmen mit ein, ich aber bin völlig erstarrt. Haben wir es wirklich geschafft? Kann nicht sein! Oder doch?

„Nun möchte ich Sie aber nicht länger auf die Folter spannen." Collin geht die Treppe runter und um ihn herum bildet sich immer eine Blase, wo keine Leute sind. Ein Kameramann folgt ihm auf Schritt und Tritt.

„Wissen Sie meine Damen und Herren, Sie haben dieses besondere Mädchen sogar gerade schon einmal gesehen..." Collin kommt bei mir an und die Kamera zeigt mich in Großaufnahme, wie ich Collin einfach nur anstarre. Collin stellt das Mikro an seinem Hemd aus und kommt noch einen Schritt auf mich zu, so dass wir nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt sind.

„Clara..." Ich erwache aus meiner starre.

„Ja?" Frage ich mit ganz ängstlicher Stimme. Sie zittert wie noch nie in meinem Leben. Ich bin mir gar nicht sicher ob er mich überhaupt gehört hat. Collin nimmt meine Hände wieder in seine, wie gestern. Mit den Daumen streichelt er meine Handrücken und ich kann nichts anderes tun als ihn weiter einfach nur mit offenem Mund anzuschauen. Collin lässt meine Hände wieder los und legt sie an meine Wangen. Er legt seine Stirn an meine und er flüstert:

„Ich hätte euch nie wegschicken dürfen... Jeden Tag, den ich ohne dich verbringen musste, war die reinste Qual für mich. Ich werde dich für immer lieben, wie ich es dir vor einem halben Jahr schon in der Bibliothek gesagt habe.... Vergibst du mir?" Ich löse meine Stirn von seiner und schaue ihm in die Augen. In ihnen sehe ich pure Angst und auch Tränen. Wenn ich ihm jetzt absagen würde, würde für ihn wieder seine Welt zusammen brechen, aber das mache ich nicht. Ich könnte es nicht mal, wenn ich wollte. Ich lehne mich zu ihm und küsse ihn. Ich vergesse die millionen Menschen und die Kameras um mich herum, jetzt ist meine eigene keine Welt komplett...

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