45 | I like waking up next to you.

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Sonnenstrahlen kitzelten meine Nase, sorgten dafür, dass ich sie rümpfte und meinen Arm hob, um meine Augen vor der Helligkeit zu schützen, die mich langsam aus meinem Schlaf lockte.

Ich war noch nicht bereit, aufzustehen und mich dem Tag zu stellen, abgesehen davon, dass ich nicht die leiseste Ahnung hatte, welcher Tag neu angebrochen war.

Das Lied einer Rockband, das aus einem Handy in der Ferne dröhnte, ließ mich gegen meinen Willen aufschrecken und kerzengerade im Bett sitzen.

Verwirrt fingen meine Augen an, den Raum nach der Quelle des Geräusches absuchen, doch schon bei der ersten Kommode, die sie erfassten, blieben sie hängen. Es war nicht jene, die meine Eltern vor Jahren in meinem Zimmer aufgestellt hatten. Auch fand ich nicht die vertraute Couch mit den schmutzigen Oberteilen und Hosen vor, die ich am Vortag noch in Augenschein genommen hatte.

Ich blinzelte mehrere Male, fuhr mir mit der Hand über die müden Augen und senkte den Kopf dabei ein wenig. Neben mir begann sich etwas zu bewegen, und ich stockte.

Verwundert riss ich meinen Kopf zur Seite und starrte in das Gesicht von Lennox, der die Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte. Sein Grinsen sprach Bände.

„Hast du einen Geist gesehen?", fragte er mich neugierig. Belustigung schwang in seiner Stimme mit, die ich bei aller Liebe nicht teilen konnte. Während sich alle Glieder des Puzzles in seinem Kopf schon zusammengesetzt zu haben schienen, herrschte in meinem noch das totale Chaos. Kein Puzzleteil passte an das andere und ich fragte mich, ob jemand das ein oder andere gegen ein Falsches ausgetauscht hatte.

„Nein...", murmelte ich leise. „Woher kommt die Musik?"

Lennox verengte die Augen und deutete dann mit dem Kopf Richtung Zimmermitte. „Ich glaube, irgendwo da hinten habe ich mein Handy gelassen, als du gestern zum Essen gekommen bist. Ich schätze, dass das mein Wecker ist", erklärte er.

Lennox hob den Kopf um einen Blick auf die Uhr zu werfen, die er auf seinem Nachttisch aufgestellt hatte. Es war kurz nach halb sieben am Morgen. An einem Mittwochmorgen.

Ich schluckte. Langsam setzten sich die Geschehnisse des gestrigen Tages zusammen und ich wurde wieder Herrin über die Situation. Nach dem stundenlangen Gespräch, das wir über Gott und die Welt geführt hatten, musste ich irgendwann eingeschlafen sein. Verdammt.

Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn und vergrub das Gesicht schließlich in meinen Händen. Ich hatte meinem Vater gestern erzählt, dass ich zu Alaia fahren und mit ihr ein Projekt durchsprechen wollte. Davon, dass ich vielleicht über Nacht wegblieb, hatte ich nichts gesagt.

„Ist alles in Ordnung?", fragte Lennox aufmerksam. Sichtlich besorgt setzte er sich auf und nahm meine Hände von meinem Gesicht, um mich ansehen zu können.

„Ich finde es auch nicht berauschend, dass man uns in einer Stunde in der Schule erwartet, aber das ist kein Grund, um sich selbst zu schlagen." Grinsend strich er mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, ehe er einen Kuss auf meine Stirn hauchte.

„Ich habe meinem Vater nicht Bescheid gegeben, dass ich über Nacht wegbleibe. Er macht sich mit Sicherheit schon Sorgen", murmelte ich verzweifelt. „Wir hatten ja auch nicht geplant, dass du über Nacht bleibst", erinnerte er mich. „Oder hattest du Pläne, in die ich nicht eingeweiht war?"

Ich schüttelte den Kopf und seufzte leise. „Das macht es nicht besser, Lennox. Eher im Gegenteil", versicherte ich ihm. In Gedanken ging ich den gestrigen Abend noch einmal durch, versuchte mich daran zu erinnern, wo ich mein Handy überhaupt gelassen hatte. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich es nicht mit in sein Zimmer gebracht hatte. Hatte es überhaupt den Weg in Lennox Haus geschafft?

Paralyzed | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt