Hermine kam an diesem Tag nicht zurück in den Schlafsaal. Lavender, Parvati und ich dachten uns dabei jedoch nicht viel und schliefen trotzdem ein. Ich etwas weniger glücklich als die beiden, die lächelnd von den bevorstehenden Sommerferien träumten.
Am nächsten Morgen gab es schlechte Neuigkeiten. Sirius Black, der letzte Nacht gefangen worden war, war entkommen. Als allen Schülern und Schülerinnen dies vor dem Frühstück mitgeteilt worden war, zogen zwar alle grimmige Gesichter, doch schließlich siegte doch die Freude darüber, dass die Sommerferien bevorstanden. Hogwarts' Bewohner und Bewohnerinnen waren doch zum größten Teil noch Kinder, deren ganze Freude darin lag, in der Hitze zu ihren Eltern fahren zu können und dort ein paar freie Wochen zu verbringen. Auch ich ließ mich von der Sache mit Black nicht wirklich aus dem Konzept bringen. Ich hatte schon viel Schlimmeres erlebt. Ja, ich ging sogar soweit, mich darüber zu freuen, dass ich dieses Schuljahresende keinen toten Vater zu betrauern hatte. Mein Vater war dieses Jahr nicht mehr wieder zurück gekommen, dafür aber auch nicht von Harry Potter getötet worden. Irgendwie schaffte es mein hitzetotes Gehirn, diese Tatsache zu etwas Positivem zu machen.
Nach dem Frühstück fing mich Philo ab. Er stand allein zwischen ein paar Erstklässlern und hielt ein Blatt Pergament in Händen. Ich ging überrascht auf ihn zu.
"Gut, dass du mich gesehen hast", meinte Philo. "Ich glaube, ich hätte dich zwischen den ganzen Slytherins nicht erkannt."
Verdutzt schaute ich hinter mich. Draco und die anderen Slytherins aus meinem Jahrgang hatten hinter mir die große Halle verlassen. "Die waren nur zufälligerweise hinter-" Ich stoppte in meiner Erklärung, da ich merkte, wie sinnlos sie war. Philo wusste, dass ich mich mit den Slytherins abgab. Es war ihm egal, ob ich diesmal mit ihnen geredet hatte, oder nicht. Außerdem würde ich ihm auch bestimmt nicht auf die Nase binden, dass ich mich mit Draco zerstritten hatte.
"Wie auch immer, ich wollte dich fragen, ob du mit nach Hogsmeade möchtest. Urig, Simon und ein paar andere kommen auch mit."
Ich sah in meine leeren Handflächen. Hermine befand sich im Krankenflügel, wie ich von Percy Weasley, unserem Schulsprecher, in Erfahrung gebracht hatte, und auch wenn sie das nicht gewesen wäre - da war ich mir sicher - hätte sie jetzt keine Zeit für mich gehabt. Mit zusammengebissenen Zähnen nickte ich also.Wir waren schließlich doch eine große Runde, die zusammen nach Hogsmeade ging. Wayne Hopkins und Roger Malone aus meinem Jahrgang, Tamsin Applebee, Urig Cadwallader, Simon Capper, Heidi Macavoy aus Philos Jahrgang und ich als einzige Nicht-Hufflepuff. Ich fühlte mich wieder einmal ziemlich fehl am Platz, aber zu meinem Erstaunen war es nicht einmal so schlimm. Die Jungs aus meinem Jahrgang kannten mich zumindest vom Unterricht und fanden es gut, dass ich mit Harry gut zurecht kam und Urig, Simon und Philo banden mich sogar ins Gespräch mit ein. Insgesamt galt, weil ich eine Gryffindor war und obendrein Philos Stiefschwester, wurde ich akzeptiert.
Bei Honigtopf war ich gerade dabei, mir die Regale anzusehen, als Heidi und Tamsin plötzlich hinter mir standen. Erschrocken taumelte ich gegen ein anderes Regal. Heidi und Tamsin fingen mich auf. Ich bedanke mich leise und wusste nicht, was ich von den beiden halten sollte. Sie waren diejenigen, die ich am wenigsten von Philos Freunden kannte.
"Nach was suchst du?", fragte Heidi und beugte sich nach unten um eine Packung mit gemischten Süßigkeiten herauszuholen. "Ich nehme die meinem kleinen Bruder mit. Er kommt nächstes Jahr nach Hogwarts."
"Nach nichts Bestimmten", antwortete ich. Eigentlich hatte ich überhaupt nicht vor, etwas zu kaufen. Es kam mir ein wenig unnötig vor, da ich sowieso bald wieder nach Hause fahren würde.
Auch die braunhaarige Tamsin holte sich nun Süßkram aus dem Regal. Anders als ihre Freundin musste sie sich dafür nicht hinunterbeugen. Sie war sicherlich zwei Köpfe kleiner als Heidi. Da die Jungs noch lange zu brauchen schienen, blieben wir Mädchen fürs Erste hinten im Laden und stöberten ein bisschen in den Regalen. Währenddessen begannen Heidi und Tamsin mich vorsichtig auszufragen: "Um ehrlich zu sein habe ich mich immer schon gewundert, wie du gleichzeitig mit Potter und Malfoy befreundet sein kannst. Ich meine, es ist wohl allseits bekannt, dass sich die beiden nicht wirklich mögen."
"Akzeptieren die das einfach, dass du mal bei den Gryffindors, mal bei den Slytherins sitzt?"
DU LIEST GERADE
Die Tochter des dunklen Lords (Harry Potter Fanfiction)
FanfictionGrausam. Kalt. Herzlos. So würden die meisten Hexen und Zauberer den Mann beschreiben, der diskriminiert, tyrannisiert, foltert und mordet. So aber nicht seine Tochter. Der dunkle Lord hatte nämlich vier Jahre lang Zeit, seiner Tochter seine Ansicht...