Kapitel 12

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Quälend langsam öffnete Destiny die Augen und kniff sie sogleich wieder zu, weil das Weiß der Decke sie blendete. Wo war sie? Ein Hauch Desinfektionsmittel lag in der Luft, sie konnte sich kaum bewegen und ihre Augenlider waren so schwer, dass sie sie am liebsten niemals öffnen wollte. Vorsichtig unternahm sie einen weiteren Versuch ihre Augen zu öffnen. Wieder stach das Weiß der Decke in ihr Auge, doch dieses Mal wich sie nicht zurück, sondern versuchte herauszufinden wo sie war. Das Wort Krankenstation sickerte wie Honig in ihre Gedanken. Aber warum sollte sie auf der Krankenstation liegen? Der Schmerz an ihrer Seite, als sie versuchte sich zu bewegen beantwortete ihr wenigstens diese Frage. Der Kampf, Genesis, stimmt, da war was.

Worte neben ihrem Ohr, die sie nicht verstand, ließ sie den Kopf zur Seite drehen und direkt in Angeals Gesicht blicken. „Du bist wach", stellte er fest und musterte sie genau. In seinem Blick konnte sie eine Spur von Besorgnis lesen, die sie von ihm zwar erwartet hatte, aber deren Menge sie überraschte. Er saß direkt zwischen ihrem Bett und einem weiteren, auf dem sie Genesis schlafende Gestalt erkennen konnte und sah unheimlich müde aus. „Wie geht's dir?", fragte eine weitere Stimme, aus einer anderen Richtung. Wie automatisch wandte Destiny demjenigen den Kopf zu. Sephiroth lehnte neben der Tür an der Wand und sah sie an. „Ich fühl mich, als wäre Bahamut auf mir gelandet", krächzte sie leise. Ihre Kehle war staubtrocken.

Mit großer Vorsicht richtete sie sich auf, wurde sogleich von Angeal am Rücken gestützt. Er setzte eine Wasserflasche an ihre Lippen. „Trink", sagte er sanft, „Ihr hattet gestern großes Glück." Destiny tat wie ihr geheißen, bis Angeal die Flasche wieder wegnahm. „Wie geht's ihm?", sie machte eine vage Geste in Richtung Genesis. „Nachdem er Bericht erstattet hatte, ist er eingeschlafen und schläft seitdem", sagte Sephiroth. Destiny nickte: „Gut, er sah echt fertig aus."

Sephiroth ließ ein Geräusch hören, das entfernt an ein unterdrücktes Kichern erinnerte: „Du hast ein paar Dritte zu Tode erschreckt und erzählst mir Genesis sah fertig aus?", er ließ ein leises Lachen hören. „Wie meinst du das?", man, sie hasste diesen Kerl. „Sie dachten, du wärst längst Tod. Bei deiner Blässe und dem ganzen Blut war das aber auch kein Wunder", erklärte Angeal mit ruhiger Stimme. Destiny gab darauf keine Antwort, sondern starrte die gegenüberliegende Wand an. Das war so knapp gewesen. Wenn sie ihre Mission ausführen wollte, musste sie deutlich vorsichtiger sein. Sie war dank Sephiroth eh in Veruf geraten und wenn Genesis in ihrer Gegenwart gestorben wäre... sie konnte sich garnicht vorstellen was dann geschehen wäre.

Langsam tastete sie nach den Bandagen, die sich um ihren Bauch und Oberkörper schlangen. Die Wunde würde bald nur noch eine Erinnerung sein, vielleicht eine blasse Narbe, aber was hatte sie mit dieser Aktion in sich selbst ausgelöst? Als sie Genesis nachgesprungen war, hatte sie an gar nichts gedacht, war nur dem Impuls gefolgt ihn zu retten. Die ganzen Wenn-Fragen kamen ihr erst jetzt in den Sinn. Sie war zu naiv gewesen und hatte ihr Pensum an Glück deutlich überschritten. Wie würde es jetzt weitergehen?

Sie spürte, wie ihre Stütze verschwand und sie wieder in ihr Kissen sank. „Wir sollten euch jetzt allein lassen. Ihr müsst euch ausruhen", entschied Angeal und ging mit Sephiroth zur Tür, bevor er ging warf der General ihr einen letzten nachdenklichen Blick zu, dann folgte er Angeal nach draußen, und ließ Destiny allein mit ihren Gedanken und dem schlafenden Genesis zurück.

Es musste spät in der Nacht sein, Destiny hatte es nicht mehr geschafft wieder einzuschlafen und ihr wurde klar, dass sie die Lügen nicht mehr aushielt. Sie hatte bisher viel zu viel riskiert, ihr Leben eingeschlossen und es hatte sie nicht weiter gebracht. Es wurde Zeit ShinRa den Rücken zuzukehren und an ihren Platz zurückzukehren. Sie war hergekommen um Informationen zu sammeln und stärker zu werden und das hatte sie erreicht. Sie könnte Avalanche mehr nützen, wenn sie bei ihnen war und nicht Monster für eine Firma jagte, die sie nicht ausstehen konnte. Ihr war bewusst, dass desertieren nicht ungefährlich war, aber für dieses Problem besaß sie zwei Identitäten.

Schatten über ShinRaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt